Walter Fink

Kommentar

Walter Fink

Zwei, die man sehen sollte

Kultur / 21.10.2023 • 07:30 Uhr

Ich will heute ein Prinzip durchbrechen: Ich werde auf zwei Ereignisse aufmerksam machen. Die Not gebietet‘s, denn beide – die gar nichts miteinander zu tun haben – sollte man sich unbedingt anhören und ansehen. Es geht um die Produktion „Fabian“ beim Vorarlberger Landestheater und um die Ausstellung „Handwerk und Form“ in Andelsbuch.

Es war im Jahre 1931, als Erich Kästner – damals schon als Autor von „Herz auf Taille“ sowie dem Kinderklassiker „Emil und die Detektive“ berühmt – seinem Verlag im Jahre 1931 ein neues Manuskript vorlegte. „Fabian – Der Gang vor die Hunde“ war der Titel, der beim Verlag nicht gerade gut ankam. Ebenso der Text – Kästner schrieb eigentlich seine eigene Situation im Berlin kurz vor dem Nationalsozialismus nieder. Übrigens eine Zeit, die unseren Tagen nicht ganz unähnlich ist. Wesentliche scharfe Stellen sowie der Titel wurden vom Verlag geändert, Ergebnis war „Fabian – die Geschichte eines Moralisten“. Ein riesiger Erfolg wurde es trotzdem, doch es dauerte mehr als neunzig Jahre, bis das Buch wieder als Urfassung erschien (Atrium Verlag). Und nun ist es in dieser Fassung auch auf der Bühne des Landestheaters zu sehen, in einer besonderen, dem Stück und der Zeit entsprechenden Inszenierung von Max Merker, mit einem umwerfenden Aaron Hitz als Fabian. Wer das Buch geliebt hat, dem wird auch diese Inszenierung gefallen.

„Der Aufwand, der hinter der Präsentation der Objekte steckt, ist unglaublich. An jedes Detail wurde gedacht.


Um Kunst geht es auch bei „Handwerk + Form“, einem friedlichen Wettbewerb der verschiedensten Handwerker im Bregenzerwald. Seit gut zwanzig Jahren wird diese Schau an verschiedenen Orten in einem Rundgang in Andelsbuch alle drei Jahre veranstaltet, und alle bisherigen Präsentationen zeigten die hohe Qualität des Bregenzerwälder Handwerks in besonderer Form: Voraussetzung für die Teilnahme ist nämlich, dass ein Handwerker das Objekt mit einer Designer oder einem Künstler entwirft und fertigt. Wenn ich mit meiner Einschätzung richtig liege, dann war das Niveau der eingereichten Stücke noch nie so hoch wie dieses Jahr. Auch die in drei Kategorien verliehenen 18 Auszeichnungen waren höchst überzeugend, von einer Fensterfront über eine Leuchte bis zu einem Tisch aus Holz, dann etwa noch ein Sandkasten oder eine Gebse und ganz besondere Schuhe. Die Meinung der Jury: „Der Aufwand, der hinter der Präsentation der Objekte steckt, ist unglaublich. An jedes Detail wurde gedacht.“

Das Besondere an dieser Ausstellung ist auch der Rundgang, man geht von Haus zu Haus, von der alten Wäscherei in die alte Bäckerei oder in die alte Mühle, zwischen neuen und alten Häusern im Dorf. Das bedeutet, dass man auch – im Gegensatz etwa zu einem Museum – dazwischen immer wieder Zeit hat, über das Gesehene nachzudenken, es besser im Gedächtnis zu behalten und es somit auch besser mit den anderen Ausstellungsstücken zu vergleichen. Ein Dorfspazierganz zu Handwerk und Kunst. Großartig – auch noch am diesem Wochenende.

Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.