Walter Fink

Kommentar

Walter Fink

Viel Luxus in den Bergen

Kultur / 19.01.2024 • 14:20 Uhr

Die mondänen Absteigen in Vorarlbergs Bergwelt kommen immer mehr und immer heftiger ins Gerede. Menschen mit offensichtlich zu viel Geld und zu wenig Verantwortungsbewusstsein stellen sich Luxushäuser an die besten Plätze des Landes, tun in vielen Fällen so, als ginge es um landwirtschaftliche Gebäude, in denen aber sonderbarerweise ein Dutzend noble Bäder und bestens ausgestatte Wohnungen für zig Familien untergebracht sind. Um dem Schein Genüge zu tun, steht da dann auch noch irgendwo ein Stall, der aber kaum einmal eine Kuh sieht, denn diese Nähe würde denn doch zu heftige Landluft absondern, die man nicht unbedingt im Schlafzimmer will.

„Oft sind die Besitzverhältnisse solcher ‚Bauernhäuser‘ ziemlich verworren. Dahinter stehen meist Gesellschaften.“

Oft sind die Besitzverhältnisse solcher „Bauernhäuser“ ziemlich verworren. Dahinter stehen meist Gesellschaften, die wieder an andere Gesellschaften verkaufen oder vermieten und irgendwann landet man bei Nachforschungen womöglich auf einer Bank in Zypern oder auf einer anderen Steuerinsel. Unklar bleibt jedenfalls oft der Besitzer oder die Besitzerin, da oft die Finanzwege über verschiedenste Konstruktionen verdunkelt werden. Das gilt für österreichische Glücksritter ebenso wie für russische Oligarchen oder Erdölprinzen. Gemeinsam ist allen, dass sie kaum Steuern bezahlen und das damit ersparte Geld in solch lohnende Objekte stecken, die dann mitten in unserer Landschaft stehen – uns zum Grausen und ihnen zur Freude.

Natürlich fragt man sich bei solchen Nobelbauten ebenso wie bei manchen überzogenen, überdimensionalen und letztlich hässlichen Hotelbauten mitten in den Alpen, wie solche Dinge zugelassen werden konnten. Immerhin gibt es ja Behörden, die für solch monströse Bauten die Genehmigung erteilt haben, es gibt Bürgermeister, Bauämter, bei landwirtschaftlichen Grund gibt es die Landwirtschaftskammer – sie alle und noch andere Bürokratiehindernisse mehr müssen da umgangen werden, alle Augen mussten die Verantwortlichen zudrücken, wegschauen und so tun, als sei alles in Ordnung. Nichts ist in Ordnung, wie man sieht, wenn man offenen Auges durchs Land fährt.

Einmal abgesehen davon, dass viele dieser Luxusabsteigen jenes Bild konterkarieren, das dieses Land auszeichnet: Architektur, qualitätvolle Architektur sucht man bei diesen Baugiganten meist vergeblich. Da geht es nicht um Schönheit, um Stimmigkeit in der Landschaft oder im Ortsbild, da geht es schlichtweg um Kohle.

Da aber sollte Vorarlberg aufpassen, da hat man einen Ruf zu verlieren. Immerhin gehört unsere Region – noch – zu den Vorzeigeländern für gute, zeitgemäße Architektur. Durchaus mit Recht, wenn man sieht, wie viele besondere Projekte von vor allem Vorarlberger Architektinnen und Architekten hier in den letzten Jahrzehnten verwirklicht wurden. Nur: Solcher Ruf ist schnell dahin, wenn man immer mehr Ausreißer dominant in der Landschaft stehen hat. Und diese Schäbigkeit hat leider Bestand.

Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.