Mit Erda geht ein Traum in Erfüllung

Zuletzt konnte sie an den Stadttheatern in Klagenfurt
und Bern erfolgreich Fuß fassen.
Feldkirch Nach ihrer Ausbildung war Veronika Dünser im Land abonniert auf Mezzopartien bei Messen, Oratorien und Liederabenden. Nach dem Wagner-Stipendium und einem Besuch in Bayreuth aber war es um sie geschehen: Richard Wagner wurde zur großen Liebe ihres Lebens. Nun singt sie die Schwertleite in der „Walküre“ und die Erda im „Rheingold“.
Ihren Einstieg in Wagners Musik haben Sie über die berühmten „Wesendonck-Lieder“ geschafft, die er 1858 in Zürich geschrieben hat?
DÜNSER Ja, die Lieder sind aus seiner Liaison mit einer Industriellengattin entstanden, aber der Inhalt geht weit darüber hinaus. Es wird Wagners ständiges Gefühl von Einsamkeit, Fernweh und der Drang zum Schmerz hörbar gemacht. Immer wieder aufs Neue kann ich weitere Aspekte, Farben, Interpretationen finden. Ich liebe es schlichtweg, diesen Zyklus zu singen!
Da kam 2016 das Stipendium des Richard-Wagner-Verband Vorarlberg gerade recht?
DÜNSER Ich wollte mich eigentlich dafür bewerben, aber ein gütiges Schicksal hat mir diese Auszeichnung mit Opernbesuchen in Bayreuth beschert. Dort ist es die Magie, alle Facetten seiner Musik zu hören und die Sänger nicht kämpfend auf der Bühne stehen, sondern durch die grandiose Akustik jeden Ton in diesem fantastischen Raum schweben lassen können.
Damals war es Ihr größter Traum, einmal die Erda in Wagners „Rheingold“ in Bayreuth zu singen. Nun singen Sie diese Rolle ab Dezember immerhin am Stadttheater Bern. Schmerzt das sehr?
DÜNSER Alles andere als das! Ich war damals in meinem jugendlichen Leichtsinn einfach sehr ehrlich und ja, natürlich ist und bleibt die Erda in Bayreuth einer meiner Lebensträume. Doch ich glaube, dass es jetzt genau der richtige Zeitpunkt und Schritt ist, mit dieser Rolle im Stadttheater Bern zu debütieren. Zumal ich in Bern auch wieder mit der mir gut bekannten früheren Intendanz und dem Chefdirigenten vom Stadttheater Klagenfurt arbeiten werde. Natürlich ist in solchen Dingen meine Agentur „KundK“ Wien eine unglaubliche Hilfe und ein ständiger Ratgeber im wertschätzenden Austausch.
Was ist für Sie das Besondere an dieser Rolle einer Seherin, einer Urmutter?
DÜNSER „Weltenseele“ – diese Beschreibung beeindruckt mich wohl am meisten für diese Partie als eine der wohl mystischsten Rollen für mein Stimmfach, die je geschrieben wurden. Die besondere Aufgabe, der ich mich stellen werde, ist sicherlich, Wagners Musik, sein Wort und den damit verbundenen Klang dieser allwissenden Figur mit der menschlichen Stimme zu transportieren.
Am Stadttheater Klagenfurt, wo Sie seit 2018 immer wieder Folgeverträge bekommen haben, beginnt Wagner für Sie bereits am 16. September mit der Schwertleite in der „Walküre“?
DÜNSER Es ist wunderbar, die Opernwelt Wagners als Walküre zu beginnen! Sehr schön ist auch, dass ich unsere Brünnhilde, Magdalena Hofmann, aus dem Landestheater Bregenz kenne, wo ich damals noch im Chor als Altistin tätig war.
Gehen wir zu den Anfängen zurück. Ihre Mutter Isolde – schon wieder ein Wagner-Name! – war früher selbst eine bekannte Sängerin. War das schließlich der Grund, in ihre Fußstapfen zu treten?
DÜNSER Ja, definitiv. Meine Mutter war Sopransolistin mit einer wunderschönen Stimme, sie hat mich eigentlich als Sängerin entdeckt und begleitet mich bis heute mit ihrer Erfahrung. Sie und mein Vater haben mir auch die professionelle Gesangsausbildung ermöglicht und unterstützen und begleiten mich bei all meinen Entscheidungen und Auftritten. Das ist alles andere als selbstverständlich, ich bin ihnen sehr dankbar dafür!
Wer hat Sie in Ihrer Ausbildung besonders geprägt?
DÜNSER Dora Kutschi-Doceva hat mich ab 14 am Landeskonservatorium acht Jahre lang genau richtig begleitet, konnte mich lenken, hat mir aber keinen Druck gemacht. Sie wusste, dass der Moment kommen wird, wo ich den Beruf verstehen werde. Bei meinem Gesangsstudium an der Wiener Musikuni hat mich die bekannte Mezzosopranistin Marjana Lipovsek fasziniert – als Lehrerin und Künstlerin, die einfach alles singen konnte und damit die Menschen auch irrsinnig berührt hat. Dabei ist sie ein totaler Lebemensch, redet gern, isst, trinkt und lacht gern – das verbindet uns!
Sind diese wunderbar dunklen Töne, mit denen Sie Ihre Zuhörer berühren, naturgegeben oder antrainiert?
DÜNSER Ich habe als Kontra-Alt begonnen und würde mich heute als dramatischen Mezzo bezeichnen. Was die Farbe meiner Stimme betrifft, war diese wohl naturgegeben, wie es ja prinzipiell bei allen Sängerinnen der Fall ist. Ein dunkles Timbre anzutrainieren, ist meist eine sehr ungesunde Angelegenheit.
Wie halten Sie sich stimmlich fit?
DÜNSER Ich persönlich bin der festen Meinung, dass das Üben eine sehr stimm- und personenbezogene Sache ist. Ich brauche zum Beispiel viel Schlaf, bis zu neun Stunden, sonst bin ich müde und damit ist es auch meine Stimme. Zudem ist Körperarbeit für mich ein viel wichtigerer Teil als Stimmübungen. Ich schaue, dass ich mich mit sängergerechtem Sport fit halte und am Abend zuvor und am Tag eines Auftritts gewisse Lebensmittel ganz vermeide. Leider ist Rotwein sehr schlecht für meine Stimme, schade!
Welches Ziel streben Sie in Ihrer Karriere an?
DÜNSER Das wohl größte und zugleich schwierigste Ziel in diesem Beruf ist es, sich selbst und der eigenen Stimme treu zu bleiben, gesund und stilgerecht zu singen und dabei niemals die Freude am Singen selbst zu verlieren.
Zur Person
VERONIKA DÜNSER
Geboren 17. Juli 1985 in Feldkirch
AUSBILDUNG IPG Konservatorium Feldkirch, Masterstudium an der MDW (Wien) bei KS Marjana Lipovsek
Nächste Konzert-Engagements Schubertiade Dürnstein/KS Robert Holl, „Betulia liberata“ Basilika Rankweil, Domkonzert Feldkirch, Elias Stadttheater Klagenfurt
NÄCHSTE OPERN-ENGAGEMENTs „Walküre“ Stadttheater Klagenfurt, „Rheingold“ Stadttheater Bern, „Rigoletto“ Stadttheater Klagenfurt
FAMILIE Verlobung am 6.8.2021 mit dem Pianisten Luca De Grazia.