Der Mann hinter Käfer und Polt

Kultur / 28.01.2024 • 16:10 Uhr
Die Kultbuchreihen um den entlassenen Chefredakteur Daniel Käfer bzw. den Gendarmen Simon Polt machten Komarek populär. <span class="copyright">APA/HERBERT PFARRHOFER</span>
Die Kultbuchreihen um den entlassenen Chefredakteur Daniel Käfer bzw. den Gendarmen Simon Polt machten Komarek populär. APA/HERBERT PFARRHOFER

Der Schriftsteller Alfred Komarek ist im Alter von 78 Jahren verstorben.

Wien Am Samstag verstarb in Wien der Kultautor Alfred Komarek. Seine Werkliste umfasst rund 80 Bücher und reicht von „Der verliebte Osterhase Eberhard” bis zu „Schräge Vögel”, wo er sich auch selbst porträtierte – als Höhlenmensch. Populär machten ihn aber vor allem die kultigen Buchreihen rund um den entlassenen Chefredakteur Daniel Käfer respektive den Gendarmen Simon Polt, die auch verfilmt wurden.

„Tolerant zu sein ist für Polt wie für mich eine Möglichkeit, einigermaßen mit der Welt und den Menschen zurechtzukommen."  <span class="copyright">  APA/HERBERT PFARRHOFER</span>
„Tolerant zu sein ist für Polt wie für mich eine Möglichkeit, einigermaßen mit der Welt und den Menschen zurechtzukommen." APA/HERBERT PFARRHOFER

Geboren wurde Alfred Komarek am 5. Oktober 1945 in Bad Aussee. Er studierte Jus und fing als Student zu schreiben an, weil er „dringend Geld brauchte”: Glossen und Reportagen für Zeitungen entstanden, bald aber auch Texte für das Radio. Für den ORF, aber auch für den Bayerischen und Hessischen Rundfunk schrieb er Features, Hörspiele, Essays, Feuilletons, Erzählungen und TV-Drehbücher. So arbeitete er etwa an Dokumentationen für die Reihe „Universum” mit.

1999 erhielt Komarek den Niederösterreichischen Tourismuspreis. Im Bild v.l.n.r.: Johannes Coreth, Alfred Komarek, E. Gabmann, Klaus Merkl, Michaela Kalss und KR Pascher.  <span class="copyright">Nö-Werbung</span>
1999 erhielt Komarek den Niederösterreichischen Tourismuspreis. Im Bild v.l.n.r.: Johannes Coreth, Alfred Komarek, E. Gabmann, Klaus Merkl, Michaela Kalss und KR Pascher. Nö-Werbung

Es entstanden erste Erzählbände mit Namen wie „Der gefallene Weihnachtsengel”, „Der verliebte Osterhase Eberhard” oder „Otto, der Weihnachtsrabe”. Für zahlreiche Sachbücher – etwa über Landschaften vom Ausseerland bis Ungarn – lieferte er Textbeiträge. Doch der große Durchbruch für Alfred Komarek erfolgte Ende der 90er-Jahre.

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So erblickte 1998 der Dorfgendarm Simon Polt in Komareks erstem Kriminalroman „Polt muss weinen” das Leben – der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Das Buch wurde mit dem „Glauser”-Preis als bester deutschsprachiger Krimi des Jahres ausgezeichnet. Es folgten „Blumen für Polt”, „Himmel, Polt und Hölle”, „Polterabend”, „Polt.” und zum Abschluss 2015 „Alt, aber Polt”. Nicht zuletzt dank der Verfilmungen mit Erwin Steinhauer in der Titelrolle wurde der Polt zur Kultfigur.

Komareks Werkliste umfasst rund 80 Bücher.  <span class="copyright">APA/HERBERT PFARRHOFER</span>
Komareks Werkliste umfasst rund 80 Bücher. APA/HERBERT PFARRHOFER

Wie die Polt-Romane wurden auch die Bücher um Daniel Käfer („Die Villen der Frau Hürsch”, „Die Schattenuhr”, „Narrenwinter” und „Doppelblick”), einen frisch entlassenen Chefredakteur auf den Spuren seiner Kindheit, erfolgreich. Auch hier gab mit Peter Simonischek in der Hauptrolle ein Publikumsliebling der Figur sein Gesicht.

Cornelius Obonya, Regisseur Julian Pölsler und Erwin Steinhauer mit der Romy fŸür den besten TV-Film des Jahres 2014 „Polt”. <span class="copyright">APA/HANS PUNZ</span>
Cornelius Obonya, Regisseur Julian Pölsler und Erwin Steinhauer mit der Romy fŸür den besten TV-Film des Jahres 2014 „Polt”. APA/HANS PUNZ

Beide Charaktere sind dabei eng mit Komareks eigenem Leben verbunden. Polt ist untrennbar mit dem Weinviertel verbunden, wo Komarek Jahrzehnte ein altes Presshaus im Pulkautal besaß. Der Ex-Chefredakteur Käfer bekam viel aus Komareks Heimat mit, dem steirischen Salzkammergut. Dass Komarek ein Spezialist für ungewöhnliche Figuren war, stellte er überdies nicht zuletzt mit dem Erzählband „Alfred” unter Beweis, in dem er einen Wiener Mistkübel zum Protagonisten machte und ihn auf einem Müllberg auf einen Weisen treffen lässt.

Alfred Komarek (l.) und der Präsident des Hauptverbands des Österreichischen Buchhandels, Gerald Schantin, bei der Überreichung des „Goldenen Buches”. <span class="copyright">GEORG HOCHMUTH</span>
Alfred Komarek (l.) und der Präsident des Hauptverbands des Österreichischen Buchhandels, Gerald Schantin, bei der Überreichung des „Goldenen Buches”. GEORG HOCHMUTH

Dieses literarische Schaffen blieb nicht ohne Anerkennung. Komarek erhielt den Großen Josef-Krainer-Preis des Landes Steiermark und das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse. Außerdem wurde der in Bad Aussee, Wien und im Weinviertel lebende Komarek mit dem Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz im Denken und Handeln ausgezeichnet. „Tolerant zu sein ist für Polt wie für mich eine Möglichkeit, einigermaßen mit der Welt und den Menschen zurechtzukommen”, sagte der Essayist und Erzähler damals.