Larchers Liebe und das Fieber

Kultur / 06.08.2024 • 13:02 Uhr
Bregenz am 5.8.2024 Bregenzer Festspiele. OK Orchesterkonzert der Wiener Symphoniker 3, Dirigent Petr Popelka. Dirigent Petr Popelka
Popelka führte das Orchester sicher durch die lyrischen Passagen und die dynamischen Ausbrüche, die wesentliche Motive der Oper vorwegnehmen. Mathis/Festspiele

Drittes Orchesterkonzert im Festspielhaus Bregenz unter der Leitung von Petr Popelka.

Bregenz Am Montagabend gaben die Wiener Symphoniker unter der Leitung ihres neuen Chefdirigenten Petr Popelka ihr drittes Orchesterkonzert im Bregenzer Festspielhaus.

Bregenz am 5.8.2024 Bregenzer Festspiele. OK Orchesterkonzert der Wiener Symphoniker 3, Dirigent Petr Popelka. Dirigent Petr Popelka
Das Werk beginnt mit zarten, ätherischen Klängen, die den Zuhörer sanft in die poetische Welt Miyazawas einführen.

Den Auftakt bildete die Ouvertüre zur Oper “Euryanthe” von Carl Maria von Weber. Dieses oft unterschätzte Meisterwerk fängt die Atmosphäre und die dramatische Spannung der Oper gekonnt ein. Popelka führte das Orchester sicher durch die lyrischen Passagen und die dynamischen Ausbrüche, die wesentliche Motive der Oper vorwegnehmen.

Der Abend wurde mit Robert Schumanns Sinfonie Nr. 3 in Es-Dur, op. 97, der sogenannten “Rheinischen”, fortgesetzt. Der erste Satz mit seinem kraftvollen und majestätischen Thema wurde von den Wiener Symphonikern mit Lebendigkeit und Energie gespielt, das anschließende heitere Scherzo greift volkstümliche Tanzrhythmen auf und spiegelt die fröhliche Stimmung des ländlichen Lebens am Rhein wider.

Bregenz am 5.8.2024 Bregenzer Festspiele. OK Orchesterkonzert der Wiener Symphoniker 3, Dirigent Petr Popelka. Dirigent Petr Popelka
Petr Popelka dirigierte erstmals ein Konzert in Bregenz.

Im dritten Satz präsentierte das Orchester eine lyrische, in sich gekehrte Melodie, die einen starken Kontrast zu den vorangegangenen Sätzen bildete. Der vierte Satz, eine musikalische Darstellung einer feierlichen Zeremonie im Kölner Dom, zeichnete sich durch seine erhabene und sakrale Stimmung aus. Der Schlusssatz griff die ausgelassene und optimistische Stimmung des Beginns wieder auf und endete mit einem kraftvollen und fröhlichen Finale.

Der Höhepunkt des Abends war jedoch zweifellos die Aufführung von “Love and the Fever” von Thomas Larcher. Die 45-minütige chorsinfonische Komposition basiert auf acht Gedichten von Kenji Miyazawa, die von Roger Pulvers ins Englische übersetzt wurden. Die Gedichte behandeln Themen wie Natur, Liebe und Vergänglichkeit, inspiriert von der rauen Landschaft Nordjapans und persönlichen Erfahrungen des Dichters.

Bregenz am 5.8.2024 Bregenzer Festspiele. OK Orchesterkonzert der Wiener Symphoniker 3, Dirigent Petr Popelka. Dirigent Petr Popelka
Die Balance zwischen Chor und Orchester ist meisterhaft und die musikalische Leitung durch Popelka sorgte dafür, dass die emotionalen Höhen und Tiefen der Komposition eindrucksvoll dargestellt wurden.

Thomas Larcher, 1963 in Innsbruck geboren, zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten Österreichs. Seine Werke schlagen oft eine Brücke zwischen traditioneller und moderner Musik und zeichnen sich durch Vielschichtigkeit und Intensität aus.

Das Werk beginnt mit zarten, ätherischen Klängen, die den Zuhörer sanft in die poetische Welt Miyazawas einführen. Sehr schnell wechselt die Musik ins Forte und entfaltet eine packende Dynamik, die den Atem raubt. Larchers Orchestrierung verwendet eine breite Palette von Farben und Texturen, um die Nuancen der Gedichte widerzuspiegeln. Die komplexen Klangwelten, die Larcher schafft, faszinieren durch ihre Vielschichtigkeit und fesselnde Dynamik. Sie bringen die Stimmungen und Themen der Gedichte eindrucksvoll zur Geltung und hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck.

Bregenz am 5.8.2024 Bregenzer Festspiele. OK Orchesterkonzert der Wiener Symphoniker 3, Dirigent Petr Popelka. Dirigent Petr Popelka
Zum Abschluss bedankten sich die Symphoniker mit “Das ist die Berliner Luft” bei Intendantin Elisabeth Sobotka, die bekanntlich an die Staatsoper Unter den Linden wechselt.

Der Chor fungiert nicht nur als Erzähler, sondern auch als emotionaler Resonanzkörper, der die unterschiedlichen Stimmungen und Themen der Gedichte verstärkt. Besonders bemerkenswert ist die nahtlose Struktur der acht Sätze, die attacca, also ohne Pause, ineinander übergehen, mit Ausnahme des sechsten Satzes “The Morning of Last Farewell”, der mit einer Pause vor dem siebten Satz endet.

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Larcher versteht es meisterhaft, Gefühle und Emotionen musikalisch auszudrücken. Die feinen Nuancen und komplexen Strukturen der Komposition kamen voll zur Geltung, unterstützt durch den präzisen und emotional mitreißenden Vortrag des Chores. Jede Stimme ist perfekt aufeinander abgestimmt und verleiht den Gedichten Miyazawas eine besondere Resonanz. Die Balance zwischen Chor und Orchester ist meisterhaft und die musikalische Leitung durch Popelka sorgte dafür, dass die emotionalen Höhen und Tiefen der Komposition eindrucksvoll dargestellt wurden.

Zum Abschluss bedankten sich die Symphoniker mit “Das ist die Berliner Luft” bei Intendantin Elisabeth Sobotka, die bekanntlich an die Staatsoper Unter den Linden wechselt.