Vom englischen zum schwedischen Mozart

Kultur / 02.07.2021 • 18:16 Uhr
Der langanhaltende, herzliche Applaus für das Ensemble Concerto Stella Matutina feierte auch die Rückkehr zur Normalität.Thurner
Der langanhaltende, herzliche Applaus für das Ensemble Concerto Stella Matutina feierte auch die Rückkehr zur Normalität.Thurner

Das Vorarlberger Ensemble Concerto Stella Matutina folgte einer bestechenden Programmidee.

Götzis Für das jüngste Konzert des Ensembles Concerto Stella Matutina hatte der Leiter Thomas Platzgummer eine bestechende Idee: Unter dem Titel „Wie, Mozart? Wie Mozart!“ konnte man Komponisten kennenlernen, die von der Nachwelt als „englischer, französischer, spanischer, schwedischer oder schwarzer Mozart“ tituliert wurden und die von Lucas Schurig-Breuß im Programmheft kundig vorgestellt wurden. Am bedeutendsten und eigenwilligsten ist sicher Joseph Martin Kraus, der „schwedische Mozart“, der für seinen Dienstherrn König Gustav III. ein eindrucksvolles Requiem geschrieben hat.

Die einleitende, fast noch spätbarocke Ouverture des mit zweiundzwanzig verstorbenen Engländers Thomas Linley hinterließ einen etwas blassen Eindruck. Ganz anders der „schwarze Mozart“, Joseph Boulogne, Chevalier de Saint-George, Sohn eines französischen Adeligen und einer farbigen Sklavin, der hochgebildet und auch körperlich sehr ansehnlich ein Liebling der Pariser Salons war: Seine Ouverture zu „L’amant anonyme“ bestach mit kompositorischer Raffinesse und Schwung. Der Niederösterreicher Ignaz Pleyel, der bei Haydn studierte und sich in Paris niederließ, firmiert als „französischer Mozart“. Sein Klarinettenkonzert in C-Dur ist ein hochvirtuoses Stück aus einer Zeit, als man die technischen Möglichkeiten der Instrumente gerne zur Schau stellte. Die klappenlose C-Klarinette wurde von dem Antwerpener Solisten Vlad Weverbergh geblasen, der die Tücken dieses Instruments bis auf ein paar heikle Spitzentöne bravourös meisterte und mit seiner Spielfreude das Orchester hörbar animierte. Nach der Pause erklang eine effektvolle Ouverture mit Pauken und Trompeten von Mozarts damals erfolgreicherem Rivalen auf dem Gebiet der Oper, dem Spanier Vicente Martín y Soler (aus dessen „Cosa rara“ im „Don Giovanni“ zitiert wird). In einer weiteren Ouverture eines weiteren „französischen Mozart“, des Flötisten François Devienne, traten Horn, Fagott, Oboe, Klarinette und Flöte solistisch hervor. Schade, dass mit der Suite aus dem Pantomime-Ballett „Fiskarena“ von Kraus ein eher belangloses, wenn auch abwechslungsreich komponiertes Werk aufgeführt wurde. Seine dämonische Symphonie in c-moll etwa hätte einen ganz anderen Eindruck hinterlassen.

Das Orchester bestach im ersten maskenfreien Konzert im gut gefüllten Saal mit Spielfreude, Eleganz und feinen Abstimmungen, manchmal hätte ich mir in den 1. Geigen mehr Saft gewünscht. Der langanhaltende Applaus feierte auch die Rückkehr zur Normalität.