Jetzt erwachen wir auch

Kultur / 10.02.2024 • 08:00 Uhr
Jetzt erwachen wir auch

Seit Wochen erbeben die deutschen Städte vor allem an den Wochenenden von Norden bis Süden, von Westen bis Osten. Die Bevölkerung ist nach dem großen Treffen der Rechten und Rechtsextremen in Potsdam aufgewacht und zeigt, dass Deutschland kein Staat der politischen Rechten, sondern eine standfeste Demokratie ist.

Aber nicht nur in Deutschland sind die Verteidiger der Demokratie erwacht, auch in Österreichs großen Städten gab es inzwischen große Demonstrationen gegen Rechts. Immerhin waren ja auch österreichische Rechte in Potsdam führend mit dabei. Und jetzt ist es auch in Vorarlberg so weit. In acht Tagen wird um 17.30 Uhr am Marktplatz in Dornbirn eine Kundgebung stattfinden: „Nie wieder ist jetzt! Für Demokratie und Menschenrechte!“ Es braucht bei uns immer etwas länger, bis etwas geschieht, aber vielleicht sitzt es dann besonders tief. Jedenfalls ist beeindruckend, wie viele Organisationen mit unterschiedlichstem Hintergrund zu dieser Kundgebung aufrufen, wie sehr das Eintreten für Demokratie in der Zivilgesellschaft verankert ist.

Es braucht bei uns immer etwas länger, bis etwas geschieht, aber vielleicht sitzt es dann besonders tief.

Da ist etwa der Alpenschutzverein ebenso dabei wie die Caritas Vorarlberg, die Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialdemokratie so wie die Omas gegen Rechts, der Spielboden Dornbirn wie die Welt der Kinder, das Theater Kosmos ebenso wie das Landestheater, die Evangelische Pfarrgemeinde so wie das Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast, Amnesty International wie die Dornbirner Lions Basketball oder das Jüdische Museum Hohenems. Das ist eine willkürliche Aufzählung, ein Herausgreifen aus mehr als vierzig Organisationen, die sich dem Aufruf „Für Demokratie und Menschenrechte“ angeschlossen haben. Es ist, so darf man sagen, ein guter Querschnitt durch die Vorarlberger Institutionen, die sich hier zusammengefunden haben. Entsprechend sollte auch das Aufgebot an Menschen am Marktplatz in Dornbirn sein. Natürlich werden da auch Reden zum Thema gehalten. Hanno Loe­wy, der Direktor des Jüdischen Museums wird ebenso sprechen wie der Historiker Werner Dreier, ehemals Leiter von erinnern.at. Das könnte also ebenso spannend wie informativ werden.

Ein Detail am Rande, das nichts mit der Demonstration zu tun hat: Der Schauspieler Hans Sigl, bekannt geworden vor allem durch seine Rolle als „Bergdoktor“, der in Feldkirch das Gymnasium besucht und dort die Matura abgelegt hat, wollte über einen ehemaligen Professor in ähnlicher Sache Kontakte nach Vorarlberg knüpfen. Er hätte sich einen Auftritt mit anderen vorgestellt, in dem ebenfalls das Demokratie-Thema Inhalt gewesen wäre. Leider kam das nicht zustande. Die Stimme gerade solch bekannter Menschen könnte bei Themen dieser Art für eine Verbreitung sorgen, die sonst nicht erreichbar ist. Vielleicht kann man da noch etwas machen und den „Bergdoktor“ für die gute demokratische Sache später gewinnen. Das Problem mit Rechts stirbt ja nicht aus.

Walter Fink

walter.fink@vn.at

Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.