Vom Zufall des Sammelns

Stadt Bregenz hat ihr Depot geöffnet und zeigt eine vielschichtige, zur Diskussion anregende Sommerausstellung.
Bregenz Es ist sehr gut, dass es diese Ausstellung gibt, es wäre jedoch besser, wenn man sie gar nicht brauchen würde. Unter dem Titel „Die Kunst des Sammelns“ zeigt die Stadt Bregenz im Palais Thurn und Taxis Arbeiten aus dem eigenen Bestand. Insgesamt rund 1500 Werke werden in den Depots oder einigen Amtsräumen bewahrt. Allgemein zugänglich ist nicht einmal ein kleiner Teil, ein städtisches Museum existiert nicht, die Galerie im Festspielhaus wurde nach dem Umbau aufgelöst, und dem Vorarlberg Museum Leihgaben zu überlassen, würde nichts bringen. Dort, in der großen Institution des Landes, stellt man sich auf den Standpunkt, dass die bildende Kunst beim Publikum nur wenig Interesse findet. In den sicherheits- und klimatechnisch bestens gerüsteten Räumen im um rund 30 Millionen Euro ausgebauten Haus finden Konzerte und sonstige Veranstaltungen statt, vor allem die Malerei bleibt neben den historischen Exponaten oder Grafiken und Fotografie eher eine Marginalie. Sonderausstellungen mit Originalen gibt es nicht in entsprechender Häufigkeit.
Tizian, Sandner, Fetz
Daher kommt es, dass in Vorarlberg keine ständige Auseinandersetzung mit Arbeiten jener Künstlerinnen und Künstler aus der Region möglich ist, die internationale Bedeutung erlangten. Was anderswo eine Selbstverständlichkeit ist, bietet die Stadt Bregenz nun zumindest temporär bis 30. August im Palais und im angrenzenden Park. Den offiziellen Titel darf man schon beim ersten Rundgang in „Zufall des Sammelns“ umbenennen, dem Kunstsinn des ehemaligen Bürgermeisters Karl Tizian sind bedeutende Zuwächse zu verdanken, nicht nur, aber auch im Hinblick einer Präsentation im Festspielhaus wurde unter Kulturamtsleiter Oscar Sandner viel erworben, und auch für seinen Nachfolger Wolfgang Fetz war die Sammlung ein zentrales Anliegen, er bot zudem vor vielen Jahren auch schon einmal einen Einblick.
Die rund 80 Werke von 40 Künstlern, die man nun zeigt, lassen den Schluss zu, das Voranstellen der Qualität beherzigt zu haben. Dass ein ganzer Raum Rudolf Wacker gewidmet ist, dokumentiert den umfangreichen Bestand an Arbeiten dieses wichtigen österreichischen Künstlers. Man gönne sich viel Zeit für ein wesentliches Selbstporträt oder eine Landschaft auf Glas. Angelika Kauffmann, Fritz Krcal, Herbert von Reyl-Hanisch, Bartle Kleber, Tone Fink oder Heinz Greissing, aber auch Nitsch, Rainer und Lassnig sind selbstredend vertreten. Beim Porträt des Politikers Max Haller oder Karl Graf von Belrupt-Tissac fehlt selbst im Katalog die Beschreibung zur Person. Das lässt sich im Rahmen der geplanten Sommerakademie nachholen, die man am 23. Juli mit einem Vortrag des Historikers Meinrad Pichler zu Jodok Fink und 100 Jahre Sozialpolitik starten will. Die Skulptur vom einstigen Vizekanzler, geschaffen von Emil Gehrer, befindet sich nun im Park. Dort sind auch neuere Arbeiten von Ilse Aberer, Reiterer/Weithas, Ruben Aubrecht und Maria Anwander versammelt. Sie bilden sozusagen den Startpunkt für Kunstspaziergänge zu zahlreichen Skulpturen und Installationen im öffentlichen Raum. Allerdings, vom Blick auf „Bregenz bei Nacht“ von Fritz Pfister im Inneren des Hauses mag man sich nicht so schnell losreißen. Einfach traumhaft, da mag das Wissen darüber, dass das Kunstankaufsbudget der Stadt pro Jahr gerade einmal 10.000 Euro beträgt, noch so ernüchternd sein.



Die Ausstellung wird am 11. Juli, 20 bis 22 Uhr eröffnet und ist im Palais Thurn und Taxis in Bregenz (Gallusstraße) bis 30. August, Di bis So, 12 bis 18 Uhr, zu sehen.