Klavier und Orgel – ein seltenes Paar

Kultur / 24.10.2021 • 18:29 Uhr
Die ungarische Pianistin Anna Adamik am Piano. STefan Man
Die ungarische Pianistin Anna Adamik am Piano. STefan Man

Anna Adamik und Elisabeth Zawadke haben diese Besetzung fantastisch neu belebt.

FELDKIRCH Das war wieder einmal eines jener Konzerte, wie man sie ganz selten erlebt. Es war zunächst das riskante Unterfangen, zwei zumeist eigenständige Instrumente wie Klavier und Orgel im Konzert zu einem Duo zu vereinen, für das kaum Literatur existiert. Die Chopin-Gesellschaft hat das in der Kapelle des Konservatoriums gewagt und dafür als Interpreten zwei prominente Vertreter ihres Genres aufgeboten, die sich lange als Dozentinnen am Konservatorium kannten. Die ungarische Pianistin Anna Adamik leitet eine erfolgreiche Klavierklasse und ist Präsidentin des Vereins, die deutsche Musikerin Elisabeth Zawadke unterrichtete hier bis 2010 eine Orgelklasse und ist heute neben ihrer internationalen Konzerttätigkeit mit Meisterkursen in Italien tätig.

Der exotische Reiz dieser Paarung zweier Tasteninstrumente allein ist es aber nicht. Da ist auch die fast greifbare Intensität, die sich sehr bald daraus entwickelt, ebenso wie ein hochrangiges Spielniveau. Die eigentliche Besonderheit dieses Abends aber ist dessen Programmkonzept, die innere Dramaturgie, wie das Anselm Hartmann in seiner Einführung benennt, die über diesen Zusammenschluss hinausreicht. Es geht um Johann Sebastian Bach als Komponisten, auch um seinen als Thema von anderen Komponisten variierten Namen und andere motivische Verschränkungen, die für Spannung sorgen.

Elisabeth Zawadke eröffnet solistisch an der Orgel mit Präludium und Fuge über B-A-C-H des Bach-Verehrers Franz Liszt, einem komplexen Werk, das sich über diesem Thema mächtig aufbaut und zum extrem virtuosen und klanglich opulenten Furioso ersteht. Die Organistin erfüllt mit katzenhafter Geschmeidigkeit und größter Souveränität diese Anforderungen, alles ist sehr klar artikuliert und gediegen registriert. Dafür sind seitlich zwei genau instruierte junge Damen als Registrantinnen tätig, dank derer die prächtige Pflüger-Orgel blitzschnell in immer neuen Farbmischungen erstrahlt.

Die Funken sprühen

Der spannende Moment, da die Musikerinnen zum ersten Mal gemeinsam ihre Tastenspiele ausprobieren, gerät freilich zur Enttäuschung, denn César Francks Prélude, Fugue et Variation ist ein wenig einfallsreiches, harmloses Lüftchen, das der Orgel die Zungenmelodien und dem Klavier die Begleitung zuteilt. Wie man eine solche Aufgabe richtig angeht, zeigt am Ende der 1986 verstorbene flämische Komponist Flor Peeters mit seinem Konzert für Orgel und Klavier op. 74. Da sprühen nun die Funken der Inspiration und des Dialogs zwischen den beiden Instrumenten.

Zuvor zeigt sich auch Anna Adamik noch im Solo mit einem vollgriffigen Klavierwerk, den von Franz Liszt geschaffenen Variationen über einen Basso continuo von Bach. Da spielt nun die Künstlerin ihre Qualitäten mit Pranke und Feuer aus, die den Flügel in der Kirchenakustik noch größer erscheinen lassen, auch mit Gespür für lyrische Zurücknahme und große Berührtheit, wenn der Komponist am Ende in einem Choral um seine Tochter trauert. Auch Zawadke setzt noch solistisch eins drauf und lässt damit den viel zitierten Bach selber in einem repräsentativen Orgelwerk zu Wort kommen, Toccata, Adagio und Fuge in C-Dur, mit einer der großartigsten Pedalpassagen der Orgelliteratur und einem aufregenden Puls im Trio des Adagio. Und dies in einem Geist, der bei allem Glanz von großer Demut vor dem Meister geprägt ist. JU

Elisabeth Zawadke an der Orgel mit den beiden Registrantinnen.

Elisabeth Zawadke an der Orgel mit den beiden Registrantinnen.

Nächstes Konzert der Chopin-Gesellschaft: 3. Dezember, 19.30 Uhr, Feldkirch, Pförtnerhaus „Jazz im Advent“ (David Helbock, Klavier)