Weltweite Trauer um Tina Turner

150 Millionen verkaufte Alben, zwölf Grammys, Mitglied der Rock and Roll Hall of Fame.
Küsnacht Der Tod der als „Queen of Rock’n’Roll“ gefeierten Sängerin löste weit über die Musikwelt hinaus große Anteilnahme aus. Stars wie Elton John, Mick Jagger und Alicia Keys verneigten sich vor Turners Vermächtnis, der ehemalige US-Präsident Barack Obama und weitere Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft würdigten eine Künstlerin, deren Lebensgeschichte voller Tiefschläge und Triumphe Millionen Menschen auf der ganzen Welt inspirierte.
Konzert in Lustenau
Turner war eine der erfolgreichsten Entertainerinnen der Welt, Beyoncé und Jagger zählten zu ihren Bewunderern. Doch Ende der 1970er- Jahre, nach der Trennung von Ike, der Tina jahrelang misshandelt hatte, befand sich die Sängerin am Tiefpunkt ihrer Karriere. Nachdem sie mit ihrem Ehemann Ike legendäre Hits wie „Nutbush City Limits“ (1973) veröffentlicht und sowohl in den USA als auch in Europa die Charts erobert hatte, blieben die Erfolge als Solokünstlerin lange Zeit aus, und sie trat in Clubs und vor oft nur wenigen Hundert Zuschauern auf. So auch am 28. April 1979 in der Rheinhalle in Lustenau, wo sich der Kritiker der VN nicht gerade begeistert zeigte: „Die Fans füllten die Lustenauer Rheinhalle nur zur Hälfte. Trotzdem brachte Tina Stimmung ins Haus, das junge Publikum ging mit. Optisch ist Tinas Show weniger attraktiv, es gibt zwar Lichteffekte und Tinas gewagte Kostüme, schwarze Spitze und viel Haut, engagierte Tänzerinnen und Tänzer, aber es bleibt schwierig für eine Person, ein ganzes Programm zu bestreiten.“ Zum Glück hatte sie einflussreiche Bewunderer, die das ganz anders sahen und recht behalten sollten: Rod Stewart überredete sie, mit ihm in einer TV-Show „Hot Legs“ zu singen, Mick Jagger sang mit ihr „Honky Tonk Women“ auf der Rolling-Stones-Tour Anfang der 80er-Jahre, und David Bowie erklärte sie zu seiner Lieblingssängerin.
Private Dancer
In dieser Zeit nahm Turner in London ihre eigene Version von „Let’s Stay Together“ auf. Ende 1983 war der Song in ganz Europa ein Hit. Capitol Records wollte mit ihr ein Album produzieren und schlug ihr unter anderem eine Pop-Reggae-Ballade vor, die Tina zunächst gar nicht gefiel. „Ich dachte nur, es sei ein alter Popsong, und ich mochte ihn nicht“, sagte sie später über „What’s Love Got To Do With It“. Turners Album „Private Dancer“ erschien im Mai 1984, verkaufte sich über acht Millionen Mal und enthielt mehrere Hitsingles, darunter den Titelsong und „Better Be Good To Me“. Das Album wurde mit vier Grammys ausgezeichnet, darunter als Album des Jahres für „What’s Love Got to Do With It“, den Song, der ihr Image in den Jahren nach Ike prägen sollte.
Mit Vorarlberg blieb die Sängerin trotz ihres wenig erfolgreichen Konzerts in Lustenau auch später in Kontakt. Mit einem lockeren „Hi, it’s my first time here“ („Hallo, ich bin zum ersten Mal hier“) stieg sie 2007 in Begleitung ihres Lebensgefährten Erwin Bach von der „Emily“, dem Schiff, das den Star an den Landungssteg der Bregenzer Festspiele brachte. Der damalige Festspielpräsident Günter Rhomberg ließ es sich nicht nehmen, den Weltstar persönlich zu begrüßen. Sie werde die Tosca lieben, zumindest glaube sie das, lachte Turner. Beim Anblick der Seebühne entfuhr ihr ein spontanes „Oh, wonderful“. Lange hielt sich auch das Gerücht, Turner besitze im Silbertal eine Jagdhütte, in der – standesgemäß – wilde Feste gefeiert worden seien. Dies konnte jedoch nie bestätigt werden.
Sie verkaufte weltweit mehr als 150 Millionen Platten, gewann zwölf Grammys und wurde 2021 in die Rock and Roll Hall of Fame gewählt. Ihr Leben war Gegenstand eines Films, eines Musicals und eines Dokumentarfilms von 2021, den sie als ihren öffentlichen Abschied bezeichnete.