Seine Bauten sind Pilgerstätten

Kultur / 25.04.2023 • 20:30 Uhr
Das KUB gilt als als der schönste Ort für zeitgenössische Kunst weltweit. VN/RP
Das KUB gilt als als der schönste Ort für zeitgenössische Kunst weltweit. VN/RP

KUB-Architekt Peter Zumthor feiert seinen 80. Geburtstag.

Bregenz Peter Zumthor, geboren am 26. April 1943 in Basel, baute schon als Kind in der Schreinerei seines Vaters eigene Holzspielzeuge. Doch die Schreinerlehre beim strengen Papa verleidete ihm den Beruf. Nach dem Lehrabschluss – O-Ton Zumthor – «mit Ach und Krach» studierte er Innenarchitektur und Design an der Kunstgewerbeschule Basel sowie Architektur und Industriedesign am Pratt Institute in New York. Danach arbeitete er zehn Jahre lang als Denkmalpfleger des Kantons Graubünden, bevor er 1979 sein eigenes Architekturbüro gründete.

Zumthors bekannteste Bauten sind das Thermalbad in Vals GR und das Kunsthaus Bregenz, dessen strenger Kubus von vielen als Meilenstein der zeitgenössischen Architektur bezeichnet wird. Auch das Kunstmuseum Kolumba des Erzbistums Köln, in das er kriegszerstörte Gebäude integrieren musste, gilt als Musterbeispiel für die harmonische Verbindung von Alt und Neu. Viele von Zumthors Bauten sind zu Pilgerstätten für Architekturinteressierte geworden, wie zum Beispiel die Bruder-Klaus-Kapelle auf einem Feld in Wachendorf bei Köln.

Peter Zumthor ist bekannt für seinen unverwechselbaren Stil und seine kompromisslose Haltung in der Architektur.

Poetische Dimension

Seine Entwürfe zeichnen sich durch eine zurückhaltende Ästhetik, klare Linien und sorgfältig ausgewählte Materialien aus, die den Gebäuden eine zeitlose Eleganz verleihen. Zumthor legt großen Wert auf die Integration seiner Bauten in die umgebende Landschaft und das kulturelle Erbe, wodurch seine Projekte eine beeindruckende Einheit mit ihrer Umgebung bilden.

Zumthor hat zahlreiche Preise gewonnen, darunter 2009 die Mutter aller Architekturpreise: den Pritzker, der als Nobelpreis der Architekten gilt. Die Jury lobte die „zeitlose Präsenz“ seiner Bauten. „Er hat das seltene Talent, klare und strenge Denke mit einer wahren poetischen Dimension zu verbinden – daraus entstehen Arbeiten, die nie aufhören zu inspirieren.“ Weitere bedeutende Preise sind der Praemium Imperiale und der Royal Gold Medal (2013), die seine herausragende Arbeit und seinen Beitrag zur zeitgenössischen Architektur würdigen.

Der schönste Ort

KUB-Direktor Thomas D. Trummer streut dem Architekten Rosen: „Das Kunsthaus Bregenz gilt als der schönste Ort für zeitgenössische Kunst weltweit. Peter Zumthor hat ein außerordentliches Gebäude geschaffen. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert regt es Künstler zu Hochleistungen an. Die Architektur aus samtenen Beton und sämigen Licht schafft eine Atmosphäre gesteigerter Empfindsamkeit. Aber nicht nur das. Mit Kunst bespielt, hat sich das Gebäude unvergleichliche Stresstests bestanden. Tonnen an Material wurden in dieses Haus eingebracht, Teiche errichtet, Feuer entfacht, Nebel, Ton und Licht eingesetzt. Ein Besuch im Kunsthaus Bregenz ist stets ein berührendes Erlebnis und wird noch viele Generationen inspirieren. Dafür sind wir Peter Zumthor dankbar. Und gratulieren herzlich zum 80. Geburtstag.“

Peter Zumthor hat Generationen von Architekten und Designern inspiriert und beeinflusst. Sein Werk verbindet Kunst, Handwerk und Architektur auf eine Weise, die auf dem Respekt vor der Umwelt und den Bedürfnissen der Menschen beruht. Zumthor hat gezeigt, dass Architektur nicht nur funktional, sondern auch poetisch und sinnlich sein kann.

In seiner Heimat Schweiz ist er als Mentor und Lehrer tätig und teilt seine Erfahrungen und sein Wissen mit jungen Architekten, die seine Philosophie und seine Liebe zum Handwerk weitergeben.

Anlässlich des 80. Geburtstags von Peter Zumthor ehren wir einen Architekten, der mit seinen Projekten die Bedeutung von Qualität, Handwerk und Sensibilität für die Umwelt verkörpert. Sein Werk hat die Architekturlandschaft nachhaltig geprägt und wird auch in Zukunft zahlreiche Architekten inspirieren. vn-ama

Thomas Trummer und Peter Zumthor bei „Dear to Me“.
Thomas Trummer und Peter Zumthor bei „Dear to Me“.
Seine Bauten sind Pilgerstätten
Pritzker-Preisträger Peter Zumthor setzte mit dem Kunsthaus Bregenz neue Maßstäbe. Rudolf Sagmeister
Pritzker-Preisträger Peter Zumthor setzte mit dem Kunsthaus Bregenz neue Maßstäbe. Rudolf Sagmeister