Lustenaus Meisterin des historischen Verbrechens

Fortsetzung der Reihe Felix Blom – Band 2 “Der Schatten von Berlin” ist gerade erschienen.
Schwarzach Die Autorin Daniela Larcher alias Alex Beer darf zu Recht als Meisterin des historischen Kriminalromans bezeichnet werden. Die Lustenauerin wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter der Leo-Perutz-Preis für Kriminalliteratur 2017 und 2019, der Krimi-Publikumspreis des Deutschen Buchhandels MIMI 2020, der Österreichische Krimipreis 2019 sowie der Fine Crime Award 2021. Gerade ist der zweite Band der Krimireihe “Felix Blom” erschienen. Nach dem fulminanten Auftakt vor einem Jahr haben die Fans ihrer historischen Krimis sehnlichst auf die Fortsetzung gewartet. Eine Lesung wird es in Vorarlberg derzeit nicht geben, dafür ein Interview zum neuen Band “Der Schatten von Berlin”.
Für Felix Blom, den Helden Ihrer neuen Krimi-Reihe, haben Sie ein reales Vorbild verwendet. Und zwar den Franzosen Eugène François Vidocq. Er war der allererste Privatdetektiv und wie Blom zuerst Dieb und Betrüger, bevor er vom Kriminellen zum Kriminalisten wurde. Wie und wo sind Sie auf diese Figur gestoßen?
Alex Beer: Vidocq wurde in einem Magazin (P.M. History) kurz vorgestellt, und ich war sofort von seinem Werdegang fasziniert. Daraufhin habe ich weiter recherchiert und u. a. seine Memoiren gelesen. Der abenteuerlustige Franzose verdingte sich als Betrüger, Dieb und Fälscher und wandelte sich im Laufe seines Lebens vom gerissenen Gauner zum Vater der modernen Kriminalistik und zum ersten Privatdetektiv der Geschichte. Er inspirierte mich zu der Figur des Felix Blom, einem charmanten Ganoven, der zum Ermittler wird.

Sie sind bekannt dafür, sehr genau zu recherchieren und Sie legen großen Wert darauf, dass die historischen Tatsachen richtig sind. Wie viel Zeit nimmt die Recherche in Anspruch?
Alex Beer: Die Handlung meiner Bücher ist stets frei erfunden. Die Welt, durch die sich meine Figuren bewegen, versuche ich aber so wahrheitsgetreu wie möglich zu beschreiben. Das beginnt bei den politischen Gegebenheiten, der Mode, dem Stadtbild, dem Wetter, der Ernährungslage … Die Recherche ist dabei nie wirklich zu Ende, weil man in jeder Szene auf Details stößt, die es zu kontrollieren bzw. zu erforschen gilt.
Ihre Bücher haben zwischen 300 und 400 Seiten. Wie viel Zeit planen Sie für das Schreiben ein? Wie schnell kann ein Buch überhaupt geschrieben werden?
Alex Beer: Jedes Buch schreibt sich anders und braucht seine eigene Zeit. Manche gehen schnell und können in einem halben Jahr beendet werden, für andere brauche ich mehr als das Doppelte.
Sie sichten bevorzugt Zeitungsarchive. Wie kamen Sie auf die Idee, in einer Gerichtszeitung aus dem Jahr 1878 zu blättern?
Alex Beer: Nach zwei eher düsteren Romanreihen (“August Emmerich” & “Unter Wölfen”) wollte ich endlich mal in eine Zeit eintauchen, die bunt und fröhlich ist. Das Berlin der Gründerzeit eignet sich dafür besonders gut, wie ich finde. Es ist eine Zeit des schnellen Wandels und rapiden Wachstums, es herrscht Aufbruchstimmung, spannende Erfindungen werden getätigt, es ist eine Epoche voller Chancen. Ich begann darum, Zeitungen von damals zu lesen, um noch mehr über die Zeit zu erfahren.
Der erste Band “Der Häftling von Moabit” enthält in kursiver Schrift mehrere Tricks des Taschendiebes Felix Blom wie den Rempeltrick. Damit Sie die Tricks in den Folgebänden fortführen können, bitten Sie bei Ihren Lesungen das Publikum, Ihnen welche zu verraten. Tun das Ihre Leser tatsächlich?
Worum es geht?
Berlin, 1879: Die Detektei Voss wirft kaum Geld ab. Felix Blom und seine Geschäftspartnerin Mathilde stehen kurz vor dem Bankrott. Da hat Blom eine Idee: Die beiden schummeln sich auf eine noble Matinee und lernen eine reiche alte Witwe namens Wilhelmine Rohland kennen. Prompt gibt sie ihnen den Auftrag herauszufinden, wer in das Grabmal ihres Mannes eingebrochen ist. Denn die Polizei hat, nachdem nichts entwendet wurde, die Ermittlungen eingestellt. Was also wollte der Einbrecher in der Gruft? Felix und Mathilde ahnen nicht, dass sie bald zwischen die Fronten rivalisierender Banden geraten …
Alex Beer: Ja. Manche kommen nach Lesungen zu mir, andere schreiben mir E-Mails. Ich bin sehr überrascht, wie viel kriminelle Energie meine Lesenden haben, und freue mich natürlich sehr, dass ich mit ihrer Hilfe die kommenden Blom-Bände weiterhin mit Tipps und Tricks befüllen kann.
August Emmerich, Isaak Rubinstein, Felix Blom – gehen alle drei Reihen weiter? Oder haben Sie bereits eine neue Figur im Kopf?
Alex Beer: In meinem Kopf tummeln sich zig neue Ideen, leider fehlt mir die Zeit, sie umzusetzen. Um die Lesenden nicht zu enttäuschen, die bereits auf die Fortsetzungen der bestehenden Reihen warten, beschränke ich mich vorerst auf die Fortsetzungen der drei Reihen.
Was fasziniert Sie an Verbrechen und Kriminalität?
Alex Beer: Ich denke, die meisten von uns sind von Verbrechen fasziniert, weswegen u. a. „True Crime“ in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom erlebt hat. Menschen verspüren eine gewisse Lust dabei, sich zu fürchten, solange sie sicher sein können, dass die Sache für sie gut ausgeht. Man blickt in Abgründe und lernt dabei viel über die menschliche Psyche, aber auch über die Gesellschaft (so gibt es z. B. von Kultur zu Kultur einen Unterschied, was überhaupt als Verbrechen angesehen wird). CRO

Zur Person
Name: Daniela Larcher alias Alex Beer
Geburtsdatum: 8. April 1977
Wohnort: Wien
Ausbildung: Studium Projektmanagement, Ur- und Frühgeschichte
Auszeichnungen: Leo-Perutz-Preis (2 Mal), Österreichischer Krimipreis, MIMI (Krimi Publikumspreis des deutschen Buchhandels), Fine Crime Award, Silberner HOMER, Silberne Lupe der Crime Cologne
Hobbys: Lesen und Schreiben (ich habe das Hobby zum Beruf gemacht)