Alles nur Windhauch

Projekt von Lothar Aemilian Heinzle in der Bludenzer Dreifaltigkeitskirche.
Bludenz In der Dreifaltigkeitskirche in Bludenz erwartet Kunstliebhaber am 7. Oktober ein einzigartiges Erlebnis im Rahmen der „Langen Nacht der Museen“. Lothar Aemilian Heinzle präsentiert sein Projekt „Alles nur Windhauch“. Das Herzstück der Installation besteht aus einem Zitat des biblischen Königs Salomon: „Es gibt nichts Neues unter der Sonne.“ Dieser Aphorismus ist auf insgesamt 30 tonnenschwere Steine verteilt, von denen jeder mit einem Buchstaben beschriftet ist. Diese Steine, in der Reihenfolge ihrer Anordnung im Wildbach des Gubser Tobels, vermitteln einen tiefsinnigen Einblick in die Abfolge des Universums, während sie dem Wasserlauf folgen und schließlich zum „Windhauchstein“ führen.
Die magische Vorstellung setzt sich kurz nach Sonnenuntergang in Bewegung, wenn sich die Fassade der mittelalterlichen Spitalskirche in eine Leinwand für ein schriftliches Ereignis verwandelt. Mit weißem Licht zaubert die Installation den Satz „Es gibt nichts Neues unter der Sonne“ auf die alte Kirchenmauer. Mehrere Male wiederholt, verweben sich diese Sätze zu einem komplexen Geflecht aus abstrakten Lichtzeichen. Die begleitenden Klänge, mal sphärisch, mal dramatisch, verstärken die emotionale Wirkung der Installation.
Reise in die Vergangenheit
Der Künstler Lothar Aemilian Heinzle, der bereits seit den 1990er Jahren mit seinen Installationen in Natur- und Kulturräumen meditative Gedanken über das Werden und Sein, die Psyche und Physis, Licht und Dunkelheit anregt, hat dieses Projekt als eine Reise in die Vergangenheit und eine Reflexion über die Bedeutung des Lebens gestaltet. „Auch wenn wir alle nur wie ein Windhauch sind, ein winziges Sandkorn in der Unendlichkeit des Universums, sind wir doch ein Teil eines gewaltigen Werks“, erklärt der Künstler.
Die Verbindung von Kunst und Natur hat in Heinzles Schaffen immer eine bedeutende Rolle gespielt. Im Jahr 2022 übertrug er die Sentenzen des alttestamentarischen Buches „Kohelet“ auf die Steine im Bachbett des Grubser Tobels. Nun, im Herbst 2023, verleiht er diesen Erkenntnissen eine neue Dimension, sowohl im Freien als auch im Inneren der Kirche, wo seine Zeichnungen auf halbtransparentem Seidenpapier die Schrift in ein kosmisches Rauschen verwandeln. Dieses Projekt, verbindet die Schwere der Steine mit der Leichtigkeit des Windes und lädt die Betrachter ein, über die Bedeutung des Lebens und die Verbindung zur Welt nachzudenken. „Es ist ein Event von Seltenheit und wird sich in dieser Form nicht wiederholen.“
Neue Dimensionen
„Die Kirche als kontemplativer Ort öffnet für einen Augenblick die Chance, neue Dimensionen zu schaffen, sich als Individuum als Teil im Ablauf des Universums zu erkennen und zu relativieren. Es gibt die Möglichkeit, Hoffnung zu schöpfen, zu erkennen, dass das alles Sinn macht und man sich voller Zuversicht auf die Zukunft freut.“ Heinzle lädt ein, „einen Spaziergang in den Rungeliner Wald zu unternehmen. Jetzt im Herbst, wenn sich die Buntheit der Steine in die Umgebung überträgt, ist das ein besonderes Schauspiel.“
Der Zugang zur Installation ist anspruchsvoll, aber Kunstbegeisterte haben die Möglichkeit, sich mit dem Künstler in Verbindung zu setzen, um eine Exkursion zu unternehmen. VN-AMA