Elegant, aber etwas zurückhaltend

Prominente Musiker interpretierten Schuberts „Der Tod und das Mädchen“.
Schwarzenberg Was wären die Schubertiade-Konzerte ohne das einleitende Ritual der Freiluft-Schubert-Horn-Duette, wunderschön geblasen von Claudia und Astrid Bär? Solchermaßen eingestimmt, war das Publikum gespannt auf die Interpretation des d-Moll-Streichquartetts „Der Tod und das Mädchen“, D 810, das bei der Schubertiade schon oft erklungen ist. Diesmal sollte es durch ein Ensemble aus vier prominenten französischen Musikern interpretiert werden: dem Stargeiger Renaud Capuçon als Primarius, der schon seit 2003 Gast bei der Schubertiade ist, Guillaume Chilemme an der zweiten Geige, seit 2015 dabei, wie Adrien La Marca an der Bratsche, der auch im Quartett von R. Capuçon, spielt und Edgar Moreau am Cello. Kein fixes Streichquartett also, das ständig zusammenspielt.
Der optische Eindruck: vier junge Männer, die hochkonzentriert und fast ohne Blickkontakt spielen, die Verständigung klappt, auf welchen Kanälen auch immer, trotzdem fabelhaft. Musikalisch entspann sich nach den wie aus einem Block gemeißelten wuchtigen Einleitungsakkorden ein feingesponnenes Wechselspiel der Stimmen, doch beim zweiten, liedhaften Thema vermisste man den melodiösen Schmelz.
Es blieb alles sehr elegant, aber etwas zurückhaltend. Im zweiten Satz mit den Variationen über die bekannte Melodie hatte man auch den Eindruck, dass nie wirklich aus dem Vollen geschöpft wurde. Das Scherzo hätte ich mir etwas schroffer gewünscht, im jagenden Presto des vierten Satzes sang Renaud Capuçons Geige ätherisch über den federnden Begleitrhythmen. Große Begeisterung im Publikum, trotzdem: Es war eine etwas spröde, unterkühlte, wenn man so will unwienerische Interpretation, als wäre Schubert ein schlanker Beau mit eleganten Manieren gewesen.
Ein herrliches Stück Kammermusik
Bruckners Streichquintett in F-Dur, das nach der Pause erklang, ist ein herrliches Stück Kammermusik, das man viel zu selten aufführt. Hier wurde hörbar, wie ein einziger Musiker ein ganzes Ensemble verändern kann: Der legendäre, eine Generation ältere Gérard Caussé übernahm den Part der zweiten Bratsche, alle wirkten viel entspannter, blickten sich an und lächelten manchmal (was natürlich auch an dem viel weniger düsteren Stück liegt). Nun klang die Musik im ersten Satz mit seinem melodiösen Beginn fließend-schwelgerisch, in den Ländler-Anklängen des Scherzos frei und vergnügt. Das berühmte Ges-Dur-Adagio gelang sehr intensiv, schön und vornehm, im zerklüfteten Finale fiel die Intensität vielleicht etwas ab. Langanhaltender Applaus und Bravo-Rufe aus dem Publikum.