Frauen, die Türen aufgestoßen haben

Kultur / 17.09.2021 • 16:53 Uhr
KlopfzeichenBastian KresserBraumüller432 Seiten

Klopfzeichen

Bastian Kresser

Braumüller

432 Seiten

Bastian Kresser blickt zurück und berührt Aktuelles.

Roman Drei Frauen stehen im Zentrum des neuen Romans des Vorarlbergers Bastian Kresser. Er spürt in „Klopfzeichen“ dem Schicksal der Spiritistinnen Kate, Maggie und Leah Fox Mitte des 19. Jahrhunderts nach. Vordergründig ein historischer Roman, berührt das von Tatsachen inspirierte Buch doch höchst Aktuelles: wie sich Massen manipulieren lassen und die öffentliche Meinung beeinflusst wird. Es beginnt als ein Kinderspiel, das die elf und 14 Jahre alten Schwestern Kate und Maggie Fox 1848 in der amerikanischen Kleinstadt Hydesville spielen: Im Haus der in schwierigen Verhältnissen lebenden Familie kommunizieren die beiden über knackende Geräusche mit Geistern aus dem Jenseits. Bald ziehen die jungen Frauen als Medien, die die Geister der Toten beschwören können, die leichtgläubigen Massen an.

Der Unfreiheit entkommen

Ihre ältere Schwester Leah entdeckt das „Handwerk“ rasch als lukrative Einkommensquelle und als Möglichkeit, ihrer Unfreiheit zu entkommen. Die Schwestern Fox touren in damals für Frauen ungewöhnlicher Selbstbestimmtheit als Vorreiterinnen des Spiritismus durch die USA. Ihre Skeptiker überzeugen die nach gesellschaftlichem Aufstieg strebenden Schwestern, indem sie Untersuchungen ihrer unerklärlichen Fähigkeiten erlauben, und mit klugem Marketing: Zu ihren Séancen laden sie Intellektuelle, die die Popularität des Spiritismus durch ihre Berichte weiter befeuern und seine Glaubwürdigkeit erhöhen. Die Spiritistinnen, deren Ruhm allerdings auch kaum zu bewältigende Schattenseiten aufweist, begegnen Persönlichkeiten, die die jungen USA prägten: „Lederstrumpf“-Autor James Fenimoore Cooper, „The Poets and Poetry of America“-Verfasser Rufus Griswold, Zeitungsverleger Horace Greeley, Abolitionist Frederick Douglass, Frauenrechtlerin Elizabeth Cady Stanton und Polarforscher Elisha Kent Kane.

„Klopfzeichen“, von Tatsachen inspiriert, bedient weniger die Lust am Unheimlichen, vielmehr interessiert sich Kresser für die Psychologie seiner nach außen starken, innerlich brüchigen Frauenfiguren. Sie sind einerseits Töchter ihrer Zeit, aber zugleich stoßen sie die Tür in eine andere Welt auf, in der sie unabhängig vom Willen ihrer Ehemänner und Väter leben.