Energie und Macht als treibende Kräfte der Architektur

Kultur / 29.09.2024 • 15:47 Uhr
Power
Die Ausstellung “Power” im Vorarlberger Architektur Institut verbindet die Felder Energie und Politik. Darko Todorovic

Architektur und Politik im Fokus: „Power“ im Vorarlberger Architektur Institut

Dornbirn Die Ausstellung „Power“ im Vorarlberger Architektur Institut untersucht die entscheidende Rolle von Energie und Politik bei der Gestaltung unserer Welt. Sie zeigt die enge Verflechtung von geopolitischen Prozessen und planerischen Entscheidungen in Architektur, Ingenieurwesen und Landschaftsgestaltung, insbesondere bei der Schaffung von Infrastruktur. Von Pipelines und Mikrochips bis hin zu Windturbinen und Recyclingzentren – Infrastrukturen sind allgegenwärtig und beeinflussen unser Leben auf vielfältige Weise. Sie sind nicht nur technische Errungenschaften, sondern oft auch Gegenstand intensiver politischer und gesellschaftlicher Auseinandersetzungen. Die Schau beleuchtet dabei das doppelte Verständnis von „Power“ – im Sinne von Energie und politischer Macht.

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Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat sich die energetische Transformation weiter beschleunigt. Darko Todorovic

Ein zentraler Aspekt der Präsentation ist die historische Entwicklung des europäischen Projekts nach dem Zweiten Weltkrieg. Energie und Baustoffe spielten eine Schlüsselrolle in der europäischen Zusammenarbeit und die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) ebnete den Weg für das heutige Europa.

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Ein Thema ist der Anfang des europäischen Projekts – Gemeinschaft
für Kohle und Stahl. Darko Todorovic

Herausragende Bauprojekte dieser Zeit, die von namhaften Vertretern der architektonischen Avantgarde entwickelt wurden, verdeutlichen die enge Verbindung von Energiepolitik und Architektur. Besonders hervorgehoben werden das von Robert Schuman verfasste Gründungsdokument der EGKS und die Weltausstellung 1958 in Brüssel, die als Symbol für den optimistischen Aufbruch ins Atomzeitalter gilt.

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Die grüne Revolution war ebenfalls nicht frei von Umweltauswirkungen. Darko Todorovic

Die Reise führt den Besucher in eine Zeit, in der die Kernenergie als Hoffnungsträger für eine saubere und unerschöpfliche Energiequelle gefeiert wurde. Pavillons der Expo 58 wie der kongolesische Pavillon zum Thema Uran oder die nie realisierte Vision eines Atomkraftwerks auf dem Messegelände verkörpern diese Euphorie. Lange bevor Katastrophen wie Tschernobyl und Fukushima das Image der Kernenergie trübten, war die friedliche Nutzung der Kernenergie fest mit einem optimistischen Zukunftsbild verbunden. Eindrucksvoll illustrieren dies die Entwürfe des französischen Architekten Claude Parent, der während der Ölkrise in den 1970er Jahren für das französische Atomprogramm arbeitete.

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Die Hinwendung zu erneuerbaren Energien fällt mit den Anfängen der
ökologischen Bewegung zusammen. Darko Todorovic

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Abkehr von fossilen Energieträgern hin zu erneuerbaren Energien, die zeitlich mit dem Aufkommen der Umweltbewegung zusammenfällt. Der Architekt Rem Koolhaas entwickelte Anfang der 2000er Jahre Visionen einer grünen Transformation, die die Nutzung der Nordsee als Energiequelle in den Mittelpunkt stellte. Diese Überlegungen mündeten in der „Deklaration von Ostende“ im Jahr 2023, die vorsieht, die Nordsee in das größte Kraftwerk der Welt zu verwandeln. Doch die grüne Wende bringt auch Herausforderungen mit sich: Der Wettlauf um knappe Rohstoffe wie Lithium zeigt, dass der Raubbau an der Natur keineswegs gestoppt ist.

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Gebäude (Herstellung und Nutzung) sind für etwa 40% der weltweiten CO 2 -Emissionen
verantwortlich. Darko Todorovic

Neben diesen Themen beleuchtet der Vortrag den enormen ökologischen Fußabdruck der Bauwirtschaft, die für rund 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist. Begriffe wie graue Energie und Kreislaufwirtschaft sind daher heute fest im Architekturdiskurs verankert. Vordenker wie der Ökologe Paul Duvigneaud, der das Konzept des „ecosystème urbain“ entwickelt hat, oder der Philosoph Bruno Latour, der einen Neustart der Moderne fordert, haben diesen Diskurs entscheidend geprägt. Architekten und Planer sind heute mehr denn je gefordert, den Wandel aktiv mitzugestalten.

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“Power” macht deutlich, dass die Zukunft des Bauens untrennbar
mit der Energiewende und dem Schutz unseres Planeten verbunden ist. Darko Todorovic

Dabei geht es nicht nur um die Schaffung neuer Gebäude, sondern auch um die nachhaltige Nutzung bestehender Strukturen. „Power“ zeigt eindrucksvoll, wie stark Energie und politische Macht die Gestaltung unserer Umwelt prägen.

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26. September 2024 bis 25. Januar 2025

 

Öffnungszeiten Ausstellung

Dienstag bis Freitag, 14 bis 17 Uhr

Donnerstag bis 20 Uhr

Samstag 11 bis 15 Uhr

an Feiertagen geschlossen

 

Termine

Ausstellungsgespräche

Samstag, 9. November 2024, 11 Uhr

Samstag, 23. November 2024, 11 Uhr

Donnerstag, 16. Januar 2015, 18 Uhr