Fortsetzung des Erfolgs

Kultur / 26.09.2021 • 20:14 Uhr
Jan-Hinnerk Arnke, Ulrike Lasta und Johannes Gabl.

Jan-Hinnerk Arnke, Ulrike Lasta und Johannes Gabl.

“Die Niere” von Stefan Vögel ist bereits verfilmt und läuft nun am Tiroler Landestheater.

Innsbruck, Bregenz Der Film ist abgedreht und mit Samuel Finzi, Pia Hierzegger, Inka Friedrich und Thomas Mraz prominent besetzt. Obwohl Regisseur Thorsten Danner nun in Innsbruck zeigt, dass das befreundete Paar in Stefan Vögels Komödie „Die Niere“ die Freizeit auch gerne einmal gemeinsam im Kino genießt, steht außer Frage, dass ein Theaterbesuch im Hinblick auf ein Reflexionstraining mindestens so ergiebig wäre. Realität und Fiktion könnten sich doppelt ineinander verzahnen, denn gar so abgefahren sind die Plots des Vorarlberger Theaterautors und Kabarettisten nicht, in dessen Stück „Die Niere“ die Funktionstüchtigkeit von Organen wie von Ehebündnissen und Freundschaften auf dem Prüfstand steht.

Tragfähige Dialoge

Seit Mai 2019 (dem Premierendatum in den Kammerspielen des Wiener Theaters in der Josefstadt) läuft es auch auf österreichischen Bühnen. Am Wochenende beklatschte, nein, bejubelte das Publikum des Tiroler Landestheaters die Premiere der jüngsten Neuinszenierung, in der leicht darauf angespielt wird, dass es unter dem Titel „Risiken und Nebenwirkungen“ nun auch die Filmversion von Michael Kreihsl gibt. In dieser wiederum wird kein Hehl daraus gemacht, dass die Basis aus tragfähigen Bühnendialogen besteht.

Der Effekt, den Danner mit filmischen Einblendungen erzeugt, tut der Inszenierung gut. Ganz pragmatisch auch zur Überbrückung von kleinen Umbaupausen brauchbar, verdeutlichen sie, dass nicht nur zwei Ehen, sondern auch die bisher über Jahre unangefochtene Integrität von mehreren Personen auf dem Spiel steht. Für den einen oder anderen Partei zu ergreifen, wie das bei drohenden Scheidungen oft der Fall ist, funktioniert hier nicht, die Vertrauensbasis ist grundlegend erschüttert. Mit dem Satz „Ich brauche eine neue Niere“ löst Kathrin einen Konflikt aus. Wer wäre unweigerlich zu einer Lebendspende bereit? Wer zögert und wer täuscht warum?

Komplexe Figuren

Die Qualität der Produktion hängt auch davon ab, inwieweit sich die Regie von typischen Boulevardeffekten fernhält. „Die Niere“ schürft nicht tiefer, als es etwa Yasmina Reza in ihren überaus erfolgreichen Konversationsstücken tut. Die Figur des eitlen, aber wiederum gar nicht so selbstsicheren Architekten Arnold erfährt in Innsbruck durch Johannes Gabl jedoch einiges an Komplexität, auch die Spannung, die Kathrin (Antje Weiser) in sich trägt, wird sofort deutlich. Das sind hervorragend herausgearbeitete Momente, die sich fortsetzen, wenn Götz (Jan-Hinnerk Arnke) in den Dialogen äußerst präzise reagiert und Diana (Ulrike Lasta) klarmacht, dass sie Situationen rasch einzuschätzen und Reaktionen zu kalkulieren weiß.

Der Witz wie die Situationskomik kämen aber auch zur Wirkung, wenn man auf die direkte Hinwendung zum Publikum und die Betonung von Klischees (weicher Ökofreak versus harter Betonierer) verzichtet hätte. Dass die räumlichen Möglichkeiten einer Penthousewohnung (Ausstattung: Helfried Lauckner) für psychologisch konnotierte szenische Effekte genutzt werden, erhöht dafür die Zahl der Lacher im Publikum.

Szene aus der Verfilmung „Risiken und Nebenwirkungen“. Luna Film
Szene aus der Verfilmung „Risiken und Nebenwirkungen“. Luna Film
Johannes Gabl und Antje Weiser in „Die Niere“ von Stefan Vögel in Innsbruck. TLT/gufler
Johannes Gabl und Antje Weiser in „Die Niere“ von Stefan Vögel in Innsbruck. TLT/gufler

Nächste Aufführung am 30. September in den Kammerspielen des Tiroler Landestheaters in Innsbruck und zahlreiche weitere: landestheater.at