Der Abstraktion ein Wesen geben

Kultur / 08.06.2021 • 22:32 Uhr
Ausstellungen führen den Vorarlberger Künstler regelmäßig in die USA.
Ausstellungen führen den Vorarlberger Künstler regelmäßig in die USA.

Bernhard Buhmann erforscht in seiner Kunst die Auswirkungen neuer Technologien.

Bregenz, Wien Hohe helle Räume, Staffeleien, zahlreiche fertige und halb fertige Werke, der Geruch von Öl- und Acrylfarben hängt in der Luft. Im Wiener Atelier des Vorarlberger Künstlers Bernhard Buhmann springen einem sofort die intensiven Farben und klaren Formen der Bilder entgegen. Großflächige Farbverläufe, geometrische Formen und klare Linien, immer wieder unterbrochen durch die Andeutung von realen Dingen, wie beispielsweise einer Schallplatte, eines Kopfhörers oder eines Hutes. Mit seinen abstrakten Kunstwerken versucht Buhmann aktuelle gesellschaftliche Prozesse, insbesondere Entwicklungen, die mit der Digitalisierung in Zusammenhang stehen, widerzuspiegeln. „Kunst kann dabei helfen, eine Entwicklung auf eine andere Ebene zu heben, zu entschleunigen und damit eine Reflexion über das Phänomen selbst ermöglichen“, so Buhmann.

Spannungsfeld Digitalisierung

Die Erforschung dieser Entwicklungen und insbesondere die Auswirkungen auf das Individuum und seine Rolle in der Gesellschaft sind die zentralen Themen in Buhmanns Werken. „Die Abstraktion ermöglicht es mir, eine gewisse Formalität, eine einfache Form, eine rationale Struktur für ein komplexes Phänomen zu finden“, erklärt Buhmann. Vereinsamung, Individualisierung, digitale Kommunikation ohne direkten Kontakt zu anderen Menschen: Die Spannungsfelder der Digitalisierung sind zahlreich und haben sich gerade auch durch die Corona-Pandemie noch einmal verstärkt und ausgeweitet. „Ich versuche jedem Bild einen Charakter, eine Persönlichkeit zu geben, die dieses Phänomen repräsentiert. So erhält das Abstrakte ein Wesen und wird für den Betrachter greifbarer“, sagt der 41-Jährige. Das Ziel ist dabei aber keineswegs eine Politisierung: „Kunst muss nicht politisch im engeren Sinne sein, aber aktuelle Entwicklungen in der Gesellschaft widerspiegeln und zugänglich machen.“

Die Vielschichtigkeit der Werke spiegelt sich auch in der technischen Umsetzung wider. Ausgehend von Skizzen fertigt Buhmann Collagen an, die ihm als Ausgangspunkt dienen. Diese Collagen können auch für andere Serien neu angeordnet, zerstört, verändert und weiterentwickelt werden. „Die intensive und wiederholte Auseinandersetzung mit dem eigenen kreativen Prozess bietet mir die Möglichkeit, mich tiefer gehend mit der Konzeption und Umsetzung meiner Kunst auseinanderzusetzen. In der Wiederholung dieses Vorgangs liegt eine eigene Qualität“, so Buhmann. Bei der Ausführung setzt er auf eine Kombination aus Öl- und Acrylfarben auf Leinwänden und nützt dabei die verschiedenen Eigenschaften der Materialien, um bestimmte Effekte zu erzielen und eine Vielschichtigkeit herzustellen. Dabei fertigt er seine Werke stets in serieller Form für eine bestimme Ausstellung an. „So stellen die Werke ein in sich geschlossenes Ganzes dar und ich kann auch in darauffolgenden Serien darauf Bezug nehmen.“

Zwischen Wien und New York

Diese Ausstellungen führen den Vorarlberger Künstler regelmäßig in die USA, und dabei vor allem nach New York. Auch diesen Herbst wird er bei der großen Armory Show in New York mit einer Serie von zehn Bildern vertreten sein.

„Mir war es von Anfang an wichtig, meine Kunst auch auf einem internationalen Markt zu präsentieren und möglichst viel Erfahrung im Ausland zu sammeln“, so Buhmann. Gerade auch die enge Zusammenarbeit mit den beiden internationalen Galerien Marinaro und Carbon 12 sei hier ein wichtiger Faktor. „Gleichzeitig fühle ich mich in Wien sehr wohl. Die Stadt bietet mir ideale Arbeitsvoraussetzungen, ein Umfeld, in dem ich gerne lebe und arbeite“, erklärt Buhmann, der 2003 nach Wien gekommen ist und sowohl an der Angewandten als auch an der Universität Wien studiert hat. „Mein Soziologiestudium war und ist eine wichtige Ergänzung und Basis für meine künstlerische Arbeit.“ Die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesellschaft und die Konsequenzen, die sich daraus für unser Zusammenleben ergeben, werden noch länger eines der zentralen Themen bleiben.

„Mein Soziologiestudium war und ist eine wichtige Ergänzung und Basis für meine Arbeit.“

Bernhard Buhmann in seinem Wiener Atelier. rittmannsperger
Bernhard Buhmann in seinem Wiener Atelier. rittmannsperger

Zur Person

Bernhard Buhmann

Geboren 1979 in Bregenz

Wohnort lebt und arbeitet in Wien

Ausbildung 2005 – 2010 Universität für angewandte Kunst Wien, 2006 Diplom Soziologie und Kommunikationswissenschaften Universität Wien, 2003 – 2005 Universität für angewandte Kunst Wien

Ausstellungen zahlreiche Ausstellungen in der Galerie Lisi Hämmerle in Bregenz bzw. bei Messeauftritten der Galerie, weiters im In- und Ausland