Zuflucht bei Philosophen, Poeten und Mystikern

Kultur / 16.04.2021 • 17:17 Uhr
Pantherzeit. Vom Innenmaß der DingeMarica Bodrozic, Otto Müller Verlag, 264 Seiten

Pantherzeit. Vom Innenmaß der Dinge

Marica Bodrozic, Otto Müller Verlag, 264 Seiten

Marica Bodrozic beschreibt ihre Pandemie-Erfahrungen.

Essays Mit „Pantherzeit“ beschreibt Marica Bodrozic ihre Pandemie-Erfahrungen. Allabendlich stellt sie sich im Lockdown auf den Balkon der Berliner Wohnung und rezitiert Rilkes „Der Panther“. In poetischer Sprache untersucht die 1973 geborene Autorin das für sie geradezu programmatische Gedicht, die Erfahrung, auf sich selbst zurückgeworfen zu sein, und ergeht sich in utopischen, vielleicht naiven Hoffnungen auf ein besseres Danach. Als das Virus alles lahmlegt, reduziert sich das Leben auf die eigenen vier Wände. Man blickt wie der Panther durch die Gitterstäbe auf die Welt, sieht darum aber auch vieles klarer.

„Ich sehe in der Pantherzeit eine Phase der vielfachen Spiegelungen, es ist eine gebündelte Zeit, Zeit in Zeit gelegt, damit wir sie umblättern“, hält die Autorin fest, die ihr Buch mit „Das Innenmaß der Dinge“ untertitelt hat. Sie berichtet vom Familienleben mit Mann Gregor und der kleinen Tochter, ihrer schmerzenden Hand, die ihr noch mehr Entschleunigung verordnet. Die aufkeimenden Ängste, das Unbehagen verursachen bei der mehrsprachigen Dichterin Sprachlücken und -unsicherheiten. Zuflucht und Worte für Unbeschreibliches und Unaussprechliches findet sie bei bedrängten Poeten, Philosophen und Mystikern.

Hochfliegende Hoffnungen

Durch die gemeinsame Lockdown-Erfahrung in der weltumspannenden Krise ergibt sich für die Autorin eine neue Verbundenheit mit allen Menschen. Damit verknüpft sie hochfliegende Hoffnungen auf eine neue, moralischere Zukunft, ohne Ausbeutung, ohne Wallstreet-Mentalität, voller gegenseitigen Beistands. Der spirituelle Text ist eine Möglichkeit, eigene Erfahrungen in der Pandemie zu verarbeiten.