Das Burgtheater könnte eine zweite Bregenzer Festspielsaison auslösen
Das Wiener Burgtheater und die Bregenzer Festspiele, das ist eine Verbindung, die in die Aufbaujahre des Festivals am Bodensee zurückreicht. Die Präsenz eines Bühnenunternehmens aus der Bundeshauptstadt war damals fast so selbstverständlich wie die der Wiener Symphoniker, die bekanntermaßen von Anfang an dabei waren, im Gründungsjahr nur noch nicht auf dem See bzw. im Gondelhafen.
Doch von nostalgischen Rückblicken hat niemand etwas, und es mag auch nicht alles von hoher Qualität gewesen sein, was die Wiener anlieferten. Irgendwann wurden die Gastspiele dann ohnehin zu teuer, man verständigte sich auf die Präsenz des Ensembles des Theaters in der Josefstadt, bevor Festspielintendant Alfred Wopmann völlig zu Recht den Fokus komplett auf den See lenkte, eine Internationalisierung des Programms herbeiführte, die Produktionen draußen nach und nach auf das Niveau brachte, auf dem sie jetzt sind, drinnen Raritäten und Zeitgenössisches auf den Spielplan setzte und das Schauspiel mehr oder weniger nebenher laufen lassen musste, bis es zu einem Vertrag mit dem Deutschen Theater Berlin kam.
Intendantin Elisabeth Sobotka hat diesen nach kurzer Pause erneuert und dem Bregenzer Publikum damit Uraufführungen beschert. Im letzten Frühjahr dann, als die Bühnentüren überall pandemiebedingt geschlossen waren und Vorarlberg zur Modellregion wurde, in der Aufführungen vor jeweils bis zu hundert negativ getesteten Besuchern stattfinden konnten, lieferte das Burgtheater die erste Aufführung der neuen Produktion von Shakespeares „Richard II.“ ins Festspielhaus. Schön getarnt als Vorpremiere, damit sich das Wiener Publikum Monate später nicht um sein Premierenerlebnis geprellt fühlte. Dass die Inszenierung trotz sehr guter schauspielerischer Leistungen nicht jubeln ließ, hat die Stimmung nicht getrübt. Man atmete auf hinter der FFP2-Maske, hielt die hohen Kosten des Verschubs einer Produktion von Wien nach Bregenz für gerechtfertigt und erfuhr beglückt, dass die Festspiele als Veranstalter das Burgtheater als Partner behalten möchten.
So wie es bislang aussieht, wird es wieder zu einem Sondertermin im Frühjahr kommen. Offiziell ist es noch nicht, aber in Planung sind Aufführungen eines Klassikers von Jean Paul Sartre. „Die geschlossene Gesellschaft“ wird von Burgtheaterdirektor Martin Kusej inszeniert, der damit seinen ersten Auftritt in Bregenz absolvieren würde. Gute Idee, auch wer bislang noch nicht in Wien war, hat wahrscheinlich die Projekte des Österreichers als ehemaliger Intendant in München verfolgt.
Zu einer Ausweitung der Festspielzeit im nächsten Jahr könnte es noch aus einem anderen Grund kommen. Die im vergangenen Sommer angesetzte Opernproduktion „Italienerin in Algier“ musste wegen eines Corona-Falls abgesagt werden. Die Aufführung wird noch vor der Eröffnung der Haupt-Festspielsaison im Juli 2022 erfolgen, angedacht ist ein Frühsommertermin. Das ruft frühere Diskussionen in Erinnerung, die darauf hinausliefen, ob es in Bregenz nicht ohnehin eine zweite Festspielsaison geben sollte. Zumindest eine kleine.
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