Salzburger Festspiele feiern Bellini-Fest

Salzburg Liebesgeschichten stehen dieses Jahr bei den Salzburger Festspielen im Zentrum der konzertanten Opernabende. In Bellinis „I Capuleti e i Montecchi“ machte am Samstagabend in der Felsenreitschule vor allem Mezzosopranistin Aigul Akhmetshina eine Liebeserklärung. Und zwar an die Hosenrolle.
Die Geschichte von Romeo und Julia ist die vielleicht bekannteste Liebesgeschichte der Welt. Vincenzo Bellini knöpfte sie sich 1830 vor und machte daraus seine ganz eigene Version der Handlung. Der offensichtlichste Unterschied zu anderen musikalischen Bearbeitungen des Stoffes ist jedoch die Tatsache, dass der Titelheld von einer Frau gesungen wird. Bellini folgt damit der aus dem 18. Jahrhundert kommenden Tradition, heroische Männerrollen von einem Kastraten oder eben einem Mezzosopran singen zu lassen.
Hosenrolle
In Salzburg übernahm Aigul Akhmetshina die Hosenrolle und begeisterte mit Sicherheit auf Schritt und Tritt, mit vollen Tiefen und treffsicheren Höhen. Einen fulminanten Höhepunkt fand sie in der berührenden Sterbeszene, in der Romeo und Giulietta im Gegensatz zu Shakespeare noch ein letzter Abschiedsdialog vergönnt ist, ehe beide in den Tod gehen. Neben der überaus starken Akhmetshina wirkte Elsa Dreisig in der weiblichen Titelpartie etwas schwach auf der Brust. Zwar gelangen ihr einige melodisch hübsche Akzente, doch auf langer Strecke wirkte sie auch immer wieder angestrengt. In der Riege der Männer konnte vor allem Roberto Tagliavini als Lorenzo mit vollem, warmen Klang überzeugen, wohingegen der für Pene Pati eingesprungene Giovanni Sala als Tebaldo eine schöne Tenorstimme präsentierte, der es immer wieder an der nötigen Größe für die Rolle fehlte. Michele Pertusi als Capellio erwies sich als gut besetzter Vater.
Mozarteumorchester
Bei all der Tragik kam der Spaß jedoch nicht zu kurz und dafür zeigten sich Marco Armiliato und das Mozarteumorchester verantwortlich. Heiter und elegant manövrierten sie durch die nicht immer einfachen Orchesterstrecken, in denen sie auch mal die Muskeln spielen ließen, nicht ohne im rechten Moment wieder zu Gunsten des Ensembles und des farbschönen Philharmonia Chor Wien einen Gang zurück zu schalten.
Das Publikum war bei diesem Bellini-Fest nicht erst zum Schluss aus dem Häuschen. Immer wieder brach es in Zwischenapplaus (vor allem für die Damen) aus und quittierte den Abend mit stehenden Ovationen.