Kein Wunder im Theater
Viele von uns können sich noch an den ehrenwerten Theaterdirektor Bruno Felix erinnern, der vor der Jahrtausendwende fast zwanzig Jahre – bis 1999 – Schauspieler, Regisseur, Direktor und Eigentümer des damaligen Theaters für Vorarlberg war. Das Theater wurde als Privattheater geführt, Felix erhielt eine spärliche Subvention des Landes, die weder dem Direktor noch den Schauspielern und anderen Theaterbediensteten eine gutes Auskommen ermöglichte. Die meisten, auch Felix selbst, mussten sich mit Zusatzengagements halbwegs über Wasser halten. Das Theater war, wie gesagt Privattheater, das heißt, Bruno Felix musste das Theater wie ein Unternehmen führen, wenn er Verlust machte, war das sein privater Verlust. Ein unwürdiger, ein unmöglicher Zustand.
„Wunder erwartet sich ohnehin niemand, aber zumindest den Respekt vor der Kunst würde man sich wünschen.“
Dabei hatte alles hoffnungsfroh begonnen. „Man hatte nach den vielen schweren Jahren (nach dem Krieg)doch richtiges Heimweh gehabt nach dem wirklich guten Theater.“ Das sagte der Bregenzer Politiker Eugen Leissing (ÖVP) 1947 im Landtag und versuchte, auch in diesem Bundesland, wie in den anderen, ein eigenes Landestheater einzurichten. Der Versuch mit Intendant Kurt Kaiser misslang, das Landestheater wurde nach einem Jahr aus finanziellen Gründen in ein bescheidenst ausgestattetes Privattheater, das Theater für Vorarlberg, übergeführt. Und Eugen Leissing meinte resignierend: „Es ist unmöglich, in Vorarlberg auf dem Theatersektor ein Wunder zu vollbringen.“ So blieb das auch unter den sich ablösenden Direktoren Fritz Klingenbeck, Richard Wegeler, Alex Freihart und dann eben Bruno Felix.
Erst vor 25 Jahre entschied man sich, wieder mit einem Vorarlberger Landestheater, einer nicht mehr privaten, sondern einer Bühne des Landes, zu beginnen. Deshalb gibt es an diesem Wochenende, Sonntag um 11 Uhr, auch das Jubiläum des Landestheaters im Theater am Kormarkt. Der Spruch von Eugen Leissing, dass es in Vorarlberg kein Wunder beim Theater gebe, hat sich allerdings nicht geändert. Man kann sich an verschiedenste Kulturdebatten im Landtag, kann sich auch an die letzte Diskussion mit den Kultursprechern des Landtags im Kosmos-Theater erinnern: Die Forderung nach einer wesentlichen Erhöhung des Landesbeitrags an das Landestheaters geht durch alle Parteien. Und trotzdem geschieht nichts. Aus Budgetgründen musste von Intendantin Stephanie Gräve die gemeinsam mit dem Symphonieorchester alle Jahre aufgeführte Opernproduktion auf einen Zwei-Jahres-Rhythmus geändert werden, die Gehälter bei den Angestellten, Schauspielern oder Techniker und anderen, liegen an der unteren Grenze. Die finanziellen Möglichkeiten bei Ausstattung und anderem sind höchst begrenzt. Und die schon längst versprochene, oft verschobene und überfällige Renovierung des Theaters wurde wieder verschoben. Man glaubt schon nicht mehr an die Versprechen.
Kurz: Eugen Leissings Spruch muss heute geändert werden: Wunder erwartet sich ohnehin niemand, aber zumindest den Respekt vor der Kunst würde man sich wünschen. Und der zeigt sich nicht zuletzt im Budget. Trotzdem eine schöne Feier zum Jubiläum!
Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.
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