“Wir sehen uns als Erhalter, nicht als Killer der Marke”

Die Eingliederung der Vorarlberg Milch in den NÖM-Konzern geht nicht friktionsfrei vonstatten. NÖM-Vorstandschef Alfred Berger zu den Herauforderungen und Problemen, aber auch zu den Plänen und Zukunftsaussichten des Vorarlberger Milchverarbeiters.
Feldkirch, Baden Am 27. Mai 2025 haben 96,47 Prozent der Genossenschaftsmitglieder der Vorarlberg Milch die Fusion mit der NÖM für gut geheißen. Vorausgegangen ist dem ein Schwund der Milchlieferanten, aber auch ein Vertrauensverlust in das eigene Unternehmen, das mit massiven finanziellen Problemen zu kämpfen hatte. Laut Gutachten einer international tätigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft wäre Mitte des Jahres Schluss gewesen mit dem Betrieb – mit unabsehbaren Folgen für die Milchbauern im Land.

Die Marke “Ländle-Milch” wurde zwar über Jahre zur beliebtesten Marke der Vorarlberger gewählt, am Kühlregal entschieden sich jedoch viele anders. Die meistverkauften Milchproduktmarken im Land sind laut Marktforschung vor allem Eigenmarken der Handelsketten. “Vorarlberg Milch reiht sich auf Platz fünf ein”, informiert Alfred Berger, Vorstandschef der NÖM, im Gespräch mit den VN. Das NÖM-Angebot war nicht das einzige, das die Vorarlberg Milch erhielt, “es war aber das einzige, das den Produktionsstandort und die Marke weiterhin garantiert hat”, informiert Berger, “und wir wollen die Marke auch in Ostösterreich stärken”, sagt er mit Blick auf die Käsekompetenz der Vorarlberger.
Bestandsaufnahme
Die erste Maßnahme nach dem Einstieg der Badener war aber eine Bestandsaufnahme, denn die Schieflage sei ja nicht einfach so zustande gekommen, dafür gebe es betriebswirtschaftliche Gründe. Es brauchte Sofortmaßnahmen, “der Patient hat Krebs”, so Berger im VN-Gespräch. Eine Sofortmaßnahme war die Erhöhung des Milchgeldes für die Lieferanten, von welchen immer mehr abgesprungen seien, auf inzwischen 56 Cent netto, “das ist ein europäischer Spitzenwert”. Er hoffe, dass viele Landwirte, die in den vergangenen Jahren abgesprungen seien, wieder zurückkehren, “denn wir brauchen die Milch”.

Auch die Verlustbringer wurden ermittelt. Die Butter, jetzt im Zentrum der Kritik an der NÖM, sei gleich zweimal negativ aufgeschienen. Zum einen habe man aus technischen Gründen die Produktion einstellen müssen, zum anderen habe man mit der Butter auch einen Verlust von 1,6 Millionen Euro produziert, so Berger. Dass man diese Produktverlagerung nicht offensiv kommuniziert habe, sei vielleicht ein Fehler gewesen. Doch auf der Verpackung sei noch nie “Ländle-Butter” gestanden, sondern immer “Teebutter”. Man habe auch jetzt als Ursprung angegeben, doch anhand des Vertriebs stehe eben der Firmenname Vorarlberg Milch klein drauf. Überlegungen, wie man das aber transparenter darstellen kann, laufen. Berger kann sich dafür z. B. einen Wettbewerb, in dem ein neuer Name und ein neues Design gesucht werden, vorstellen.
Herkunftsgarantie
Anders als mit der Butter ist es mit der Sortimentsbereinigung von 60 auf 40 Produkte – “und das auf Vorschlag der Vorarlberger Fachleute”, sagt der Firmenchef. Es handle sich nicht um ganze Produktgruppen, sondern um einzelne Artikel. So werden von sechs Joghurtdrinks drei gestrichen, auch die Joghurtsorten werden ausgedünnt. Da kommt es auf die Verkaufszahlen an, beim Pudding allerdings sei es auch eine bakteriologische Maßnahme, denn das Produktionsgerät ist in die Jahre gekommen. Dass dieses Produkt und andere Spezialitäten ein Comeback feiern, sei aber ausgemacht, “2027 gibt es wieder den Ländle-Pudding”, für neue Produktionsmittel werden dafür zwischen sieben und acht Millionen Euro investiert. Er verspricht: “Wo Ländle draufsteht, ist auch Ländle drin.” Die bekannten Ländle-Milch-Produkte werden weiterhin ausschließlich aus 100 % bester Ländle-Milch hergestellt, tragen wie gewohnt den vertrauten Namen Vorarlberg Milch und sind mit dem Ländle-Qualitätsgütesiegel bestätigt.

Der Standort Feldkirch werde kontinuierlich ausgebaut. Derzeit werden bereits fünf Mitarbeiter gesucht, um die Mengen zu produzieren, die schon jetzt nach Italien geliefert werden. Vorarlberg sei dafür der ideale Standort und “das Wachstum in Italien, die Mitarbeiter sind spitze”. Das nächste halbe bis dreiviertel Jahr müsse man durch das “Tal der Tränen” gehen, um das Unternehmen betriebswirtschaftlich wieder in die Spur zu bringen. “Unser Wunsch ist, dass man uns diese Zeit gibt.”
Und auch zum Milchpilz in Bregenz informiert Berger im Gespräch: Er stehe natürlich nicht zur Disposition, im Gegenteil. Man sei mit Interessenten im Gespräch und der beliebte Treffpunkt werde auf jeden Fall aufgewertet.