Formulierungen, die auf den Effekt zielen

Omama
Lisa Eckhart,
Zsolnay,
384 Seiten
Lisa Eckhart vermittelt den Spaß, den sie beim Schreiben hatte.
Roman Das Buch hat viel Voraus-Presse gehabt. Dass das nicht am Roman liegt, den noch kaum einer kennt, sondern an einem TV-Auftritt von Lisa Eckhart vor zwei Jahren, der erst kürzlich für Aufregung sorgte, ist ein Witz. Als Kabarettistin hat sich die 27-jährige Steirerin, die nun in Leipzig lebt, vorgenommen, das gemütliche Einverständnis mit dem gesellschaftskritischen Publikum radikal infrage zu stellen. Die Frage „Darf die denn das?“ steht auch jetzt im Raum, wenn sie im ersten Kapitel von „Omama“ nicht nur die Sau raus, sondern auch die Russen kommen lässt. Über den Einmarsch der Roten Armee in Österreich schreibt sie, wie es noch kaum jemand getan hat. Ihre Liebe zum Tabubruch hat die Kabarettistin in den Beginn ihrer literarischen Karriere ebenso mitgenommen wie die Kunst der geschliffenen Formulierung. Die ersten zwei Kapitel, die ersten hundert Seiten, raubt diese „Omama“ einem fast den Atem. Der Prolog, in dem Eckhart den Claim der geplanten Demontage absteckt sowie das erste Kapitel, das vom Aufwachsen der unansehnlichen Oma Helga und ihrer schönen, mannstollen Schwester Inge in einem steirischen Dorf der 1940er-Jahre erzählt, sind furios geschrieben. Natürlich zielen Formulierungen und Handlungsverläufe immer wieder vor allem auf den Effekt, doch Eckhart macht daraus auch kein Hehl. Das knisternde Vergnügen, das sie beim Schreiben hatte, vermittelt sich auch beim Lesen.
Nicht immer originell
Dieses Tempo hält sie über die Langstrecke nicht durch. Im zweiten Teil dekliniert sie diverse Fixpunkte des Ortslebens durch. Das ist nicht mehr ganz so originell, reiht sich ein in die lange Tradition kritischer Heimatliteratur und weist zwischendurch deutliche Längen auf. Doch dann nimmt die Geschichte wieder deutlich Fahrt auf. Vor allem wird es nach dem Grundsätzlichen wieder sehr persönlich. Das Erzähl-Ich ist mit dabei, als die Großmutter beim Handel und Schmuggel unglaubliche Geschäftstüchtigkeit beweist. Später ist die Enkelin sogar Rivalin der Oma um die Gunst eines feschen Schiffsoffiziers. Immer mehr erhält man jedoch Gewissheit: Je schroffer, desto lieber.