Harald Gfader mit Künstlerkollegen in der Villa Claudia

Kultur / 14.10.2020 • 09:00 Uhr
Harald Gfader mit Künstlerkollegen in der Villa Claudia
Harald Gfader veranstaltet zum 60er keine Personale, sondern eine Ausstellung mit Künstlerfreunden und Wegbegleitern. AG

Statt einer Personale hat Harald Gfader zu seinem 60. Geburtstag Freunde in die Villa Claudia eingeladen.

Feldkirch Geburtstage gehören gefeiert, runde umso mehr. Freunde dürfen dabei nicht fehlen. Das ist auch bei Harald Gfader so, der zu seinem 60. Geburtstag eigentlich eine Personale in der Villa Claudia ausrichten hätte sollen, sich aber dazu entschieden hat – gerade und auch in Zeiten von Corona – ein gutes Dutzend Freunde, Weggefährten und Malerkollegen dazuzubitten. „Natürlich benutze ich diese Künstler nur, um meine Arbeiten aufzupeppen…“ lässt Gfader mit Schalk und ein wenig Fishing for Compliments das Konzept für diese etwas andere Jubiläumsausstellung verlauten. Denn seine Freunde hat er sich zwar bewusst eingeladen und analog dazu die gleiche Anzahl eigener Arbeiten aus seinem Fundus ausgewählt, die Mitbringsel der Gäste blieben aber bis zuletzt, bis zum Tag des Hängens, geheim und eine Überraschung. Nur deren Formatgröße von maximal 50 x 70 Zentimeter war bekannt, da vorgegeben.

Und auch die Eingeladenen wussten nicht, mit welcher Arbeit des Göfner Künstlers ihr Werk bei diesen künstlerischen Blind Dates konfrontiert werden würde. Die Freiheit der Kombinationen hat sich Harald Gfader herausgenommen und siehe da, obwohl man sich kannte, aber keiner genau um das konkrete Bildwerk des anderen wusste, sind überaus stimmige Konstellationen, dialogisch angelegt, entstanden. Dass es auch ganz anders und quasi zu Kollateralschäden hätte kommen können oder das Risiko Teil des Experiments war, deutet der Titel „Colaterale Colaboration“ an. Mit Harry Marte, Rouven Dürr, Ch. Lingg, Marbod Fritsch, Michael Mittermayer, Emi Denk, Peter Kohl, Albrecht Zauner, Günter Bucher, Richard Bösch, Franz Gassner, Astrid Bechtold-Fox und Daisy Hoch sind Künstler quer durch die Genres vertreten. Die illustre Gästeschar versammelt Malerfürsten, die mit Geste und Farbe klotzen, Konzeptualisten, die sich vornehm zurückhalten, Zeichner mit elegantem Schwund und Verve, kühne Grafiker, Materialjunkies, Poeten und Meister der leisen Töne, Figürliche und Abstrakte, seltener auf dem Ausstellungsparkett Anzutreffende und immer wieder gern Gesehene. Ein besonderer Gast, jahrelanger Mitstreiter und Wegbegleiter von Harald Gfader, darf nicht fehlen: der 2015 verstorbene Feldkircher Maler, Rechtsanwalt und Galerist Gerold Hirn.  

Bildhauer Albrecht Zauner lässt die "Europa" in Bronze formvollendet Kopf stehen.
Bildhauer Albrecht Zauner lässt die "Europa" in Bronze formvollendet Kopf stehen.

Die Grundstimmung in der Ausstellung ist heiter, wie es sich für ein Fest gehört, manchmal aber auch ein wenig besinnlich und kritisch, wie es sich für einen 60er gehört. Bunte Blumen, inspiriert von einem antiken Bodenmosaik, von Gfader neben einem undefinierbaren aber eindeutig elektrischen Gerät von Emi Denk, eine fensterartige Öffnung in der Arbeit „Licht am Ende“ von Marbod Fritsch neben einer angedeuteten Tür bei Gfader – manche Kombinationen wirken wie gemacht füreinander, wie Faust auf Auge. Vor dem flackernden Licht der Gfaderschen „Demokratie“ steht die Bronze „Europa“ von Albrecht Zauner anmutig und formvollendet Kopf, während die in einem Meer ohne Horizont schwimmenden verlorenen Flüchtlinge in einem ungemein feinen Handabzug von Franz Gassner Ruhe zu finden scheinen.

Nachdem auch Musik zu einem Fest gehört, liefert Harry Marte seinen Song „Moonchild“ auf Vinyl, der sich zum Mondgesicht des „Moon Man“ von Gfader gesellt. Dass Harald Gfader die Lust am Malen, Schauen, Pinseln und Schütten, am lauten, selbstironischen Nachdenken über das Sein im Hier und Jetzt, am Dokumentieren der kleinen Absurditäten des Lebens und am Kommentieren der großen Ungerechtigkeiten, noch längst nicht vergangen ist, stellt die Ausstellung sehr schön unter Beweis. Ariane Grabher

Die Ausstellung ist in der Villa Claudia, Bahnhofstraße 6, Feldkirch, bis 8. November geöffnet, Fr von 16 bis 18, Sa von 15 bis 18 und So von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr.