Ein Meister des Fantastischen

Ottfried Preußler wäre am 20. Oktober 100 Jahre alt geworden.
München Ottfried Preußler, ein Name, der bei vielen von uns Kindheitserinnerungen weckt. Seine Geschichten haben Generationen von Kindern auf eine magische Reise mitgenommen. In seinen Erzählungen regen Hexen, Räuber und Naturgeister die Fantasie an und laden zum Träumen ein. Preußler, 1923 im heutigen Tschechien geboren, wusste schon früh, dass seine Berufung im Geschichtenerzählen liegt. „Es war eine unbeschwerte Zeit voller Abenteuer und Wunder. Die Schule hat uns nicht weiter bedrückt“, erinnerte er sich an seine Kindheit. Zu den wohl kostbarsten Momenten zählten die Geschichten, die seine Oma am abendlichen Herdfeuer erzählte. Ein Schatz, den Preußler später in Büchern festhielt, darunter «Die kleine Hexe», «Der Räuber Hotzenplotz» oder «Krabat». Am Freitag, den 20. Oktober, wäre der Schriftsteller, dessen Bücher in mehr als 50 Sprachen übersetzt wurden, 100 Jahre alt geworden.

Augenzwinkernd und liebevoll blickt der Autor auf seine Figuren. Die sind zutiefst menschlich und haben Schwächen, Bösewichte ebenso wie Gute. Was Kinder freut: Schwache, Unterdrückte und Ausgegrenzte werden stark und wehren sich, mit Witz und Verstand.

Starke Eindrücke hinterließen die Wanderungen mit seinem Vater Josef im Isergebirge, wo er sich Märchen und Sagen erzählen ließ. Gierig saugte der kleine Otfried alles auf. „Abende voller Geheimnisse, voller Schauder. Und doch: Abende auch der Geborgenheit, auch des Wohlfühlens in der warmen Stube, im Kreis der Zuhörer“, beschrieb er einmal.

Doch die Geborgenheit wurde jäh zerstört: 1940, mit 17 Jahren, wurde Preußler zur Wehrmacht eingezogen, mit 20 geriet er in Gefangenschaft. 1945 wurde die Familie aus dem Sudetenland vertrieben und landete bei Rosenheim, nach seiner Entlassung 1949 folgte er nach.

Während des Krieges und der Gefangenschaft schrieb Preußler, wie schon in den Jahren zuvor, Texte, Gedichte und Theaterstücke. Eine Art Therapie, wie später auch die Kinderbücher. Eine besondere Rolle spielt der Roman über den Waisenjungen «Krabat», der in einer Mühle das Müllerhandwerk und die schwarze Kunst erlernt. Jedes Jahr muss einer der Müllerburschen sterben, und Krabat beschließt, den Fluch zu brechen. “Es ist zugleich meine Geschichte, die Geschichte meiner Generation, und es ist die Geschichte aller jungen Menschen, die mit der Macht und ihren Verlockungen in Berührung kommen und sich darin verstricken”, so Preußler 1998. Auch die anderen Kinderbücher sind oft tiefgründig und erzählen von Problemen wie Mobbing, Unterdrückung, Manipulation oder Verrat. Und sie machen Mut, die innere Kraft zu finden, sich zu wehren.

Preußler nannte seine kleine Leserschaft das beste und klügste Publikum, das man sich als Geschichtenerzähler nur wünschen könne. „Seien sie gut zu den Kindern. Wir haben nichts Besseres.“

Zu seinem 100. Geburtstag erschien das Buch “100 Jahre Otfried Preußler” von Tilmann Spreckelsen sowie eine von Mehrdad Zaeri wunderschön illustrierte Neuausgabe seines Klassikers “Krabat”. Die Stadtbibliothek Bregenz feiert seine einzigartigen Geschichten mit einer Buchheldenparty und einer Schatzsuche für Kinder. Der Räuber Hotzenplotz hat den Märchenschatz gestohlen! Schwing dich mit der kleinen Hexe, dem kleinen Gespenst und dem kleinen Wassermann auf den Besen und hilf ihnen, den Schatz wiederzufinden. Ein Mitmach-Abenteuer für Kinder von 6 bis 10 Jahren.

Seine Geschichten über Abenteuer, Freundschaft und den Kampf zwischen Gut und Böse sind zeitlos, in einer Welt, die oft allzu real und ernüchternd ist, erinnert uns Preußlers fantasievolle Literatur daran, das Wunderbare im Alltäglichen zu suchen.
Samstag, 21. Oktober, 15 Uhr
Stadtbücherei Bregenz, Standort Vorkloster, Rheinstraße 53
Begrenzte Teilnehmeranzahl, Anmeldung erforderlich: stadtbuecherei@bregenz.at oder 05574 410 1557