Jakob Albrecht: Prägende Gestalt der Vorarlberger Architektur

Einer der Väter der Bregenzer „Achsiedlung“ feiert seinen 90. Geburtstag
Bregenz
Jakob Albrecht, geboren und aufgewachsen am 19. Juni 1933 in Au, gilt als prägende Gestalt der Vorarlberger Architektur und als einer der Gründerväter der Vorarlberger Bauschule. Sein Markenzeichen ist der unerschütterliche Wille, Gebäude und Strukturen zu schaffen, die nicht nur funktional, sondern auch künstlerisch wertvoll sind.

Eröffnung der „Siedlung an der Ach“ 1977. Zwischen 1974 und 1982 wurde am Stadtrand von Bregenz eine Siedlung mit insgesamt rund 850 Wohnungen errichtet.
Vorarlberger LandesbiliothekSeit den 1960er Jahren sind Albrechts architektonische Werke aus dem Vorarlberger Landschaftsbild nicht mehr wegzudenken. Eines der bekanntesten ist sicherlich das Projekt „Siedlung an der Ach“ in Bregenz. 1970 beschloss die Stadt Bregenz, ein 25.000 Quadratmeter großes Grundstück an der Bregenzerach für den sozialen Wohnbau zu erschließen.

Gemeinsam mit seinen Kollegen Eckehard Schulz-Fielitz und Gunther Wratzfeld wurden von 1974 bis 1982 in fünf Bauabschnitten 839 Wohnungen errichtet. Dieses größte Vorarlberger Wohnbauprojekt der Nachkriegszeit bietet heute rund 2.000 Menschen ein Zuhause.

Die Siedlung an der Ach in Bregenz ist eine große Fußgängerzone, erschlossen mit nur einer Straße. VN/Paulitsch
Zu Albrechts Repertoire gehören Wohnbauten, Schulen, Gemeindehäuser, Mehrzweckhallen und Kindergärten – die Liste seiner Werke ist lang und vielfältig. So entstand 1968 in Schnepfau nach seinen Plänen eine neue, großzügige Schule. Und auch der Bau der Hauptschule in Doren Anfang der 70er Jahre zeugt von Albrechts feinem Gespür für Raum und Funktion. Geschickt integrierte er das Schulgebäude in den ansteigenden Hang und gruppierte die zweigeschossigen Klassentrakte und den Turnsaal um eine zentrale Halle.
Zahlreiche große Siedlungen für Wohnungsgenossenschaften, sowie einige kleinere Siedlungen und Einfamilienhäuser zeugen ebenfalls von seinem umfangreichen Schaffen.

Sein Wirken beschränkte sich aber nicht nur auf Neubauten. So war er beispielsweise 1983 für die Renovierung der Kirche in Au verantwortlich, während sein Bruder Herbert Albrecht, Bildhauer, Altar und Ambo schuf.
Albrecht widmete sich aber auch intensiv der Raumplanung. Er erstellte Flächenwidmungspläne zur Verhinderung der Zersiedelung und trug damit wesentlich zur Erhaltung des typischen Vorarlberger Ortsbildes bei. Durch sein Engagement bei Dorfgestaltungen und seine beratende Tätigkeit in vielen Bauausschüssen hat er vor allem im Bregenzerwald einen enormen Beitrag dazu geleistet, dass ein Bewusstsein für die Qualität von Architektur entstanden ist. Darüber hinaus engagierte er sich federführend für die „Kunst am Bau“ und stärkte damit die Verbindung zwischen Architektur und Kunst, ein Zeichen seiner umfassenden gestalterischen Vision.
Albrecht hat die so genannten “Auer Lehrgänge” – eine wichtige Quelle für das Verständnis der regionalen Baugeschichte – bewahrt und dafür gesorgt, dass sie wissenschaftlich bearbeitet werden konnten und als Faksimile in die wichtigsten Architekturbibliotheken der Welt gelangt sind. Das Original befindet sich heute im vorarlberg museum.
Jakob Albrecht hat mit seinem Werk das Gesicht Vorarlbergs geprägt und wesentlich zur Entwicklung einer eigenständigen, modernen Architektur in der Region beigetragen. Seine Bauten und Projekte sind nicht nur Zeugnisse seiner Zeit, sondern haben die Architektur und das Stadtbild der Region nachhaltig beeinflusst.