Eintauchen in die Fantasiewelt

Indie-Rock-Duo Cari Cari über Erfolgsdruck, das neue Album und Konzerte in Vorarlberg.
Dornbirn Cari Cari schwimmen auf der Erfolgswelle. Das österreichische Indie-Rock-Duo, das in diesem Jahr mit dem FM4-Amadeus-Musikpreis ausgezeichnet wurde, ist einer der meistgebuchten Newcomer Europas und wird seit seinem Debüt „Amerippindunkler“ von Blogs und Magazinen weltweit als eine der spannendsten Neuentdeckungen Europas gehandelt. Kürzlich erschien ihr neues Album „Welcome To Kookoo Island“, das sie heute im Conrad Sohm präsentieren werden. Im VN-Interview sprachen Stephanie Widmer (29) und Alexander Köck (29) über Erfolg, neue Songs und Vorarlberg.
Es könnte nicht besser für euch laufen. Ein FM4-Award, Konzerte auf großen Festivals und der Rolling Stone, der euch als wichtigste Live-Entdeckung des Primavera Sound Festivals bezeichnet. Spürt ihr jetzt einen gewissen Erfolgsdruck?
Widmer Ich persönlich habe das Gefühl, dass ich gar keine Zeit habe darüber nachzudenken, weil gerade so vieles passiert. Quasi im Sekundentakt. Deswegen spüre ich den Erfolgsdruck noch nicht.
Köck Wir sind in der schönen Position, dass wir komplett unabhängig sind. Wir sind unsere eigene Plattenfirma, unser eigenes Management. Eigentlich kann uns niemand sagen, was wir zu tun haben. Aber es wird einem immer suggeriert, dass man noch erfolgreicher sein könnte. Oft heißt es: Wenn wir einen Hit schreiben würden, der wie Andreas Gabalier klingt, wären wir noch zehn Mal erfolgreicher. Ich glaube nicht, dass das funktioniert. Wir wollen das machen, hinter dem wir 100-prozentig stehen.
Warum der Albumtitel „Welcome To Kookoo Island“?
Widmer Natürlich hat uns auch die Pandemie beeinflusst. Für uns war es eigentlich eine sehr schöne Zeit, weil wir uns in unser Studio am Wald zurückgezogen haben und es dort sehr genossen haben.
Köck Nach einem halben Jahr hatten wir fünf bis sechs Songs, die unbewusst durch den Cari-Cari-Filter gelaufen sind. Es kamen Themen auf wie Isolation, Insel, U-Boote, das Untertauchen und das Weltall. Daraus haben wir das Konzept von „Kookoo Island“ gebaut – unsere eigene kleine Fantasiewelt. Man hatte das Gefühl, die Welt draußen geht vor die Hunde, während es uns in diesem Moment gut gegangen ist. Darum ist es ein recht positives Album geworden.
In einem Interview habt ihr gesagt, dass es euch wichtig ist, mit dem Album ein Gesamtkonzept vorzulegen.
Köck Ja, es war uns wichtig, dass sich ein roter Faden durch das Album zieht. So wie der Käse im Bregenzerwald lange reift, soll auch die Musik reifen. Wir wollten, dass sowohl die Platten als auch die Musikvideos, Liveshows und Instagram-Profile diese „Kookoo-Island“-Welt widerspiegeln, in die man eintauchen kann. Wir dürfen auch verraten, dass wir ein U-Boot für unsere Konzerte gebaut haben.
Wie sehr haben euch Liveauftritte während der Pandemie gefehlt?
widmer Als die Pandemie begonnen hat, waren wir bereit dazu, einmal eine Pause zu machen. Das hat sich aber sehr schnell wieder verflüchtigt. Wir spielen extrem gerne live. Irgendwann fehlt einem nämlich das direkte Feedback des Publikums. Spotify-Zahlen sind gut und recht, aber es ist überhaupt nichts wert im Vergleich zu den Menschen, die nach dem Konzert auf uns zukommen und sagen, wie sehr ihnen der Abend gefallen hat.
Köck Vor zwei Jahren haben wir in der Schweiz gespielt. Dort hat uns eine Besucherin erzählt, dass ihr bester Freund vor Kurzem an Krebs gestorben ist und er sich für sein Begräbnis unseren Song „Summer Sun“ gewünscht hatte. Da muss man erst einmal schlucken, gleichzeitig ist es aber auch schön zu hören, wie sehr man das Leben von jemandem berührt hat.
Bevor ihr in Österreich durchgestartet seid, wart ihr schon in anderen Ländern erfolgreich. Hat Österreich etwas verpasst?
Köck Ich glaube nicht. Wir haben unsere erste CD bei meinen Eltern im Keller aufgenommen. Wir haben sie rausgeschickt und ein großer amerikanischer Blog ist darauf aufmerksam geworden. Ich glaube, wir haben es auch an FM4 geschickt, aber die bekommen sicherlich Hunderte Mails am Tag. Das verstehen wir total. Wir dachten damals, wenn sich keiner zurückmeldet, ist es vielleicht doch nicht so gut (lacht). Dafür spüren wir den Support jetzt umso mehr. Wir freuen uns vor allem riesig auf das Konzert in Vorarlberg, für uns einer unserer Lieblingsplätze zum Spielen.
Rückblickend: Gibt es etwas, das ihr heute anders machen würdet?
Köck Ja, früher nach Vorarlberg fahren (lacht). VN-TAS
Cari Cari gastieren heute, Freitag, im Conrad Sohm in Dornbirn; Einlass: 19 Uhr, Beginn: 20 Uhr; Tickets: www.conradsohm.com und an der Abendkassa