Leidenschaft, Ehre und politische Intrigen

“Ernani” in St. Gallen – ein neuer Blick auf Verdis Frühwerk.
St. Gallen Nach der Wiedereröffnung des Paillard-Baus mit „Lili Elbe“ folgt mit „Ernani“ die zweite Opernproduktion der laufenden Spielzeit in St. Gallen. Sie bietet die seltene Gelegenheit, das Frühwerk von Giuseppe Verdi zu entdecken. Die Premiere findet als Koproduktion mit dem Opera Ballet Vlaanderen (Antwerpen/Gent) am Samstag, den 20. Januar 2024 statt.

In der Welt der Oper ist „Ernani” von Giuseppe Verdi ein Schatz, der die Zeit überdauert hat. Das Werk, das 1844 am Teatro La Fenice in Venedig uraufgeführt wurde und auf dem Drama “Hernani” von Victor Hugo basiert, ist ein Paradebeispiel für Verdis musikalisches Genie in seiner frühen Schaffensphase.
“Ernani” entführt das Publikum in das Spanien des 16. Jahrhunderts, in eine Welt voller Leidenschaft, Ehre und politischer Intrigen. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Titelfigur Ernani, ein edler Bandit, und seine komplizierte Liebesbeziehung zu Elvira, die auch von Don Carlo, dem späteren König Karl V., und ihrem Vormund, dem alten Don Ruy Gomez de Silva, begehrt wird. Diese Konstellation führt zu einem dramatischen Konflikt, in dem Liebe, Ehre und Rache miteinander verwoben sind.

Musikalisch ist “Ernani” reich an melodischen Erfindungen und zeigt Verdis Fähigkeit, tiefe Emotionen musikalisch auszudrücken. Die Arien und Ensembles, insbesondere Ernanis leidenschaftliche Arie “Ernani, involami” und Silvas ergreifendes “Infelice! e tuo credevi”, sind Höhepunkte, die das Publikum immer wieder in ihren Bann ziehen. Verdis Musik verbindet dramatische Intensität mit lyrischer Schönheit und macht “Ernani” zu einem unvergesslichen Erlebnis.
“Ernani” stellt besondere Anforderungen an die Sängerinnen und Sänger, vor allem in den Hauptrollen, die ein hohes Maß an stimmlicher Kraft und Ausdrucksfähigkeit erfordern. Die Rolle des Ernani ist eine der anspruchsvollsten für einen Tenor, während die Figur des Silva eine der großen Basspartien in Verdis Schaffen ist. Viele werden sich noch an die herausragende Produktion der Bregenzer Festspiele unter der Leitung von Enrique Mazzola und der Regie von Lotte de Beer im vergangenen Jahr erinnern.

Nachdem die Koproduktion von Konzert und Theater St. Gallen und Opera Ballet Vlaanderen bereits Ende 2022 und Anfang 2023 in Antwerpen und Gent zu sehen war, wird sie in St. Gallen vom hauseigenen Opernensemble getragen. Eine zentrale Rolle spielen zudem das Sinfonieorchester St. Gallen unter der Leitung von Modestas Pitrenas sowie der Chor des Theaters St. Gallen und der Opernchor St. Gallen.

Mit dabei ist auch Birgit Bücker, ehemaliges Mitglied des St. Galler Schauspielensembles, die eigens für die Produktion geschriebene Monologe des belgischen Autors Peter Verhelst spricht. Sie stellt Ernani eine geheimnisvolle Figur zur Seite, die seine Hoffnungen und Ängste auslotet.
Regie führt Barbora Horáková – auch sie keine Unbekannte in St. Gallen. 2022 brachte sie bereits Verdis „Giovanna d’Arco“ auf die Festspielbühne.

In „Ernani“ zeigt sie Episoden aus dem Leben des Titelhelden: Erinnerungen, Wahnvorstellungen oder Alpträume, die nach und nach dessen wahre Identität enthüllen. Im Wortsinn eines der Herzstücke des Bühnenbilds ist ein hochrealistisches, übergroßes Herz, das in Zusammenarbeit mit Kardiologen eigens für die Inszenierung entwickelt wurde. In ihm ist ein Motor verbaut, sodass es auf der Bühne sogar schlagen wird.
Konzert und Theater St. Gallen
In italienischer Sprache – deutsche Übertitel
Dauer: 2 Stunden 30 Minuten (eine Pause)
Tickets: CHF 40-120