Das Rauschen der Zeit

Kultur / 04.01.2024 • 21:37 Uhr
„Anselm - Das Rauschen der Zeit“ wird im Cinema Dornbirn gezeigt. 2023 Road Movies Wim Wenders
„Anselm – Das Rauschen der Zeit“ wird im Cinema Dornbirn gezeigt. 2023 Road Movies Wim Wenders

Dornbirn Der FKC Dornbirn präsentiert am 10. (18 Uhr) und 11. Jänner (19.30 Uhr) im Cinema Dornbirn „Anselm – Das Rauschen der Zeit“, eine filmische Würdigung des deutschen Regisseurs Wim Wenders an den weltberühmten Maler Anselm Kiefer. In diesem außergewöhnlichen, in 3D und 6K gedrehten Werk nimmt Wenders das Publikum mit auf eine Reise durch das Werk Kiefers, eines der innovativsten und bedeutendsten bildenden Künstler unserer Zeit.

Der Film zeichnet ein tiefgründiges Porträt Kiefers, der sich in seinen Werken intensiv mit der menschlichen Existenz und der zyklischen Natur der Geschichte auseinandersetzt. Inspiriert von Literatur, Poesie, Geschichte, Philosophie, Wissenschaft, Mythologie und Religion bietet „Anselm – Das Rauschen der Zeit“ mehr als nur einen Einblick in Kiefers Kunst; es ist eine Erkundung seiner kreativen Seele und seines künstlerischen Prozesses.

Wenders, der Kiefer über zwei Jahre begleitete, verwebt in seinem Film die verschiedenen Lebensstationen und Schaffens-
orte Kiefers, die sich über fünf Jahrzehnte erstrecken. Von Deutschland bis Frankreich, der heutigen Schaffensheimat Kiefers, entfaltet sich eine Erzähllandschaft, die sowohl das Werk als auch das Denken des Künstlers beleuchtet.

Obsessiver Künstler

Der Film zeigt Kiefer als produktiven, obsessiven Künstler, der sich intensiv mit der deutschen Geschichte und insbesondere mit den Verbrechen des Nationalsozialismus auseinandersetzt. Seine gigantomanischen Kunstwerke spiegeln diese Themen auf eindrucksvolle Weise wider.

Kiefer, der seit 1993 in Frankreich lebt und arbeitet, ist aus der internationalen Kunstszene nicht mehr wegzudenken und wurde 2023 mit dem Deutschen Nationalpreis ausgezeichnet. In seinem Atelier in einem Pariser Vorort entstehen Kiefers großformatige Kunstwerke, die er mit unkonventionellen Materialien wie Stroh, Holz und Stoff gestaltet und mit einem Flammenwerfer bearbeitet. Der Film zeigt auch Kiefers frühere Provokationen, wie seine umstrittenen Auftritte in Wehrmachtsuniform und mit Hitlergruß, die in Deutschland für Kontroversen sorgten.

Wenders, der mit Kiefer das Geburtsjahr und eine tiefe Liebe zur Kunst teilt, wirft in seinem Film einen persönlichen und poetischen Blick auf den Künstler. Er zeigt Kiefer inmitten seiner brutalen Skulpturen und Bildwelten, die sich mit Krieg, Gewalt und den Nachwirkungen der NS-Zeit auseinandersetzen. Die 3-D-Technik des Films verstärkt die Intensität dieser Darstellungen.

Der Film ist eine Reflexion über das Wesen der Kunst selbst. Wenders lädt das Publikum ein, vorgefertigte Meinungen über Kunst zu hinterfragen und sich auf die Vielfalt und Tiefe von Kiefers Werk einzulassen. Er zeigt Kiefer in seinem Atelier, wie er mit Gabelstaplern und Kränen an seinen monumentalen Werken arbeitet und verknüpft Kiefers Biografie mit der Geschichte seiner Kunst.

Wenders’ Interpretation von Kiefers Leben und Werk ist eine einzigartige Gelegenheit, die Tiefe und Vielschichtigkeit eines außergewöhnlichen Künstlers zu erleben. VN-AMA