Ein Meisterwerk in Klang und Ausdruck

Kultur / 30.08.2024 • 12:48 Uhr
Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko
Das Konzert war ein musikalisches Ereignis von außerordentlicher Qualität. Manuela Jans/Lucerne Festival 

Petrenko und die Berliner Philharmoniker begeistern in Luzern mit Smetanas “Má vlast”.

Luzern Die Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Kirill Petrenko präsentierten am 29. August im Rahmen des Lucerne Festivals im Konzertsaal Luzern eine bemerkenswerte Interpretation von Bedřich Smetanas „Má vlast“ („Mein Vaterland“). Das Konzert erfüllte die hohen Erwartungen und bot eine inspirierende Reise durch die musikalischen Landschaften und historischen Erzählungen Böhmens.

Kirill Petrenko Berliner Philharmoniker
Petrenko verleih Smetanas Werk eine lebendige Dynamik. Stephan Rabold

Kirill Petrenko, einer der herausragendsten Dirigenten unserer Zeit, bewies einmal mehr, warum er als prägende Figur der internationalen Musikszene gilt. Im Alter von 18 Jahren übersiedelte Petrenko mit seiner Familie nach Vorarlberg, wo sein Vater im Symphonieorchester Vorarlberg spielte. Nach seinem Studium am Vorarlberger Landeskonservatorium, das er mit Auszeichnung abschloss, führte ihn sein Weg über mehrere Stationen schließlich zu den Berliner Philharmonikern, wo er am 19. August 2019 die Nachfolge von Sir Simon Rattle antrat.

Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko
Das Konzert bot eine Reise durch die musikalischen Landschaften und historischen Erzählungen Böhmens. Manuela Jans/Lucerne Festival 

Mit einer beeindruckenden Kombination aus technischer Präzision, intensiver Ausdruckskraft und feinem Gespür für die musikalischen Nuancen von Smetanas Werk verlieh Petrenko dem Konzert eine lebendige Dynamik. Unter seiner klaren und stringenten Leitung erlebte das Publikum ein kohärentes und facettenreiches Klangerlebnis. Die Berliner Philharmoniker boten unter Petrenkos Führung eine faszinierende Aufführung von „Má vlast“. Vom ersten Harfenklang bis zu den triumphalen Klängen in „Blaník“ war das Spiel des Orchesters von höchster Präzision und Ausdruckskraft geprägt. Jeder Musiker zeigte eine besondere Hingabe und ein tiefes Verständnis für die Bedeutung dieser Musik, was dem gesamten Zyklus eine fast spirituelle Dimension verlieh.

Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko
Unter seiner klaren und stringenten Leitung erlebte das Publikum ein kohärentes und facettenreiches Klangerlebnis. Manuela Jans/Lucerne Festival 

Das Konzert begann mit „Vyšehrad“, einer majestätischen Vertonung der Legende von der gleichnamigen Prager Burg. Den Philharmonikern gelang es meisterhaft, die Erhabenheit und den historischen Glanz dieser musikalischen Dichtung herauszuarbeiten. Das einleitende, von einer mystischen Aura umgebene Harfenspiel stimmte auf den weiteren Verlauf des Abends ein und versetzte den Saal in gespannte Erwartung. Es folgte nahtlos „Vltava“ („Die Moldau“), das wohl bekannteste Stück des Zyklus. Petrenko und die Philharmoniker zeichneten den Verlauf des Flusses in all seinen Facetten nach: vom leisen Murmeln der Quellen über die lebhaften Strudel bis hin zum mächtigen Strom, der sich majestätisch durch die böhmische Landschaft zieht. Diese Interpretation bestach durch lebendige Frische und beeindruckende Intensität und zog das Publikum in ihren Bann. In „Šárka“, das die Geschichte der gleichnamigen Kriegerin erzählt, brachten die Philharmoniker die Dramatik und Spannung der Sage meisterhaft zum Ausdruck. Die dynamischen Kontraste und das packende Zusammenspiel der Orchestergruppen ließen die Geschichte eindrucksvoll lebendig werden.

Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko
Das Festspielhaus in Luzern verfügt über eine herausragende Akkustik. Manuela Jans/Lucerne Festival 

Auch in „Z českých luhů a hájů“ („Aus Böhmens Hain und Flur“) zeigte sich die Virtuosität des Orchesters in voller Blüte. Die Naturschönheiten Böhmens wurden durch Smetanas lebendige Musiksprache greifbar und vermittelten eine tiefe Verbundenheit mit der Heimat des Komponisten. Die beiden letzten Teile des Zyklus, „Tábor“ und „Blaník“, führten tief in die historischen und mythischen Erzählungen Böhmens. Mit beeindruckender Klangvielfalt und musikalischer Intensität erweckten die Philharmoniker die Themen des Hussitenkrieges und der Blaník-Sage zu neuem Leben. Petrenko führte das Orchester mit souveräner Ruhe und einem untrüglichen Gespür für dramatische Höhepunkte durch die anspruchsvollen Passagen.

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Die Aufführung von Smetanas „Má vlast“ durch die Berliner Philharmoniker und Kirill Petrenko im Konzertsaal Luzern war ein musikalisches Ereignis von außerordentlicher Qualität und Bedeutung. Das Orchester und der Dirigent haben einmal mehr bewiesen, warum sie zu den Besten der internationalen Musikszene gehören.