Museumsverweigerern wird nachgespürt

Die C4-Architekten werden thematisiert.
Vorarlberg Museum muss sparen, setzt auf Sicherheit, Kooperationen und eine Nicht-Besucherstudie.
Bregenz Gerade weil sich das Publikum äußerst diszipliniert verhielt und das Personal so geschult wurde, dass die Präventionskonzepte mit Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln bestens eingehalten wurden, war es Museumsdirektor Andreas Rudigier unerklärlich, dass beim Lockdown Anfang November gleich auch alle Ausstellungshäuser geschlossen wurden. Selbst Regierungsberater sahen keine Veranlassung zu diesem Schritt. Wenn die Wege zu den Museen mit Ansteckungsgefahren verbunden sind, müsse man diese sicherer machen. Nachdem das Vorarlberg Museum im Zuge der Lockdown-Lockerungen seit einer Woche wieder offen ist, konnte vor Ort das Programm für 2021 präsentiert werden, und zwar versehen mit dem Hinweis, dass nach den monatelangen Schließungen seit März mit rund 25.000 Eintritten nur etwa die Hälfte der Besucher kamen, die man noch im Jahr zuvor zählte.
Was die Menschen grundsätzlich fern hält, das soll im kommenden Jahr mit wissenschaftlichen Methoden ergründet werden. Von dieser Nicht-Besucher-Studie erwartet man sich Rückschlüsse auf die Positionierung des Vorarlberg Museums, um Attraktivitätsverbesserungen vornehmen zu können.
Projekt Sicherheit
Während man eine bereits für 2020 angekündigte Ausstellung mit Arbeiten des bekannten in New York tätigen Vorarlberger Designers Stefan Sagmeister im Jahr 2022 zeigen will und ein Wunschprojekt mit dem Nachlass des Schriftstellers Kundeyt Surdum ebenfalls verschoben hat, rückt 2021 das Thema Sicherheit in den Mittelpunkt der Sonderausstellungen, wo man es aus verschiedenen Perspektiven sowie historischen Blickwinkeln beleuchtet. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Berge. Einerseits geht es dabei um die Malerei, etwa von Nino Malfatti, andererseits um die Kooperation mit dem SilvrettAtelier, einem Projekt, in dessen Rahmen Künstler aus verschiedenen Ländern in der alpinen Region arbeiten. Dem Maler Heinz Greissing (1933-2020) und der C4-Architektengruppe sind ebenfalls Ausstellungen gewidmet.
Budget wird gekürzt
Die Gründe für ein sichtlich gestrafftes Programm erklärt Werner Döring, Geschäftsführer der Kulturhäuser Betriebsgesellschaft, mit den von Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink gegenüber den VN bereits bekannt gegebenen Kürzungen im Kulturbudget. Während die Subventionssumme für das Vorarlberg Museum vonseiten des Landes im Jahr 2020 noch knapp 4.077.500 Euro betrug, muss im nächsten Jahr mit einem Minus von fünf Prozent kalkuliert werden. Dass das Budget in den Jahren zuvor, das heißt nach der Wiederöffnung des erweiterten Hauses im Sommer 2013, stets erhöht wurde, mache den Einschnitt etwas erträglicher, erklärt Rudigier im Gespräch mit den VN. Er hoffe, dass es nicht zu einem Personalabbau kommen muss und kündigte mit der Nutzung des vom Land angemieteten Depots in Hard eine Neuerung an. Geplant ist, dem Publikum zu bestimmten Terminen dort Einblicke in Teile des Bestandes – etwa an Skulpturen und Waffen – zu ermöglichen. VN-cd
„Projekte wurden nicht gestrichen, sondern wegen des gekürzten Budgets verschoben.“

Nino Malfatti gilt es zu entdecken.


AUSSTELLUNGen 2021
Sonderausstellungen
Sehen, wer wir sind, 100 Objekte aus der Sammlung, bis 5. April
Auf eigene Gefahr, Vom riskanten Wunsch nach Sicherheit, 29. Mai bis Frühjahr 2023
Karl Sillaber und C4, Neues Bauen in Tirol und Vorarlberg, 26. Juni bis Jänner 2022
Ausstellungen im Atrium
Shutdown, Vorarlberg und Corona, bis Anfang März
2000 Meter über dem Meer, Vorarlberg, Silvretta und die Kunst, 27. März bis 27. Juni
Nino Malfatti, Im Großen und Ganzen, 17. Juli bis 3. Oktober
Heinz Greissing, Letzte Bilder, 23. Oktober bis März 2022
Kernausstellungen
buchstäblich vorarlberg
Brigantium im 1. Jh. n. Chr.
Landläufige Geschichten vom Berühren, bis 9. Mai
vorarlberg. ein making-of