Mehr Festspielprogramm hat sich bewährt

Kultur / 19.08.2022 • 19:00 Uhr
Puccinis „Madame Butterfly“ kam erstmals auf die Bregenzer Seebühne und erwies sich aufgrund einer auf die Musik konzentrierten Inszenierung als gute Wahl. Am Freitagabend musste das Spiel auf dem See zum vierten Mal wegen schlechten Wetters abgesagt werden. Zuletzt gab es 1986 bei der "Zauberflöte" vier Regenabsagen.  <span class="copyright">VN/Rhomberg</span>
Puccinis „Madame Butterfly“ kam erstmals auf die Bregenzer Seebühne und erwies sich aufgrund einer auf die Musik konzentrierten Inszenierung als gute Wahl. Am Freitagabend musste das Spiel auf dem See zum vierten Mal wegen schlechten Wetters abgesagt werden. Zuletzt gab es 1986 bei der "Zauberflöte" vier Regenabsagen.  VN/Rhomberg

Nach dem Ende der bislang umfangreichsten Festspielsaison startet die Ausschreibung der Intendanz.

Bregenz „Mit dem Erfolg umzugehen, ist eine große Herausforderung“, umschreibt Präsident Hans-Peter Metzler die momentane Situation der Bregenzer Festspiele.

Drei Tage vor dem Ende der 76. Saison blickte er damit auch in die Zukunft, in der es das Erreichte zu erhalten gilt. Mit den Zahlen wird das gute Ergebnis deutlich. „Madame Butterfly“, die szenisch ungewöhnlich ruhige neue Seeproduktion, der künstlerisch sehr hohe Qualität zu attestieren ist, war kurz nach der Premiere ausverkauft. Finden die letzten zwei Aufführungen im Freien statt, so haben die Festspiele heuer rund 232.000 Besucher begrüßt. Eine Absage bedeutet ein Minus von rund 5000 Besuchern, die keinen Platz im Festspielhaus finden, wo eine halbszenische Variante für Hauskartenbesitzer läuft. Trotz des Hitzesommers mussten bisher bereits vier Aufführungen ins Haus verlegt werden. Damit lässt sich erstens der Verlust errechnen, der bisher eintraf oder der sich noch ergeben könnte.

Der Kaufmännische Direktor Michael Diem, Festpielpräsident Hans-Peter Metzler und Intendantin Elisabeth Sobotka zogen am Freitag, drei Tage vor Ende der aktuellen Saison, eine zufriedene Bilanz. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Der Kaufmännische Direktor Michael Diem, Festpielpräsident Hans-Peter Metzler und Intendantin Elisabeth Sobotka zogen am Freitag, drei Tage vor Ende der aktuellen Saison, eine zufriedene Bilanz. VN/Paulitsch

Der hohe Publikumszuspruch motivierte die Unternehmensleitung dazu, auch im nächsten Jahr 26 Aufführungen anzusetzen, eine 27. wäre zudem noch möglich. Der Trend, dass die Menschen gerne zu den Festspielen kommen, habe sich fortgesetzt, erklärte der kaufmännische Direktor Michael Diem. „Wir waren lange in dieser Covidzange, mich hat die Rückkehr des Künstlerischen gefreut“, erläuterte Hans-Peter Metzler sein Glücksgefühl.

Shakespeares „Der Sturm“ erhielt eine neue, inspirierende Übersetzung. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Shakespeares „Der Sturm“ erhielt eine neue, inspirierende Übersetzung. VN/Paulitsch

Intendantin Elisabeth Sobotka hatte nach dem spektakulären „Rigoletto“ auf dem See mit der Entscheidung für „Madame Butterfly“ und einer Inszenierung ohne bewegtes Bühnenbild relativ hoch gepokert. Im Gespräch mit Regisseur Andreas Homoki sei klar gewesen, dass es für so ein Stück einen Ort zu schaffen gilt, an dem sich Einsamkeit und Emotionalität bündelt, Bühnenbildner Michael Levine habe relativ rasch dieses Blatt Papier mit einer Landschaftszeichnung entwickelt und die erzählenden Lichteffekte hatten sie überzeugt. Dass rund 4000 Jugendliche bei einer Hauptprobe so positiv auf das Stück reagierten, und dass mehr als Zweidrittel der Besucher die erste reguläre Aufführung auf dem See mit Standing Ovations bedachten, ist wohl in der Festspielchronik zu vermerken.

„Kapitän Nemos Bibliothek“ von Johannes Kalitzke dokumentiert neben „Melencolia“ von Brigitta Muntendorf die Hinwendung der Festspiele zu neuem Musiktheater. <span class="copyright">VN/Rhomberg</span>
„Kapitän Nemos Bibliothek“ von Johannes Kalitzke dokumentiert neben „Melencolia“ von Brigitta Muntendorf die Hinwendung der Festspiele zu neuem Musiktheater. VN/Rhomberg

Enorme Bandbreite

Dort kann der Sommer 2022 auch mit dem bisher umfangreichsten Programm erwähnt werden. „Es sind unsere Festspiele“, betonte Sobotka und bedankte sich für die Unterstützung durch das Präsidium. Der Erfolg auf dem See ermögliche es, in weitere Programme zu investieren.“ 2022 gab es zwei Opernproduktionen im Kornmarkttheater, mit „Kapitän Nemos Bibliothek“ von Johannes Kalitzke eine österreichische Erstaufführung, mit „Melencolia“ eine Uraufführung von Brigitta Muntendorf, die die enorme Bandbreite des Programms verdeutlicht, dazu zwei Schauspielproduktionen inklusiver einer neuen, gelungenen Bearbeitung von Shakespeares „Der Sturm“, erweiterte Junge Festspiele, eine erstmals durchgeführte Orchesterakademie, mehr Konzerte, Sonderprojekte wie jenes mit Nikolaus Habjan sowie zur erwähnten Seebühnenproduktion die große Oper im Haus. Regisseur Valery Barkhatov hat Umberto Giordanos Werk „Sibirien“ mit klug eingesetzten filmischen Aspekten aufgewertet. Die Produktion kommt ans Theater in Bonn.

Die Wiener Symphoniker boten in den Konzerten einige positive Überraschungen. <span class="copyright">Bregenzer Festspiele/Mathis</span>
Die Wiener Symphoniker boten in den Konzerten einige positive Überraschungen. Bregenzer Festspiele/Mathis

Neue Intendanz

Schon im Mai dieses Jahres wurde bestätigt, dass Intendantin Elisabeth Sobotka ab 2025 die Leitung der Berliner Staatsoper übernimmt. Die Ausschreibung der Intendanz in Bregenz erfolgt am 1. Oktober mit einer Laufzeit von sechs Wochen. Spätestens im ersten Quartal 2023 will sich das Präsidium für eine Person entscheiden, der als zentrales Anforderungsprofil die Bedeutung der Seeproduktion klar sein muss. Elisabeth Sobotka hat bei ihrem Antritt im Jahr 2015 das Opernstudio und ein Opernatelier für Werkaufträge gegründet, das Schauspiel wieder etabliert und mit „Turandot“, „Carmen“, „Rigoletto“ und „Madame Butterfly“ vier erfolgreiche Seebühnenproduktionen verantwortet. 2024 kommt mit „Der Freischütz“ eine fünfte hinzu.

Giordanos Oper „Sibirien“ wurde inhaltlich aufgewertet. <span class="copyright">Vn/Stiplovsek</span>
Giordanos Oper „Sibirien“ wurde inhaltlich aufgewertet. Vn/Stiplovsek

Festspielhausausbau

Die Bautätigkeit am Festspielhaus ist mittlerweile sichtbar. „Es geht um die Verbesserung der Qualität und nicht um den Ausbau der Kapazität“, betonte Hans-Peter Metzler. Die Festspiele erhalten keine weitere Bühne, aber sie können aufgrund des auch durch Behördenauflagen notwendig gewordenen Ausbaues eine Montagehalle nutzen, was die Arbeitsabläufe verbessere, erläuterte Elisabeth Sobotka.

Haydns „Armida“ begeisterte mit jungen Stimmen. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Haydns „Armida“ begeisterte mit jungen Stimmen. VN/Paulitsch

Die Festspiele enden am 21. August mit einem Konzert des Symphonieorchesters Vorarlberg und „Madame Butterfly“ auf dem See.