Der rituelle Ereignisraum von Kris Lemsalu

Kultur / 10.07.2024 • 13:57 Uhr
Sommerausstellung Magazin4 und Kultursommer, Kris Lemsalu „Holy Hell OOO, und Kultursommer „Märchenstunde“
Kris Lemsalus Werke eine einzigartige Mischung aus persönlichen Erfahrungen und universellen Themen. philipp steurer

Mit der Ausstellung der estnischen Künstlerin wird das Magazin 4 zum Schauplatz einer außergewöhnlichen Schau.

Bregenz Ab dem 13. Juli wird das Magazin 4 in Bregenz zur Bühne einer außergewöhnlichen Ausstellung: „Holy Hell OOO“ der estnischen Künstlerin Kris Lemsalu. Diese Schau verwandelt den Raum in ein rituelles Ereignis, das die Besucher in eine Welt entführt, in der die Themen Geburt, Tod und das Dazwischen im Mittelpunkt stehen. Lemsalus Werke, die oft mythologische Themen aufgreifen, sind eine Hommage an die Mythologie, kunstvoll in Szene gesetzt mit selbst hergestellter Keramik und einer Vielzahl anderer Materialien.

Kris Lemsalu
Die Installationen reflektieren das Gefühl, von Engeln verlassen zu sein. stadt bregenz

Die Installationen „Holy Hell OOO“ und „Angels Gone Pissing“ sind zentrale Elemente der Ausstellung und transformieren den Ausstellungsort in einen spirituellen Raum. Die Performance, die am Samstag offiziell um 22 Uhr beginnt, wird schon früher starten und in einer fließenden Inszenierung zu ihrem Ende finden, wodurch der gesamte Raum in eine sakrale Atmosphäre getaucht wird. Lemsalus Werke sind mehr als Installationen; sie schaffen Räume, die Elemente enthalten, die man auch in Kirchen oder Tempeln findet. Engel, die wegfliegen, Bilder der Geburt und heimkehrende Seelen erzeugen eine heilige Stimmung. Die neu gestalteten Vorhänge, inspiriert von den Wäldern und Rinden der Region, verleihen dem Raum eine kultische Belichtung.

Sommerausstellung Magazin4 und Kultursommer, Kris Lemsalu „Holy Hell OOO, und Kultursommer „Märchenstunde“
„Holy Hell OOO“ und „Angels Gone Pissing“ sind zentrale Elemente der Ausstellung. philipp steurer

Das Magazin 4 ist täglich frei zugänglich, sodass Besucher jederzeit vorbeikommen, sich hinsetzen und die Atmosphäre genießen können. Zusätzliche Sitzgelegenheiten sorgen für einen angenehmen Aufenthalt. Ziel ist es, diesen Ort zu einem Platz der Reflexion zu machen, an dem über die großen Themen des Lebens nachgedacht werden kann, einschließlich der Vergänglichkeit und des Todes.

Sommerausstellung Magazin4 und Kultursommer, Kris Lemsalu „Holy Hell OOO, und Kultursommer „Märchenstunde“
Sommerausstellung Magazin4 und Kultursommer, Kris Lemsalu „Holy Hell OOO, und Kultursommer „Märchenstunde“

Besonders hervorzuheben ist die gesellschaftliche Relevanz der Ausstellung. Die Installationen reflektieren das Gefühl, von Engeln verlassen zu sein, besonders in Zeiten des Krieges. Diese Arbeit entstand, als der Krieg in der Ukraine begann, die Nähe Österreichs macht das Thema besonders relevant. Dennoch versucht Kris Lemsalu durch ihre Kunst auch Hoffnung und ein Lächeln in diese schwierigen Themen zu bringen.

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“HOLY HELL O, 2018” von Kris Lemsalu, das am 21. September 2021 im Sektor Unlimited der Art Basel, der Messe für moderne und zeitgenössische Kunst, in Basel ausgestellt wurde. Fabrice COFFRINI / AFP)

Kulturstadtrat Michael Rauth betont die Bedeutung der Ausstellung: „Das Thema ist spannend, weil Märchen immer einen Widerstreit zwischen Gut und Böse darstellen. Meistens siegt das Gute und die Geschichte nimmt ein positives Ende. Unsere Ausstellung untersucht den Wandel und die Mythen unserer Zeit. Wir fragen uns, ob die Veränderungen in unserer Gesellschaft wirklich Fortschritte sind oder ob es manchmal auch Rückschritte gibt. Dieser ewige Widerstreit zwischen Gut und Böse begleitet uns unser ganzes Leben lang und prägt unsere Gesellschaft.“

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Lemsalu beschreibt ihre Arbeit als Schaffung eines Fantasierraums, der es ermöglicht, der allgegenwärtigen Angst zu entkommen und Kreativität zu erleben. „Ich zeige zwei Installationen, die ich vor einigen Jahren geschaffen habe. Diese symbolisieren zum einen Geburt und den Sprung in die Ungewissheit, die mit diesem Ereignis einhergeht. Die zweite Installation reflektiert ein Gefühl der Verwirrung und Unsicherheit, das uns heutzutage umgibt. Diese Unsicherheit und die damit verbundene Angst hindern uns oft daran, klare Gedanken zu fassen und hohe geistige Ebenen zu erreichen.“ Lemsalu, die an der Estonian Academy of Arts, der Royal Danish Academy of Fine Arts und der Akademie der bildenden Künste in Wien studiert hat, pendelt zwischen Los Angeles, New York und Tallinn. Sie hat unter anderem in der Secession Wien, im Belvedere, im Goldsmith CCA in London, im Tartu Art Museum und im KW Institute for Contemporary Art Berlin ausgestellt. Ihre Werke sind eine einzigartige Mischung aus persönlicher Erfahrung und universellen Themen, die tief in die menschliche Existenz eintauchen.

„HOLY HELL OOO“, Kris Lemsalu

  1. Juli bis 13. Oktober 2024
    Magazin 4, 2. OG, Bergmannstraße 6
    Dienstag bis Freitag, 10 bis 17 Uhr
    Samstag bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr