Ein liebenswert erhaltenes Relikt

Kultur / 08.08.2021 • 21:04 Uhr
Jeder einzelne Wiener Symphoniker ist hier ein Solist und freut sich, einmal aus dem Kollektiv des Orchesters auszubrechen. ju
Jeder einzelne Wiener Symphoniker ist hier ein Solist und freut sich, einmal aus dem Kollektiv des Orchesters auszubrechen. ju

Acht Wiener Symphoniker spielten bei den „Montafoner Resonanzen“.

TSCHAGGUNS Am Wochenende startete die neue Ausgabe der „Montafoner Resonanzen“, die bis 17. September 24 Konzerte umfasst. Das Festival wird seit 2015 mit Bedacht auf Qualität und Vielfalt vom Gaschurner Hotelier Markus Felbermayer als Kurator betreut. Mit sechs konträren Programmblöcken interessiert er dafür jedes Jahr aufs Neue ein breites Publikum. Gleich im ersten Teil mit Bläsermusik gab es nun eine längst vergessen geglaubte musikalische Kostbarkeit zu entdecken. Es ist die sogenannte Harmoniemusik mit acht Holzbläsern, die zwischen 1770 und 1830 unglaublich populär war, um in einer Zeit ohne alle technischen Hilfsmittel Melodien aus Opern der damaligen Zeit unter die Leute zu bringen.

Acht Musikerinnen und Musiker aus den Reihen der Wiener Symphonikern haben sich in einem Ensemble dieser reizvollen Spielart verschrieben und damit in der Wallfahrtskirche zahlreiche Zuhörer begeistert: Paul Kaiser und Peter Schreiber, Oboen, Alexander Neubauer und Marlies Wieser, Klarinetten, Robert Gillinger und Magdalena Pramhaas, Fagotte, sowie Peter Dorfmayr und Georg Sonnleitner, Hörner. Jeder Einzelne von ihnen ist hier ein Solist und freut sich, einmal aus dem Kollektiv des großen Orchesters auszubrechen und verstärkt Eigenverantwortung zu übernehmen. Gerade diese filigrane Musik eignet sich hervorragend dafür, in der tragenden Kirchen­akustik die große Spielfreude und eine gesunde Portion Musikalität der Mitwirkenden mit ihrem intonationssicheren Spiel zur Geltung zu bringen.

Vergnügen

Auch bedeutende Komponisten schrieben damals ihre Werke für Harmoniemusik bei aller Meisterschaft doch vorwiegend zur Unterhaltung. Ein solches Originalwerk ist auch Beethovens frühes einziges Oktett, Es-Dur, op. 103, genannt „Parthia“. In vier fein kontrastierenden Sätzen verströmt es einfach nur Vergnügen und den Melodienreichtum des damals 20-Jährigen. Bei Mozarts Serenade Nr. 12 in c-Moll mit dem Beinamen „Nacht Musique“ handelt es sich dann um wirklich hoch ambitionierte Kammermusik von großem Anspruch und ebensolcher Qualität, dem Namen entsprechend mit nächtlich dunklen Wendungen und bekenntnishaften Gedanken, die farblich sorgfältig abgemischt sein wollen. Hier wie dort finden die acht Damen und Herren genau den rechten Ton. Und als sie als Zugabe gar noch die Blondchen-Arie „Welche Wonne, welche Lust“ aus Mozarts „Entführung“ in einer Hummel-Bearbeitung anstimmen, da sind auch die letzten Wünsche des Auditoriums erfüllt.

Nächster Programmteil der „Montafoner Resonanzen“:
Jazz vom 11. bis 15. August