„Zyklus des heiligen Konditors“

Spannende Ausstellung von Marco Spitzar in Bregenz.
Bregenz Marco Spitzar, geboren 1964 in Georgsmarienhütte, Norddeutschland, zog 1976 mit seinen Eltern nach Bludenz, besuchte nach seinem Schulabschluss die Kunstgewerbeschule in Graz und danach die Akademie der Bildenden Künste in Wien, wo er in der Meisterklasse für Bildhauerei bei Bruno Gironcoli studierte. Er selbst stach zum einen optisch mit seiner androgynen Erscheinung, stets Anzug tragend, mit lackierten Fingernägeln, Kajal unter den Augen und Make-up im Gesicht aus der Masse der Studenten heraus.

Zudem distanzierte er sich von den großen, maskulinen Arbeiten und der Arbeitsweise seiner Kommilitonen. Dies widerspiegelt sich bis heute in seinen Werken, Geschlechter spielen keine Rolle, die Figuren sind genderneutral, auch wenn sich dies oftmals erst auf den zweiten Blick offenbart.

Mittlerweile hat Spitzar etwa 60 Werkserien geschaffen, deren Namen „Fallfließgeschwindigkeit“, „Klebesitzungen“ oder „Globale Klebeklumpen“ eindrucksvoll aufzeigen, was Spitzars künstlerische DNA ist: Klebstoff, ein Material also, mit dem schon Kinder spielen. Der Künstler konzentriert sich in seinen Werken auf den Output jahrzehntelanger Prozeduren aus seiner Klebewelt. Neben ironisch-figurativen Klebehandlungen gehören zu seinem Werk Filme und Fotografien von Klebeklumpen genauso wie Klebeschriften und immer wieder meditative Klebebilder. Bis heute hat sich seine Hingabe zu diesem Material nicht geändert, im Gegenteil, diese wurde nur noch mehr verstärkt und entwickelt sich immer weiter.

Je nach Untergrund nimmt der Klebstoff eine andere Form und Konsistenz an, fügt sich neu zusammen, bildet Kristalle, glänzt oder bildet funkelnde Luftblasen. Je nach Untergrund sind meist mehrere Schichten nötig, Stoff, Papier, Samt oder Holz reagieren ganz unterschiedlich auf die auf sie einprasselnden Klebeflüsse. Spitzar arbeitet seine Bilder aber nie nach. Alles geschieht, wie es geschieht und dadurch kommt jeder Serie ein ganz spezifischer Charakter zu. Er arbeitet kleinteilig, vom Kleinen ins Große. Bevor seine Arbeiten ihre wirklichen Ausmaße annehmen, stehen Zeichnungen, Skizzen und Experimente auf dem Programm. Da der Prozess des Trocknens, je nach Dicke des Auftrags, zwischen Tagen, Wochen und sogar Monaten dauern kann und auch skulpturale Elemente noch Jahre später ihre Form verändern können, kümmert sich Marco Spitzar auch nach der Fertigstellung noch lange weiter um einige seiner Arbeiten.

Passend zur Adventzeit zeigt die Art Gallery Sylvia Janschek in der Bregenzer Kaiser-Josef-Straße den „Zyklus des heiligen Konditors“. Die Geschichte beruht auf dem Umstand, dass man früher männliche Heranwachsende, die wenig technischen Verstand mitbrachten und eher träumerisch durch die Welt gingen, als Konditor bezeichnete. Diese Erfahrung, die dem Künstler selbst zuteil wurde, ist für Marco Spitzar eine Inspiration, die er immer wieder im Kontext seiner Klebefiguren bildlich in Szene setzt. Negative Erfahrungen sollen vor allem durch Konfrontation in positive verwandelt werden. Die sehenswerte Ausstellung kann noch bis zum 23. Dezember besucht werden.