Eine Schulklasse im Proberaum des Lebens

Mittelschüler aus Frastanz entwickelten ihr eigenes Kartenspiel.
Frastanz Am Donnerstag, 27. Juni, um 19 Uhr, haben die Schüler ihren großen Auftritt. Da präsentieren sie ihr selbst entwickeltes Kartenspiel „Dein Leben?“ Am Anfang waren die 18 Schüler der 3b Klasse alles andere als begeistert, als Lehrer David Böckle ihnen die Zusammenarbeit mit Literaturvermittlerin Marion Hofer verkündete. „Für meine Schüler war das Projekt mit großer Unsicherheit verbunden, weil es Neuland war“, erklärt der Klassenvorstand die Bedenken.

Das definierte Ziel, ein Kartenspiel herzustellen, das ihre aktuelle Lebensphase reflektiert und sich mit Fragen der Zukunft beschäftigt, wurde geschafft. Die Protagonisten schufen sich dadurch eine Art Proberaum, der ihnen die Möglichkeit eröffnet, Lebensentwürfe kennenzulernen, sie unterschiedlich zu gestalten und nach Belieben zu testen.

Es ist ein Spiel, das sie lehrt, ihre eigene Identität zum Ausdruck zu bringen, sich zu reflektieren und das Lösungsstrategien fordert.

Zuerst ging es als Blackout-Poet auf die Suche nach versteckten Versen oder Botschaften, die zwischen den Zeilen einer Buchseite stecken. Fast im Handumdrehen entstanden teils tiefsinnige Gedichte. Weiters gestaltete die Klasse eine Collage zur Bedeutung des Vornamens, stellten ihre Identität in einem Selfie dar und erarbeitete eine Wortwolke. Erst danach erfolgte die Umsetzung des Kartenspiels selbst. Gewählt haben Böckle und Hofer dafür die Technik des Linolschnittes.

Zwei Tage lang verwandelte sich das Klassenzimmer in eine Druckwerkstatt. Zur Ausstattung gehörten neben einer Linolplatte, dem Schnittbesteck und den Farben auch eine Druckerpresse. Bevor es mit dem Schneiden losging, haben sie das Motiv auf Papier gezeichnet und danach erst auf die Linolplatte übertragen“, sagt die Autorin und Literaturvermittlerin. Weil das Spiel 90 Karten umfasst, die sich aus Personenkarten, Berufskarten und Schicksalskarten zusammensetzt, gestaltete jeder Schüler mindestens vier davon.

Wie ein Geschichten-Generator erhält der Spieler durch das Ziehen der verschiedenen Karten Informationen wie Alter, Familienstand, Beruf und eintretendes Schicksal. Sie sind die Fixelemente der Geschichten, die dann geschrieben werden. Die erste Runde erfolgte im Zweier-Team. „Das gemeinsame Schreiben am Text hat mir viel Spaß gemacht, auch weil wir im Team gut zusammenarbeiten konnten“, sagt der 14-jährige Edin Gradinaj und der 15-jährige Leart Eqeremi fügt hinzu: „Ich kann jetzt viel besser im Team arbeiten und habe außerdem neue Freunde finden können.“

Und selbst Klassenvorstand David Böckle staunt über seine Klasse. „Es ist uns gelungen, durch eine gute und geduldige Betreuung während des Projektes den Schülern Sicherheit zu geben, damit sie über sich hinauswachsen können.“ CRO