Das Mysteriöse um Agatha Christie
Ein Rätsel, das sich bis heute hält, die Nachwehen des Viktorianischen Zeit und Glückssucher in Afrika.
Romane Es ist reizvoll, wenn Autoren in ihrer Biografie Fragen offenlassen, mit denen sich Gelehrte und interessierte Leser auseinandersetzen. Das Sahnehäubchen ist sicher, wenn Krimiautoren ungelöste Fragen über ihr Leben hinterlassen. Agatha Christie verschwand elf Tage spurlos, um danach wiederaufzutauchen. Die Familie umhüllte die Aktion mit einem Mantel des Schweigens. Marie Benedicts Roman „Mrs. Agatha Christie“ soll nun darüber Auskunft geben. Benedict zieht die Geschichte sehr geschickt auf. Sie schreibt sie von zwei Seiten. Zum einen aus der Sicht der Autorin, als sie noch jung ist und erst unschuldige Gedanken an das Schreiben eines Kriminalromans hegt und ihren späteren Ehemann Archie Christie kennenlernt. Dazu kommt noch die Konkurrenz mit ihrer etwas älteren Schwester, die in eine Gesellschaft heiratete, die ihr keinen Krimi zutraut. Sie beschreibt auch die Situation der verheirateten Christie, die bereits mit ihren ersten Krimis in Richtung Weltspitze abhebt und deren Mann Archie weder mit den Erfolgen seiner Frau umgehen kann, noch sein triebhaftes Verhalten unter Kontrolle hat. Hier bringt sie schön den kühlen, verärgerten Ehemann ins Spiel, der vom Chefermittler Kenward anständig in die Zange genommen wird. Spätestens das Auffinden ihres Autos an einem trüben Tümpel und eine vom Ehemann verschwiegene morgendliche Auseinandersetzung des Ehepaars machen ihn zum Hauptverdächtigen.
Die Autorin lässt aber auch das Wiederauftauchen der Agatha nicht aus, die fiktive Abrechnung mit ihrem Noch-Ehemann und die Ablegung ihrer alten Persönlichkeit, um ein neues Ich zu entwickeln. Dazu kommt noch ein Skript, das sie an Archie geschickt hat, welches Details ihrer Ehe offenlegt, die ihn als kaltblütigen und grausamen Mann zeigen. Wie gesagt, der Geruch des Mordes an der Autorin, der beim Lesen in der Luft liegt, hat schon seinen bestimmten Ursprung. Natürlich ist es ein Roman mit allen dichterischen Freiheiten, so viel ist klar. Die Story ist kein Pageturner, hierfür ist die Realität hinderlich, aber sie ist unglaublich charmant geschrieben. Benedict taucht den Leser eben in die Epoche der Moderne ein, die in England noch voll und ganz in den Ausläufen der viktorianischen Zeit steht. Wüsste man das Ende nicht, könnte die Geschichte wirklich ein thrillerähnliches Konglomerat sein, aber so geht es eben um die weltbekannte Autorin, die sage und schreibe über zwei Milliarden Bücher verkaufte. Kein anderer Autor traf den Puls der Zeit so stark und keiner konnte so eine Sogwirkung auf den Leser ausüben.
Grelles Afrika
Vom düsteren England geht es in das überhitzte Grenzgebiet zwischen Kongo und Angola in Ostafrika in die Welt des Fiston Mwanza Mujila. Nach seinem Überraschungserfolg, „Tram 83“, Geschichten um ein Jazz-Lokal, das es scheinbar nur im Kopf des Schriftstellers gibt, trägt es den in Graz lebenden Professor für afrikanische Literatur in seinem aktuellen Roman „Tanz der Teufel“, in die Welt der Minen und hastig errichteten Städte, die im Rauschzustand des schnellen Geldes in einer Art Bubble ihr Glück findet. Mujila schreibt hier einen schrägen, grellen Roman über Diamantensucher, Gauner, Straßenkids, der Heiligen Madonna, Medizinmänner und anderen Exoten. Für unser Verständnis ist das surrealistisch, für das afrikanische vermutlich nicht so sehr. Zwischen kolonialen Nachwehen und neuen Sehnsüchten suchen die Menschen ihr Glück. Ein wuchtiger Roman, in dem sich der Autor kein Blatt vor den Mund nimmt.