Wie eine Wiener Familie die Musikwelt revolutionierte

Wien Michael Lemsters „Strauss – Eine Wiener Familie revolutioniert die Musikwelt“ zeichnet die Geschichte der Strauss-Dynastie detailliert nach. Auf knapp 500 Seiten gelingt es dem Autor, die Entwicklung einer Familie zu schildern, die bis heute als Inbegriff des Wiener Walzers und als Pionier des modernen Musik-Entertainments gilt.

Das 19. Jahrhundert war in Wien eine Zeit des Umbruchs und der Sehnsucht nach Zerstreuung. Nach den napoleonischen Kriegen und unter der strengen Herrschaft Metternichs suchte die Bevölkerung nach Unterhaltung und Zerstreuung. In dieser turbulenten Zeit begann Johann Strauss Vater, der Komponist des berühmten Radetzkymarsches, den Grundstein für das musikalische Erbe seiner Familie zu legen. Sein Sohn, Johann Strauß Sohn, auch Walzerkönig genannt, führte dieses Erbe zu neuen Höhen.

Lemster zeichnet ein lebendiges Bild der Familie Strauss, die aus ärmlichen Verhältnissen zu internationalen Stars wurde. Der Autor versteht es, die vielen kleinen Begebenheiten und Anekdoten rund um die Familie Strauss geschickt zu einem umfassenden und unterhaltsamen Porträt dieser außergewöhnlichen Künstlerfamilie zu verweben. Besonders faszinierend ist die Darstellung der Entwicklung des Walzers. Ursprünglich als einfacher Tanz in der Wiener Vorstadt entstanden, wurde der Walzer durch die Familie Strauss zu einem weltweiten Phänomen. Der Walzer bot den Wienern eine Möglichkeit, ihre Sorgen zu vergessen und sich dem Vergnügen hinzugeben – trotz der politischen Unterdrückung jener Zeit.

Lemster beschreibt, wie die Strauss-Dynastie nicht nur musikalisch, sondern auch gesellschaftlich eine Revolution auslöste. Johann Strauß Vater und seine Nachkommen schafften es, aus der Armut in die höchsten Kreise der Gesellschaft aufzusteigen. Dabei blieben sie stets Teil der „Parallelgesellschaft“ der Musik- und Bühnenkünstler, agierten aber als deren prominenteste Vertreter auf Augenhöhe mit dem Adel und dem wohlhabenden Bürgertum. In einer Zeit, in der die Gesellschaft stark nach Ständen gegliedert war, gelang Johann Strauß Vater innerhalb von drei Jahrzehnten der Aufstieg aus bescheidenen Verhältnissen in die höchsten gesellschaftlichen Kreise. Als erster „Walzerkönig“ agierte er zeitweise auf Augenhöhe mit der ersten Gesellschaft des Adels und des reichen Bürgertums. Dies ist umso bemerkenswerter, als er von ganz unten kam und sich seinen Ruhm allein durch sein musikalisches Können und seine Zielstrebigkeit erarbeitete.

Das Buch beleuchtet auch die Rolle der Frauen in der Familie Strauss, die oft im Schatten ihrer berühmten Männer standen, aber dennoch großen Einfluss auf deren Erfolg hatten. Er beschreibt, wie die Frauen der Familie Strauss nicht nur als Muse und Unterstützung dienten, sondern auch aktiv an der Gestaltung des Familienerbes beteiligt waren. Das Buch bietet auch einen interessanten Einblick in die Wiener Gesellschaft und Kultur des 19. Lemster beschreibt die lebendige Wiener Musikszene und die Rolle, die die Familie Strauss darin spielte. Er schildert, wie Musik und Geselligkeit in Wien als Mittel genutzt wurden, um sich gegen politische Unterdrückung zu wehren und eine eigene, lebensfrohe Kultur zu schaffen.

„Strauss – Eine Wiener Familie revolutioniert die Musikwelt“ ist ein umfassendes und gut recherchiertes Werk, das sowohl Musikliebhabern als auch historisch Interessierten eine Fülle an Informationen bietet.