Dreckige Spielchen, die die Weltpolitik beeinflussen

Es ist nicht nur der US-Wahlkampf, der mit „Tage des Verrats“ den Saisonstart im TaK bestimmt.
Schaan „Simply the Best . . du bist besser als der ganze Rest“, klingt es vom Musikpult: Tina Turner und Mike Chapman hatten gewiss anderes im Auge, aber was soll’s, der Rhythmus taugt eben auch für Sportlerehrungen, auf Politiker und deren Steigbügelhalter angewendet, wird er zur Hymne der Egomanie und Selbstüberschätzung, als der der Song nun im Theater am Kirchplatz erklingt. Der Schluss mag ob der Musikwahl von Karin Ospelt, die mit toller Stimme live an der Anlage im Hintergrund agiert, etwas pathetisch geraten sein, ansonsten ist keiner der dick aufgetragenen Szenen in „Tage des Verrats“, mit dem das Schaaner TaK nun seine Spielzeit eröffnete, übertrieben. Das Stück von Beau Willimon wurde vor über zehn Jahren uraufgeführt, das heißt, in einer Zeit, in der wohl keiner ahnte, dass die Mechanismen der US-Präsidentschaftswahlen einmal einen Mann nach oben spülen, der beim ohnehin schon fragwürdigen Slogan „America first“ in der Tat nur an sich denkt. Mag die als Intro eingebaute Trump-Parodie von Julian Härtner auch noch so treffend sein, das Traurige daran ist, dass sich Millionen Menschen von den banalen Sprüchen dieses und anderer Populisten einfangen lassen.
Auch hierzulande
Aus der europäischen Perspektive des 21. Jahrhunderts betrachtet, ist die Show, die einen US-Wahlkampf umrahmt, zwar befremdlich, das System selbst ist uns aber längst nicht mehr fremd. Auch in Österreich findet es Anwendung, die Strategie der Türkisen, Message-Control oder politisches Framing belegen es ebenfalls wie die Tatsache, dass Medienmündigkeit mittlerweile eine weitgehende Bildungsbereitschaft der Bevölkerung voraussetzt, die kaum einforderbar ist. Das dürfte auch auf Liechtenstein zutreffen, jedenfalls zeigte sich das Premierenpublikum vom Denkanstoß, den ihm das TaK lieferte, geradezu begeistert. Willimon hat viel Insiderwissen bezüglich der dreckigen Spielchen, für die sich ein erfolgreicher Kandidat niemals zu fein sein darf, gehörte er doch selbst einmal einem Team an. Die Bühnenversion von „Tage des Verrats“ bedient weit weniger Klischees als die Verfilmung unter dem Titel „The Ides of March“ mit George Clooney, der Aufstieg, der Fall und die Rückkehr eines Politstrategen wird unter der Regie von Oliver Vorwerk emotional aufgeheizt. Das Überagieren, das Nico Ehrenteit aber in vielen Nuancen beherrscht, fördert Wesentliches zutage. Das ist spannend und von enormer Relevanz.
Weitere Aufführungen von “Tage des Verrats” im Theater am Kirchplatz in Schaan am 17. September und 1. Oktober, 20.09 Uhr.