Wenn auf der Ruine die Verstärker dröhnen

Kultur / 08.12.2023 • 18:09 Uhr
Lukas Weithas‘ Soundinstallation in der Ruine Jagdberg. Lucas Weithas
Lukas Weithas‘ Soundinstallation in der Ruine Jagdberg. Lucas Weithas

Künstler bespielen temporäres Atelier in Schlins. Den Anfang macht Lukas Weithas.

Schlins Aufbauend auf das „Kunst und Bau“-Projekt, das im Zuge der Sanierung des Jagdberg-Areals der Paedakoop stattgefunden hat, luden das Vorarlberger Kinderdorf und Double Check (Netzwerk für Kultur und Bildung) gemeinsam Künstler aus den Bereichen Bildende und Transdisziplinäre Kunst ein, jeweils über zwei Monate ein temporäres Atelier einzurichten. Geeignete Räumlichkeiten stehen dafür in der Paedakoop in Schlins zur Verfügung. Die Finanzierung erfolgt in gleicher Höhe durch das Vorarlberger Kinderdorf und Double Check. Zwei Stipendien wurden vergeben. Der Vorarlberger Künstler Lukas Weithas und die in Wien lebende Ina Loitzl konnten die Jury überzeugen und 23 andere internationale Künstler hinter sich lassen. Den Anfang macht noch bis Weihnachten Lukas Weithas. Er konzentriert sich auf konzeptuelle Malerei, Bildhauerei und Performance mit dem Fokus auf Internetphänomene und die Ästhetik von (pop-)kultureller Zugehörigkeit in sozialen Medien.

Soundperformances

In der Begegnung mit den Kindern entsteht prozessuale, situations- sowie handlungsbasierte Kunst. Schlins wird mit Soundperformances beschallt, ein Motorrad skulptural arrangiert und Gitarrenseiten bringen die Schule zum schwingen. Der Künstler stellt zusammen mit den Kindern die Faszination digitaler Bildgewalt, unter anderem von Social-Media-Plattformen wie Instagram und TikTok kritisch zur Disposition. Weithas geht es darum, die alltägliche Internetpräsenz zu hinterfragen und künstlerisch zu reflektieren. Screenshots werden durch Projektion auf Leinwand übertragen. So skizzieren die Kinder mit einem Ölstift das von ihnen gewählte Bild. Durch den Transfer zum Gezeichneten ergibt sich eine neue Perspektive und die Bedeutung des Bildes/Videos verändert sich. Es wird zwar ernst genommen, jedoch trotzdem in der digitalen Mächtigkeit abgeschwächt. Die Arbeiten werden im Café der Paedakoop umgesetzt und darin dauerhaft ausgestellt.

Neben der Malerei arbeitet der Künstler mit Gitarre und Verstärker. Es geht nicht darum, dass die Kinder „richtig“ spielen, sondern um Ton-Landschaften, die sie selbst erzeugen und am Körper durch die immense Verstärkung beispielsweise draußen in der Ruine Jagdberg spüren. Letztlich geht es dabei um kreative Widmung, Konzentration, aber auch Verantwortung.

Die Paedakoop, eine Kooperation von Vorarlberger Kinderdorf und Werk der Frohbotschaft Batschuns, betreut Mädchen und Jungen, die aus ihrer Biografie heraus eine soziale und emotionale Benachteiligung erfahren haben. Lukas Weithas lädt sie dazu ein, an ge­stalterischen Prozessen teilzuhaben. yas