Die Oberfläche und das Unsichtbare

Kultur / 11.09.2024 • 13:51 Uhr
Egmont Hartwig
Die nächste Ausstellung in der Villa Claudia in Feldkirch ist Egmont Hartwig gewidmet. Egmont Hartwig

Egmont Hartwig in der Villa Claudia.

Feldkirch Die kommende Ausstellung von KunstVorarlberg in der Villa Claudia in Feldkirch, die vom 13. September bis 6. Oktober stattfindet und am 12. September um 19.00 Uhr eröffnet wird, ist dem 1973 in Groningen (Niederlande) geborenen und heute in Dornbirn lebenden Maler Egmont Hartwig gewidmet. Obwohl Hartwig auch abstrakte Werke schafft, liegt der Schwerpunkt seiner Kunst auf figurativen Darstellungen, die Gegenstände aus seiner unmittelbaren Umgebung präzise wiedergeben. Diese Objekte sind oft ungewöhnlich und in der Kunst selten anzutreffen.

Egmont Hartwig
Egmont Hartwig ist 1973 in Groningen geborenen und lebt heute in Dornbirn. KunstVorarlberg

Der Künstler nennt seine Ausstellung in der Villa Claudia „Zeitweiligkeiten“, was auf die Vergänglichkeit verweist. Damit spielt er auf das Vanitas-Stillleben an, ein Thema, mit dem Hartwig in der Tradition der niederländischen Meister steht, die vor allem im Barock leblosen Gegenständen symbolische Bedeutung verliehen. Die Kunst des Stilllebens habe ihn schon immer fasziniert, sagt Hartwig. Besonders schätzt er den flämisch-niederländischen Maler Pieter Claesz (1596/1597-1661), der mit seinen innovativen Bildkompositionen zu den bedeutendsten Stilllebenmalern zählt. Die virtuose Darstellung von Keramik- und Metallgefäßen sowie die Tiefenwirkung durch über den Bildrand hinausragende Gegenstände prägten Claesz nachhaltig. Ursprünglich diente das Malen von Stillleben Hartwig zum Erlernen technischer Fertigkeiten. Im Laufe der Zeit fand er jedoch immer mehr Gefallen an diesem Genre und seine Arbeiten wurden immer detailreicher.

Egmont Hartwig
Egmont Hartwigs Bilder in der Villa Claudia. KunstVorarlberg

Die von KunstVorarlberg kuratierte Ausstellung gibt einen Überblick über Hartwigs künstlerische Entwicklung der letzten zehn Jahre. Zu Beginn dominieren eher traditionelle Stillleben, doch die Auswahl der dargestellten Motive ist unkonventionell. Oft sind es persönliche Gegenstände des Künstlers, die visualisiert werden und eine symbolische Bedeutung tragen. So kann zum Beispiel ein sich vergrößernder Riss in einer Wand als Vanitas-Element fungieren und auf die Vergänglichkeit verweisen. In seinen neueren Werken gewinnt der Hintergrund zunehmend an Bedeutung. Wände breiten sich über die gesamte Leinwand aus und die ehemals zentralen Objekte verschwinden fast vollständig. Laut Hartwig dient diese Technik dazu, den Werken eine gewisse Abstraktion zu verleihen. Am Ende bleiben nur noch kleine Details wie ein Stück Klebeband, ein Wassertropfen oder leere Polaroidrahmen als Überbleibsel des klassischen Stilllebens.

Egmont Hartwig
Egmont Hartwig studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Utrecht. kunstvorarlberg

Hartwig, der unter anderem an der Kunstakademie in Enschede, an der Hochschule für Bildende Künste in Utrecht und am California College for the Arts in den USA studiert hat, verwendet hauptsächlich Ölfarben. Er betont, dass Realismus für ihn nicht nur die Darstellung der sichtbaren Welt ist, sondern die Suche nach dem “Wirklichen”. „Die Oberfläche der Dinge ist oberflächlich”, erklärt er. “Realismus ist eine Erkundung des Subtextes, ein Versuch, das schwer fassbare Wesen der Dinge zu ergründen, auch wenn wir es nie ganz erfassen können.“ Dabei strebt er nicht nach Perfektion, Fotorealismus oder Hyperrealismus, sondern untersucht die Formen – eine Untersuchung, die bewusst Grenzen überschreitet.

Egmont Hartwig: Zeitweiligkeit

KunstVorarlberg, Villa Claudia, Feldkirch
13.9.-6.10.
Eröffnung: 12.9., 19.00 Uhr
Fr 16-18, Sa 15-18, So 10-12 und 15-18
www.kunstvorarlberg.at