Endlich wieder Freude im Freudenhaus

Kultur / 16.08.2021 • 16:00 Uhr
Endlich wieder Freude im Freudenhaus
Roman Zöhrer: „Irgendwann haben wir mit den Künstlern gleich zwei Termine ausgemacht, um auf den Fall der Fälle vorbereitet zu sein.“ VN/Steurer

Mit Zirkustheater und Kabarett setzt Roman Zöhrer das Programm am besonderen Ort fort.

Lustenau „Ein Auf und Ab der Gefühle“, so beschreibt Roman Zöhrer sein vergangenes erstes Jahr als neuer Leiter des Freudenhauses. Letztes Jahr musste das Programm wegen der Corona-Pandemie auf Eis gelegt werden. Dieses Jahr läuft im Haus aber wieder alles auf Hochtouren.

Covid hat vielen Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung gemacht, so auch den Programmplanern des Freudenhauses in Lustenau. „Niemand wusste, wie es nun mit der Kultur weitergehen wird. Doch wir haben immer aufs Neue probiert, das Beste daraus zu machen“, sagt Zöhrer zum vergangenen Jahr. Die Shows mussten mehrere Male verschoben oder sogar ganz abgesagt werden, wenn es sich um internationale Künstler gehandelt hat, die nicht anreisen konnten. „Irgendwann haben wir mit den Künstlern gleich zwei Termine ausgemacht, um auf den Fall der Fälle vorbereitet zu sein. Einen im Frühjahr und einen im Sommer oder Herbst.“ Die neu ausgemachten Termine scheiterten aber meist wieder. „Zu verschieben, abzusagen und so weiter, ist natürlich viel mehr Arbeit, wie die Shows einfach durchzuziehen. Man muss jeden neuen Termin auch wieder neu bewerben“, sagt der Leiter zum ständigen Hin und Her.

„Weil wir nicht wissen, wie sich Covid weiterentwickeln wird, haben wir sehr darauf geschaut, österreichische Entertainer hierher zu bringen. Wir sind aber sehr zuversichtlich, dass heuer alles klappen wird“, meint Zöhrer. „Normalerweise gehen wir auf Künstlerfestivals und Messen und sehen uns alles live an. Oft kontaktieren uns die Künstler auch selbst. Nun schicken die Artisten Videos von ihren Performances, anhand von diesen müssen wir uns dann entscheiden“, wirft Lisa-Marie Berkmann noch ein. Sie unterstützt Zöhrer und ist auch für das Programm zuständig.

„Im operativen Team sind wir zu dritt, aber natürlich helfen viele andere mit, um alles auf die Beine zu stellen.“ Außerdem ist die Leitung des Freudenhauses nicht die einzige Beschäftigung von Zöhrer, er ist auch Geschäftsführer der Offenen Jugendarbeit Lustenau (OJAL). „Es kommt vieles zusammen und es ist daher auch viel Arbeit für mich, aber es ist machbar. Im Moment habe ich eine 60-Stunden Woche. Zum Glück haben wir so ein tolles Team, welches mir viel aushilft. Irgendwann werde ich bei der OJAL etwas zurücktreten müssen“, antwortet er auf die Frage, wie er alles in seinem Alltag balanciert.

Nischen finden

Doch bringt der Leiter-Wechsel von Willi Pramstaller zu Roman Zöhrer auch einen Perspektiven-Wechsel mit sich? „Wir werden sicherlich beim zeitgenössischen Zirkus bleiben, das wird unser Schwerpunkt sein. Natürlich werden wir aber auch Theater und Kabarett weiterhin anbieten und nicht vernachlässigen. Wir wollen in Zukunft eigene Nischen finden und etwas anbieten, was noch keiner zuvor angeboten hat. Es muss schräg sein und irgendetwas Einzigartiges. Das ist unser Anspruch.“ Er hofft, dass die Plätze dieses Jahr gut besetzt sein werden, trotz der Ungewissheit aufgrund von Covid. „Glücklicherweise sind wir ein Theater und zählen deshalb nicht zur Nachtgastronomie. Bei uns gilt noch die 3G-Regel.“ Ohne Förderungen vom Land Vorarlberg und der Gemeinde wäre allerdings kein Kulturprogramm möglich, betont er.

Schon seit einigen Jahren befindet sich das Freudenhaus in Lustenau. Nun stellt sich die Frage, ob es weiterwandern wird oder sesshaft bleibt. „Leider hat die Gemeinde Lustenau den Platz der Prisma verkauft. Wir sind mit ihnen schon in Kontakt getreten und verhandeln nun. Wir hoffen aber, dass wir noch einige Jahre hierbleiben dürfen und haben im Moment auch ein gutes Gefühl. Wir alle profitieren vom Freudenhaus, weil die Veranstaltungen etwas Besonderes sind und es so einen modernen Zirkus wie bei uns nur einmal in Vorarlberg gibt.“

Sara Bodrazic

“Jedermann stirbt” läuft ab 19. August in Dornbirn in Kooperation mit dem Freudenhaus; Kabarett-Auftakt am 1. September mit Roland Düringer.