Vernetzung als kulturpolitischer Akt

Gesellschaft der Freunde des Jüdischen Museums Hohenems in Wien gegründet.
Hohenems, Wien Kooperationen fördern, mehr Ausstellungen oder Projekte von Hohenems nach Wien bringen, das ist das erklärte Ziel der Gründung einer Gesellschaft der Wiener Freunde des Jüdischen Museums in Hohenems. Hanno Loewy, Direktor des Museums, geht es, wie er im Gespräch mit den VN erläutert, um den intensiveren Austausch, die Vernetzung, die Stärkung der Beziehungen. Eine Gesellschaft der Freunde einer Einrichtung verstehe sich auch als Multiplikator und nicht zuletzt könne sie das Mäzenatentum fördern.
Das Jüdische Museum in Hohenems besteht seit 30 Jahren, auch dieses Jubiläum war Anlass, einen Freundeskreis in Wien zu gründen. Die erste Zusammenkunft fand jüngst nicht zufällig im Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog statt. Zum Gründungskomitee zählen Ulrike Kinz, Obfrau des Vereins „Vorarlbergerinnen und Vorarlberger in Wien“, Gertraud Auer Borea d´Olmo, die Generalsekretärin des Kreisky Forums, der ehemalige Wiener Kulturstadtrat und Rektor der Privatuniversität für Musik und Kunst (MUK), Andreas Mailath-Pokorny, Museumsdirektor Hanno Loewy, der Jurist Andreas Köb und die Managerin Sonja Kato.
„Wir wollen alle jene, die einen ganz besonderen Ausdruck Vorarlberger Kultur in Wien erleben möchten, dazu einladen, gemeinsam ein neues Kapitel der Geschichte dieses zutiefst europäischen, humanistischen und zukunftszugewandten Ortes der Begegnung zu schreiben“, hieß es in der Einladung, der auch Barbara Staudinger, die designierte Direktorin des Jüdischen Museums in Wien, folgte. Sie ist derzeit noch im Museum in Augsburg tätig, verdeutlichte aber, dass sie Kooperationen mit Hohenems mit Freude entgegensieht.
Fragen der Zeit
Hanno Loewy erinnerte bei diesem Anlass auch daran, dass es einst die Bundesförderung war, die das Museum in Hohenems gesellschaftspolitisch handlungsfähig gemacht habe. Damals war Rudolf Scholten, der jetzige Präsident des Kreisky Forums, der maßgebliche Kulturpolitiker in der Bundesregierung. Mittlerweile sind im Jüdischen Museum in Hohenems mehrere Phasen der Erweiterung erfolgt, die Einrichtung wird von Besuchern in hohem Maß frequentiert, ist international gut vernetzt und hat vor allem in den letzten zwei Jahrzehnten Projekte realisiert, die von Institutionen in verschiedenen Ländern übernommen wurden. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Ausstellung „Jukebox“ über jüdische Musiker und Musikverleger.
„Seit seiner Gründung hat das Jüdische Museum Hohenems Menschen mit Ausstellungen und Projekten, die Geschichte und Gegenwart miteinander verbinden, begeistert, und zum Nachdenken über wichtige Fragen der Zeit angeregt. Es verbindet Vorarlberg, Österreich und die Welt miteinander – nicht zuletzt durch eine Gemeinschaft von Nachkommen, die längst Weltbürgerinnen und Weltbürger geworden sind“, so Mailath-Pokorny, dessen familiäre Verbindung nach Hohenems bereits in der fünften Generation weiterlebt.
Ausstellung in Wien
Schon im kommenden Jahr wird das Jüdische Museum Hohenems in Wien präsent sein. Die komplexe Ausstellung „Die letzten Europäer“, die sich angesichts aktueller Strömungen als vehemente Aufforderung versteht, sich mit der Zukunft Europas zu beschäftigen, kommt ab Jänner 2022 ins Volkskundemuseum. Erzählt wird hier auch eine Auswanderungsgeschichte von Hohenems nach Triest, die den hohen Wert einer intensiven und professionellen Vernetzung verdeutlicht. VN-cd
„Es war ein schöner Start. Wir werden auf gute Kooperationen hinarbeiten.“
