Schwarze Perlen der Barockmusik

Kultur / 09.08.2021 • 21:06 Uhr
Das Konzert des Barockensembles der Wiener Symphoniker unter der Leitung von Christian Birnbaum mit Sabine Winter als Solistin endete mit stehenden Ovationen. ganahl
Das Konzert des Barockensembles der Wiener Symphoniker unter der Leitung von Christian Birnbaum mit Sabine Winter als Solistin endete mit stehenden Ovationen. ganahl

Barockensemble der Wiener Symphoniker in der Basilika.

Bildstein  Für das Konzert mit dem Barockensemble der Wiener Symphoniker hat der Dirigent Christian Birnbaum ein durchdachtes Programm entwickelt: Unter dem Thema „Krieg und Erlösung“ reihten sich schwarze Perlen der Barockmusik aneinander, zum Gedenken an die Opfer der Pandemie und den Krieg mit dem Virus, aufgehellt durch Werke, die Zuversicht vermitteln. Ein Glanzstück war die Trauersymphonie von Pietro Locatelli mit ihren prachtvoll sprechenden Seufzerphrasen. Zwei Generationen zurück versetzte der mitten im 30-jährigen Krieg geborene Paul Hainlein mit seiner „Battaglia“, einer Kriegsmusik. Die folgende „Battaglia“ von Biber ist ein Hit der frühbarocken Programmmusik, die lautmalerisch ein Schlachtengemälde liefert. Der zweite Satz, in den Biber mehrere Volkslieder eingearbeitet hat, klingt mit seinen Dissonanzen wie eine verschärfte Version von Mozarts Dorfmusikantensextett. Wunderschön kontrastreich der Satz über den Kriegsgott Mars, wo Dragan Loncina seinen mit Papier gedämpften Kontrabass mit dem Bogen schlug statt strich, während Konzertmeister Willy Büchler in fantastischen Figuren über die hohen Saiten turnte.

Im zweiten Teil glänzten die Feldkircher Sopranistin Sabine Winter und der Oboist Paul Kaiser: In der Sinfonia und der Arie „Seufzer, Tränen, Kummer, Not“ aus der Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis“ von Bach vereinigten sich die fast menschlich klingende Oboe und der warme, schön geführte Sopran Winters zu einer ergreifenden Klage. In der Arie „I know that my redeemer liveth“ aus Händels „Messias“ ließ Winter ihre Stimme zu strahlendem Vertrauen aufblühen. Ein rustikales Intermezzo bildete Bibers „Pauernkirchfahrt“, bevor Winter und Kaiser in einer Arie von Bach aus BWV 29 kongenial zusammenwirkten und Winter in einer weiteren Arie aus dem „Messias“ in wunderschön gestalteten langen Phrasen wieder Zuversicht vermittelte. Zu einem weiteren Höhepunkt wurde Bachs rekonstruiertes Oboenkonzert in d-moll, BWV 1059R, in dem Kaiser mit dem berückenden Klang seiner Wiener Oboe in den atemberaubend virtuosen Ecksätzen wie im himmlisch schönen Adagio verzauberte. Mit diesem bewegenden Konzert samt Air aus der dritten Orchestersuite von Bach als Zugabe (auch bei der Samstagsprobe) hat das Ensemble wieder gezeigt, dass man den Geist und den Gestus der Barockmusik auch auf modernen Instrumenten überzeugend vermitteln kann.