Immer drauf

Mit „Müde Pferde“ blickt Linus Barta zurück und auch ein wenig nach vorne.
Hard Schon Kurt Tucholsky wusste, dass eine Reisebeschreibung in erster Linie für den Beschreiber, nicht für die Reise, charakteristisch ist. Der ursprünglich aus Hard stammende Maler Linus Barta war die letzten beiden Jahre viel unterwegs. Alphabetisch geordnet klingt das so: Deutschland, Frankreich, Österreich, Portugal, Spanien. Die eigentliche Reise verlief aber kreuz und quer, mal einen Monat hier, dann wieder zwei Wochen dort. Dass das keine Idealbedingungen sind, um jene großformatigen Bilder zu malen, mit denen sich der 34-Jährige einen Ruf erarbeitet hat, klingt logisch. So ist nur eines davon unter den 28 Werken zu sehen, die derzeit unter dem Titel „Müde Pferde“ in der Harder Galerie.Z ausgestellt sind.

Die Schau hat einen dokumentarischen Wert, Barta nagelt hier sein Reisetagebuch an die polarweißen Wände. „Ich zeige, was auf dem Weg passiert ist. Das sind schnell und unvorhergesehen entstandene Abrisse, Skizzen und Studien, die auch einen aktuellen Bezug zu meiner Malerei haben. So ergibt sich eine erzählerische Komponente“, erklärt der Künstler. Als Materialien dienten ihm Pappe, Karton, Leinwand und Fundsachen, die überarbeitet, collagiert und bemalt wurden. „So blicke ich zurück, ohne meine Werke vor malerisch genial gelösten Arbeiten verstecken zu müssen. Malen heißt auch flexibel zu bleiben, zu sich zu stehen, stetig an Sicherheit zu gewinnen. Ein Bild muss nicht schön sein, es muss funktionieren. Zudem ist es auch schon zu spät dafür, Vorarlberg zu zeigen, dass ich schön malen kann.“ Natürlich sind, wie bei Barta üblich, sehr viele Köpfe zu sehen. Er hat sich schon früh für dieses klassische Sujet aus der Malerei entschieden. „Es gibt über die Jahre aber auch eine Veränderung. Je öfter man ein Motiv malt, desto freier wird das Schaffen. Man kann sich mehr auf Material, Farbe und Abstraktion einlassen.“ Ist das dann wie bei Edvard Munch und seinem ursprünglich als Geschrei betitelten Werk, von dem ja mehrere bekannte Versionen existieren? Beinahe, denn, so Barta: „Was die Auseinandersetzung mit einem psychischen Zustand betrifft, auf jeden Fall. Der künstlerische Unterschied ist jener, dass ich keine Vorzeichnungen verwende, die Zeichnung oder Malerei kommt immer direkt auf das Trägermaterial.“
Biografische Komponente
Wie für einen Reisebericht üblich hat die Ausstellung nebst der dokumentarischen auch eine biografische Komponente. „Dieser Aspekt lässt sich niemals wegdenken. Was einen gerade beschäftigt, spiegelt sich in der Arbeit wider. Sowohl das Sujet, die Arbeitsweise als auch die Materialität der Kleinformate zeugen von der jeweiligen Stimmungslage, der durch das Reisen eine gewisse Unruhe innewohnt. Das sieht man den Werken an.“

Im Künstlergespräch zwischen Barta und dem Maler Lorenz Helfer, das zur Vernissage am vergangenen Donnerstag im Garten der Galerie gehalten wurde, kamen genau diese Themen im kunsthistorischen sowie aktuellen Kontext zur Sprache. Man merkt sogleich: Das sind zwei Künstler, die wahrlich auf Augenhöhe kommunizieren. Man darf schon auf die Ausstellung von Großformaten der beiden gespannt sein, die für das nächste oder übernächste Jahr anvisiert ist.
Zu den weiteren Zukunftsprojekten Bartas zählt eine durch die Pandemie verzögerte Ausstellung in Lissabon sowie ein gemeinsames Buch mit seinem zur schreibenden Zunft zählenden Freund Maximilian Lang. Dieser wird Geschichten zu Bartas Bildern verfassen.

Nach einer rastlosen Zeit ist das für Linus Barta ein – zumindest künstlerisch – unbefristetes Wiederankommen in einem Land, in dem die Wälder sinnlos rauschen und der Verstand manchmal blüht. Der ideale Ort also für müde Pferde, um Kraft zu tanken.
„Müde Pferde“ ist noch bis zum 17. Juli in der Galerie.Z, Landstraße 11 in Hard, zu sehen. www.galeriepunktz.at