Witze für das scharfe Auge

Kultur / 13.06.2021 • 20:58 Uhr
Witze für das scharfe Auge

Galerie Lisi Hämmerle präsentiert den Künstler und Cartoonisten Rudi Klein.

bregenz Er habe über die Jahre ein spezielles Sehen entwickelt, erzählt Rudi Klein im Gespräch mit den VN: „Ich gehe an einem Schuhgeschäft vorbei und denke sofort, dieses eine Paar da ist interessant. So geht es mir auch bei den Dingen, die auf der Straße liegen. Es sind abstruse Sachen dabei, manchmal sogar halbe Scheidungsurteile oder Dinge, die mich interessieren, weil Geschichten dahinterstecken.“ Gefundenes bildet somit die Basis für jene collageartigen Arbeiten bzw. die „einfachen und sehr einfachen Porträts“ des gebürtigen Wieners Rudi Klein (Jahrgang 1951), dem die Bregenzer Galeristin Lisi Hämmerle eine Plattform bietet. Wer das Besondere im Ausstellungsangebot sucht, wird an dieser Adresse fast immer gut bedient. Nachdem sich hier vor wenigen Wochen die bekannte Schriftstellerin Monika Helfer neben Sabine Morgenstern mit lesbaren Installationen als bildende Künstlerin offenbarte, steht in der Rudi-Klein-Ausstellung einmal nicht der allseits bekannte, in verschiedenen Tageszeitungen und Magazinen vertretene Cartoonist im Vordergrund, sondern der Künstler.

Subversiv

Wer nach dem von ihm geschaffenen Lochgott sucht, wird in aufliegenden Publikationen fündig, hat beim Abschreiten der dicht gehängten Collagen aus Fundstücken und Zitaten aber unweigerlich die runden Cartoonfiguren im Kopf, die Dinge – von sozialer Kälte bis Alltagskalamitäten – in strenger Abstraktion auf den Punkt bringen. Kombiniert mit der Aneignung von Zitaten zur bildenden Kunst (etwa „Der Künstler darf sich nicht wundern, wenn er mit Teilen der Öffentlichkeit in Konflikt gerät“ oder „Typisch gezeichnet ist ein Parteifunktionär, der bescheiden, anständig, prinzipienfest und auch warmherzig ist“) ergeben die Fundstücke und kreisrunden Objekte nicht selten eine Figur, die den Cartoons ähnlich ist. Dass der feine Humor bzw. die feine Klinge, die Rudi Klein und Roland Jörg am Sonntag im Rahmen einer Dialogführung thematisierten, nicht von jedem wahrgenommen wird, ist einerlei, ein Instrument der Subversion ist sie allemal. Die für die Ausstellung ausgewählten, in den letzten drei Jahren geschaffenen Arbeiten lassen daran keinen Zweifel.

Er verlasse sich nicht darauf, einem Politiker die Nase zu vergrößern, positioniert er sich im Gespräch mit den VN. Die Karikatur ist nicht das Metier des Rudi Klein, auch wenn er von vielen Leuten darauf angesprochen werde, dass die Zeit doch gerade viele Themen hergebe, dass er quasi aus dem Vollen schöpfen könne. Sein Statement dazu ist eindeutig: „Es gibt schon Hunderte Corona- und Kurz-Witze.“

Politik

Apropos Politik: Den österreichischen Bundeskanzler könne man nicht festmachen. Kurz sei für ihn ein komplettes Nichts. „Wenn er noch weniger beliebt ist, dann werden sich die alten Herren der ÖVP sicher einmal zu Wort melden.“ Er habe sich schon etwas gewundert, dass es überhaupt keine Querschüsse gab, als Kurz vor ein paar Jahren die Podien betrat. Klein: „Aber natürlich, klar, die ÖVP war vorher am Verschwinden.“

Als Rezipient von Kunst sei er im Übrigen ein großer Fan der Skizze, und was den Humor oder die Form des Humors, die ihm behagt, im Speziellen betrifft, erwähnt er zur Verdeutlichung ein bekanntes Bild von Sigmar Polkes, jenes mit dem schwarzen Eck, auf dem steht: „Höhere Wesen befahlen: rechte obere Ecke schwarz malen!“

„Ich verlass mich nicht darauf, einem Politiker einfach die Nase zu vergrößern.“

Witze für das scharfe Auge
Witze für das scharfe Auge
Rudi Klein mit Roland Jörg in der Galerie Lisi Hämmerle. vn/cd
Rudi Klein mit Roland Jörg in der Galerie Lisi Hämmerle. vn/cd

Die Ausstellung mit Arbeiten von Rudi Klein in der Galerie Lisi Hämmerle in Bregenz (Anton- Schneider-Straße 4a) ist bis 10. Juli geöffnet,  Mi bis Fr, 15 bis 19 Uhr.