Neues Geld für Kultur
Das sind einmal gute Nachrichten: Trotz der fast schon wahnwitzigen Beträge, die der Bund aufgrund der Coronakrise aufwenden muss, wird das Kulturbudget im kommenden Jahr um 30 Millionen Euro, von von 466 auf 496 Millionen, steigen. Das ist ein Zuwachs, den wir, wie Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) meinte, in dieser Größenordnung kaum einmal erlebt haben. Der erhebliche Teil dieser Steigerung wird nicht in Infrastruktur, sondern in die direkte Kunstförderung fließen. Bei den Bauten wird nicht zuletzt Bregenz profitieren, denn für die Sanierung des Festspielhauses sind sieben Millionen geplant, weitere Beiträge bis 2024 vorgesehen. Von den mit insgesamt 55 Millionen Euro budgetierten Kosten wird der Bund 20 Millionen übernehmen, den Rest teilen sich Land Vorarlberg und Stadt Bregenz. Nachdem neben der Technik auch eine Erweiterung der Werkstattbühne geplant sind, darf man hoffen, dass sich die Festspiele ihrer architektonischen Tradition besinnen und entsprechendes Augenmerk auf die Architektur legen. Immerhin hat die letzte Erweiterung durch das Büro Dietrich/Untertrifaller alte Fehler korrigiert, ist (mit Recht) auch mehrfach ausgezeichnet worden. Diesen Weg sollte man fortsetzen.
Die Bregenzer Festspiele profitieren dadurch sogar noch von Corona, denn gerade in diesen Zeiten will und muss die öffentliche Hand investieren, um die Wirtschaft halbwegs in Gang zu halten. Da haben die Verantwortlichen freundlich über den bescheidenen Beitrag der Festspiele im Coronasommer hinweggesehen. Die Bregenzer Festtage – eine Woche Programm als Ersatz für die Festspiele – boten manches, aber keine künstlerische Innovation in schweren Zeiten. In Wahrheit haben die Festspiele das getan, was sie sonst auch tun, Konzerte mit den Symphonikern des Bundes und des Landes angesetzt, eine Oper für einen Tag auf die Bühne gebracht, von der man fürchten muss, dass sie nicht mehr allzu viele Nachspieltage erfährt. Festspiel-Gewöhnliches eben. Die Jahressubvention für die Festspiele aber blieb gleich.
Vielleicht sollte man an dieser Stelle das Vorarlberger Landestheater ins Spiel bringen, das mit Intendantin Stephanie Gräve ganz hervorragend auf die Krise reagiert hat. Trotzdem steht das Theater am finanziellen Abgrund. Das Haus sollte in vielen Bereichen dringend saniert werden, allein dafür wären mehr als vier Millionen notwendig. Und auch der Spielbetrieb ist an der Grenze. Hier müsste man – von Land und Stadt – einer Institution besser zur Seite stehen, die sich trotz Corona bemerkenswert eingebracht hat. Es wäre der Lohn für gute Arbeit.
„Da haben die Verantwortlichen freundlich über den bescheidenen Beitrag der Festspiele im Coronasommer hinweggesehen.“
Walter Fink
walter.fink@vn.at
Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.
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