Standing Ovations im Palasthof

Das Kammerorchester Arpeggione zelebrierte bei seinem Open Air eine grandiose Operngala.
HOHENEMS Das war am Samstag endlich wieder einmal ein Open Air, das diesen Namen auch verdient, ohne Wenn und Aber. Erstmals nach zwei verregneten Jahren konnte das musikalisch herausragende Ereignis im Programm des Kammerorchesters Arpeggione und im Kulturleben der Stadt wieder an einem lauen Sommerabend im ausverkauften Palasthof stattfinden. Die Sonne strahlte bereits untertags mit Organisationsleiter Josef Kloiber um die Wette, der schon früh das Kommando zur Außenbestuhlung geben konnte. Die perfekte Mischung dieser Gala aus bekannten Opernmelodien, kostbaren Stimmen und einem prächtig aufspielenden Orchester brachte das Publikum sehr bald in Bombenstimmung und sogar die Vögel, die im Gemäuer des Renaissance-Palastes nisten, stimmten zwitschernd mit ein.
Intendant Irakli Gogibedaschwili hat in der Vorbereitung dieses Events ganze Arbeit geleistet. Er weiß, was die Leute bei solcher Gelegenheit hören wollen, natürlich sommerlich Leichtes und Populäres, aber auch qualitativ Hochwertiges und Kostbares, das den strengen Kriterien aus dem Schatzkästlein des Opernfreundes standhält. Da ist zunächst das vor über 30 Jahren ins Leben gerufene Kammerorchester Arpeggione, aus diesem Anlass wieder einmal zu voller Besetzung mit dichtem Blechpanzer, luftigen Holzbläsern und einem eleganten, sauber geführten Streicherapparat aufgelaufen, das diesmal auf das Kommando des Dirigenten Roberto Gianola hört. Der Italiener ist eigentlich auch ein international gefragter Regisseur und Geigensolist, und mit diesem Wissen ausgestattet. gestaltet er auch die musikalischen Strukturen der oft erprobten Werke, exakt in der Tempowahl, sorgsam in der Klangbalance, brillant im Ausdruck und wird mit seiner engagierten Truppe zusehends auch dem Motto dieses Abends gerecht, „Passione dell‘ Estate“, also der Leidenschaft des Sommers.

Ein Mozartblock schafft dafür die rechte Basis, zuvorderst dessen Ouvertüre zur „Hochzeit des Figaro“, so duftig und schwerelos wie ein Luftballon. Danach sorgen zwei etablierte Stars der internationalen Opernbühnen für vokalen Glanz, der junge russische Mezzosopranistin Alexandra Yangel in der Hosenrolle des Cherubino mit einer kecken Arie aus dem „Figaro“ und der italienische Bariton Michele Govi mit seiner gestandenen Persönlichkeit in der berühmten Registerarie des Leporello aus „Don Giovanni“. Rossinis Ouvertüre zum „Barbier von Sevilla“ gibt den einzelnen Orchestermusikern Gelegenheit, mit schönen Solopassagen hervorzutreten, im darauffolgenden Duett aus dieser Oper bekennen die beiden Gesangssolisten Farbe mit aufregenden Koloraturen und feinen Gestaltungsansätzen. Die beiden Stimmen füllen mit viel Bühnenpräsenz und natürlich ohne Mikrofon auch den riesigen Palasthof mit seiner Akustik und kommen selbst gegen den Klang des großen Orchesters an.
Zwei Sätze aus Bizets „Arlesienne“-Suite werden zu musikalischen Angelpunkten, darunter das zauberhaft transparente Menuett mit den beiden Solisten Anja Nowotny-Baldauf, Flöte, und der Harfenistin Ulrike Neubacher, der man wieder die kompetente Einführung verdankte. Dann spielen in einem dramatischen zweiten Teil die beiden Sänger die Trümpfe ihres Repertoires aus: Bariton Govi mit der leidenschaftlichen Arie „Per me giunto“ aus Verdis „Don Carlos“, in der er seine stimmlichen Mittel ausgiebig ins Spiel bringt, die Sopranistin Yangel mit einer koloraturgespickten Arie aus Rossinis „La Cenerentola“, mit der sie voll Charme das Publikum bezaubert. Mit einem letzten Duett kehren die beiden als Zugabe zu Mozart zurück, „La ci darem la mano“, „Reich mir die Hand, mein Leben“, zum Weinen schön, und lösen mit dem anschließenden „Granada“ beim Publikum die erwarteten Standing Ovations aus. Fritz Jurmann
Nächstes Arpeggione-Konzert, Rittersaal des Palastes Hohenems: 24. September, 19.30 Uhr (Eliso Virsaladze, Klavier, Gudni Emilsson, Dirigent)