Von Wolf Huber zum Protagonisten der Gegenreformation

Kultur / 21.05.2021 • 19:46 Uhr
Im Palais widmet man sich danach dem Fidelis.

Im Palais widmet man sich danach dem Fidelis.

Das Wolf-Huber-Projekt verweist auch auf die Zukunft des Palais Liechtenstein.

Feldkirch Seit diesem Wochenende ist die Ausstellung „500 Jahre Annenaltar. Wolf Huber und seine Zeit“ im Palais Liechtenstein in Feldkirch zu sehen. Wie nach der Präsentation der Exponate vor rund einer Woche berichtet, wird sie nicht als Kunst-, sondern als Wissensausstellung angepriesen. Die weitgehende Abwesenheit von Originalen begründet Kurator Hans Gruber, Leiter der Stadtbibliothek, im Gespräch mit den VN mit Leihgeber-Mechanismen. Fünf Museen seien angefragt worden, zwei Absagen kamen umgehend, wobei es im Kern der Argumentation darum ging, dass die Stadtbibliothek in Feldkirch kein Museum sei.

Kennern wie Beobachtern sind die Fakten bekannt, in Feldkirch rechnete man auch nicht mit einer derart langen Vorbereitungszeit, die Museen für solche Ausstellungsvorhaben einkalkulieren. Die klimatischen Bedingungen sind im Palais zum Großteil gegeben, das hat bereits die Ausstellung zum 800-Jahr-Jubiläum der Stadt gezeigt, für die man das Ende des 17. Jahrhunderts errichtete Palais vor einiger Zeit adaptierte. Ob man alle strengen konservatorischen Auflagen, die vor allem für die Präsentation von grafischen Arbeiten und Zeichnungen gelten, noch erfüllen kann, diese Frage haben sich die Ausstellungsmacher nun gar nicht mehr gestellt.

Der eigentliche Schatz, nämlich der 1521 aufgestellte Annenaltar, mit zehn von den 28 gesicherten Gemälden des Künstlers, ist im Dom zu besichtigen, Wolf Huber (um 1485-1553) und seine Zeit sind im Palais anhand von Reproduktionen zu erkunden. Nur acht Originalen ist in der Ausstellung zu begegnen, das sind die Holzschnitte „Traum des Paris“, „Die kleine Kreuzigung“, „Geburt Christi“, „Beschneidung Christi“, „Die große Kreuzigung“, „Pyramus und Thisbe“, „Der Drachenkopf des heiligen Georg“ sowie die Federzeichnung „Der heilige Hubertus“. Sie stammen aus Privatsammlungen. Die Qualität Wolf Hubers zu ergründen, obliegt somit der eingehenden Betrachtung der Arbeitsweise, die durch die Vergrößerungen möglich wird. Außerdem wird darauf Bezug genommen, dass Huber als einer der ersten Schöpfer autonomer Landschaften gilt. Auch der Umgebung von Feldkirch hat sich der aus der Stadt stammende und schließlich an Orten entlang der Donau sowie in Passau tätig gewordene Künstler gewidmet.

Dass sich Werke von Wolf Huber im Kunsthistorischen Museum in Wien sowie in Institutionen in Basel, London, Paris, Turin, Madrid, München, Berlin und gar in New York befinden, mag seine Bedeutung dokumentieren. Bis November läuft die Schau. In absehbarer Zeit werden auch das Ergebnis eines Kompositionswettbewerbs zum Annenaltar sowie ein in Auftrag gegebenes Drama präsentiert.

Was folgt, ist der hl. Fidelis

Wie es mit der Bespielung des seit der 800-Jahr-Ausstellung verwaist gewesenen Palais‘ weitergeht, ließ sich im VN-Gespräch ebenfalls erörtern. In einem Teil der Räumlichkeiten finden weitere Wissens­ausstellungen statt. Die Budgets werden noch festzulegen sein, für Wolf Hubert wendete man jedenfalls (inklusive Rahmenprogramm) 80.000 Euro auf. Das nächste Projekt ist dem hl. Fidelis gewidmet und steht wiederum in Verbindung mit einem Datum. Der Missionar und Stadtpatron verstarb vor knapp 400 Jahren. Wie die Stadt diese Thematik mit dem Kernmotto der Aktivitäten im Palais Liechtenstein in Verbindung bringt, das in Erinnerung an Rheticus dem Humanismus gelten soll, wird spannend oder ernüchternd. Der Seelsorger war auch Protagonist der Gegenreformation, die bekanntermaßen in ziemlichem Kontrast zu einem humanistischen Weltbild stand. Wer sich nicht dem Papst unterwarf und das Nachdenken nicht unterließ, der landete damals relativ rasch auf dem Scheiterhaufen.

Die Wolf-Huber-Ausstellung ist mittlerweile zugänglich. VN/ps, Stadtbibliothek
Die Wolf-Huber-Ausstellung ist mittlerweile zugänglich. VN/ps, Stadtbibliothek

„500 Jahre Annenaltar. Wolf Huber und seine Zeit“ ist im Palais Liechtenstein in Feldkirch bis 14. November, Di bis Fr, 9 bis 17 Uhr, Sa und So, 10 bis 16 Uhr, geöffnet.